Heppenheim. Knorr, Rexona, Duschdas, Mondamin - mehr als 400 Marken führt der Konsumgüterriese Unilever weltweit in seinem Sortiment. Nun will das Unternehmen den Fokus stärker auf 30 sogenannte Power Brands legen, also die Marken im Portfolio, die für mehr als 70 Prozent des globalen Umsatzes stehen. Das hat Vorstandschef Hein Schumacher bekanntgegeben.
Viele Mitarbeiter in der Region
Die Ankündigung des neuen CEO - Schumacher ist seit Juli im Amt - dürften auch Beschäftigte in der Region aufmerksam verfolgt haben, schließlich hat Unilever hier zwei größere Werke: In Mannheim produziert der Konsumgüterhersteller Waschstücke der Marke Dove, am Standort arbeiten 240 Menschen. Gleichzeitig ist hier das Verteilzentrum für Unilever-Körperpflege-, Wasch- und Reinigungsmittel für den gesamten deutschen Markt angesiedelt.
In Heppenheim wiederum steht mit dem Langnese-Werk die größte Eisfabrik Europas mit insgesamt rund 550 Beschäftigten: Jährlich werden hier mehr als 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme hergestellt. Zu den bekanntesten Sorten „made in Heppenheim“ gehören Magnum, Capri, Flutschfinger oder Hauspackungen wie Viennetta und Cremissimo.
Beide in der Region produzierten Marken - also Dove und Langnese - gehören einem Unternehmenssprecher zufolge zu den identifizierten Power Brands, auf die sich Unilever stärker fokussieren will. „Diese Einordnung unterstreicht die Bedeutung unserer Produktionsstandorte in Deutschland für Unilever insgesamt und ist ein Beleg für die großartige Arbeit, die unsere Mitarbeitenden hier leisten“, heißt es bei der Pressestelle in Hamburg auf Anfrage. Bei den Power Brands handele es sich um Marken, bei denen man „außergewöhnliche Wachstumsmöglichkeiten“ sehe. Hier wolle man die Innovations- und Vertriebsaktivitäten künftig stärken.
Hohe Energiepreise belasten
Auch Hermann Soggeberg, langjähriger Konzernbetriebsratsvorsitzender von Unilever, macht sich nach der Ankündigung der neuen Strategie wenig Sorgen um die beiden regionalen Standorte. „Sowohl die Marke Dove als auch Langnese sind bei den Top30-Marken im Konzern definitiv dabei“, bekräftigt er.
Unabhängig von den aktuellen Plänen des Vorstands hätten die beiden Werke zuletzt mit einigen Herausforderungen zu kämpfen gehabt - unter anderem Preiskonflikten zwischen einzelnen Markenherstellern und dem Handel. So hatte Soggeberg zufolge ein großer internationaler Abnehmer deutlich geringere Mengen an Dove-Produkten geordert - mit der Folge, dass im Werk Mannheim, das für den globalen Markt produziert, die Auslastung sank. „Zum Glück konnten wir diesen Mengenrückgang durch temporäre Maßnahmen abfangen“, sagt der Betriebsratschef. So habe man am Standort vorübergehend weniger Leiharbeitskräfte beschäftigt. Einige Mitarbeiter seien zudem zeitweise ins Zentrallager gewechselt.
Unilever selbst will sich auf Anfrage nicht zur Auslastung einzelner Werken äußern. Laut Soggeberg ist es inzwischen gelungen, wieder mehr Geschäft nach Mannheim zu holen und es gebe Investitionen in neue Anlagen. „Damit sind wir in Mannheim auf einem guten Weg“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.
Hohe Energiepreise bereiten Probleme
Gleiches gelte für das Eiscreme-Werk in Heppenheim, wenngleich dort in den vergangenen Monaten die hohen Energiepreise für besonders großen Druck gesorgt hätten - schließlich wird für die Eisherstellung viel Energie benötigt. „Dieser Druck ist immer noch da. Gleichzeitig ist der Standort in Heppenheim hocheffizient, das kommt ihm natürlich zugute.“ Insgesamt war das Eisgeschäft bei Unilever zuletzt schwächer gelaufen: Im dritten Quartal sank der Umsatz trotz deutlicher Preissteigerungen um knapp drei Prozent.
Unabhängig von einzelnen Sparten bereitet Soggeberg unterdessen ein ganz anderer Faktor sorgen: der US-Investor Nelson Peltz, der im vergangenen Jahr bei Unilever eingestiegen ist. Der 81-Jährige führt die Hedge-Fonds-Firma Trian Partners. Peltz gilt als aktivistischer Investor. Diese steigen in der Regel bei Unternehmen ein, um dort - im Zweifel auch auf Konfrontationskurs zum Management - eine strategische Neuausrichtung voranzutreiben und so perspektivisch den Wert ihrer Beteiligung zu steigern. Peltz machte in der Vergangenheit unter anderem Schlagzeilen, weil er nach seinem Einstieg beim Unterhaltungskonzern Disney dort eine massive Umstrukturierung mit Tausenden Stellenstreichungen durchsetzte.
Sorge wegen US-Investor
Bei Unilever hat Peltz seit Juli 2022 einen Sitz als Non-Executive-Director im Board des Konzerns, also im Verwaltungsrat. Nach Unternehmensangaben ist er dort Mitglied im Vergütungsausschuss. „Wir wissen nicht, welche Pläne Peltz bei Unilever verfolgt. Aber man muss davon ausgehen, dass der Druck steigt, wenn bestimmte Margen im Unternehmen nicht erreicht werden“, sagt Betriebsratschef Soggeberg.
Unilever-Chef Schumacher hatte bei der jüngsten Quartalsbilanz erklärt, dass die Leistung des Unternehmens in den letzten Jahren nicht dessen Potenzial entsprochen habe:
Wachstum, Produktivität und Rendite seien unter den Erwartungen geblieben. Daher setze man nun einen Aktionsplan in Gang, zu dem u.a. der Fokus auf die Power Brands gehört.
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