Eiscreme

Heppenheimer Langnese-Werk könnte verkauft werden

Der Unilever-Konzern kündigt die Abspaltung der Eiscreme-Sparte an - der Konzern will sich auf Pflegeprodukte und Ernährung konzentrieren.

Von 
Michael Roth
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Um Kosten zu senken, will der Unilever-Konzern unter anderem die Eiscreme-Marken in eine eigenständige Firma abspalten. © Christopher Frank

Heppenheim. Der Unilever-Konzern, zu dem auch das Langnese-Werk in Heppenheim (Magnum, Capri, Flutschfinger) gehört, will seine Eiscreme-Sparte abspalten und in eine eigenständige Firma ausgliedern. Ein Verkauf könnte folgen. In einer Mitteilung des Unternehmens ist von einer „anderen Eigentümerstruktur“ der Sparte die Rede. Ziele des Umbaus sowie eines Sparprogrammes sind Umsatzsteigerungen und eine höhere Profitabilität, teilte der Konzern weiter mit. Im Zuge der Veränderungen sollen 7500 der weltweit 128.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Pläne zu einem Stellenabbau in Heppenheim nannte das Unternehmen nicht.

Konzernbetriebsratsvorsitzender Hermann Soggeberg hat heute früh um 6 Uhr von den Plänen erfahren, ebenso das deutsche Management. Es habe sich zwar abgezeichnet, dass etwas passiere, aber dieses Ausmaß habe keiner für möglich gehalten. Natürlich habe die Eiscremesparte Probleme, Rohstoffe und Energie seien teurer geworden, der Absatz zuletzt schwächer gewesen. In Sachen Stellenabbau rechnet er damit, dass der Standort Heppenheim relativ sicher sei. Gleichwohl geht er davon aus, dass das Eiscreme-Geschäft verkauft wird. Mit einem Plus der Unilever-Aktie von mehr als fünf Prozent hat die Börse auf die Abspaltungspläne reagiert. Die Aktienanalysten von RBC Capital sprechen von einem nachvollziehbaren Schritt. Die Eiscreme-Sparte weise ein niedrigeres Wachstumsprofil und geringe Kostensynergien auf.

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Das Werk Heppenheim ist eines der größten Eiskremwerke Europas, das auch für viele andere Unilever-Firmen in Europa Speiseeis produziert. Dabei werden jährlich über 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme hergestellt. Davon ist der größte Teil Magnum. Das Management von Unilever ist der Ansicht, dass sich der Konzern zunehmend auf ein Portfolio von Marken mit starken Positionen in attraktiven Kategorien konzentrieren sollte, die komplementäre Betriebsmodelle haben, heißt es in der Mitteilung weiter. Hier könne das Unternehmen seine Innovations-, Marketing- und Markteinführungsfähigkeiten am effektivsten einsetzen. Die Eiscreme-Sparte habe ein ganz anderes Betriebsmodell, und deshalb habe der Vorstand entschieden, dass die Trennung von der Sparte dem zukünftigen Wachstum des Bereichs und von Unilever als Konzern am besten dient.

Nach der Trennung werde Unilever ein einfacheres Unternehmen sein, das vier Geschäftsgruppen in den Bereichen Pflege (Axe-Deo, Rexona) und Ernährung (Rama, Knorr, Pfanni) betreibt. Das bedeutet auch, dass das Mannheimer Werk (Dove-Seife) bei Unilever bleibt. Diese Geschäftsbereiche verfügten über komplementäre Marktzugänge und/oder Forschungs- und Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebssysteme sowohl in den entwickelten Märkten als auch in den Schwellenmärkten.

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Unilever werde sein Portfolio innerhalb der vier Unternehmensgruppen weiter auf wachstumsstärkere Bereiche und Marken optimieren. Der Vorstand sei zuversichtlich, dass das künftige Wachstumspotenzial der Eiscreme-Sparte unter einer anderen Eigentümerstruktur besser genutzt werden kann. Speiseeis weise im Vergleich zu den anderen Geschäftsbereichen von Unilever besondere Merkmale auf. Dazu gehörten eine Lieferkette und Verkaufsstellen, die Tiefkühlprodukte lagern können, eine andere Kanallandschaft, stärkere Saisonabhängigkeit und eine höhere Kapitalintensität.

Durch die Ausgliederung des Geschäftsbereichs Speiseeis entstehe ein weltweit führendes Unternehmen, das in einer äußerst attraktiven Kategorie tätig ist und dessen Marken zusammen einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro im Jahr 2023 erzielen. Fünf der zehn weltweit meistverkauften Speiseeismarken, darunter Wall's, Magnum und Ben & Jerry's, gehörten zu diesem Geschäftsbereich.


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