In das ehemalige Bruchseehotel in Heppenheim ziehen doch weniger Flüchtlinge ein

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ks/ü
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Die Kreisverwaltung berät, welche Arbeiten noch nötig sind, bevor im einstigen Bruchseehotel in Heppenheim Geflüchtete einziehen können. © Jährling

Heppenheim. Mit rund zweimonatiger Verzögerung ist das einstige Bruchseehotel im Heppenheimer Westen in den Besitz des Kreises Bergstraße übergegangen. Geplant war der Eigentümerwechsel ursprünglich für 1. Juli, vollzogen wurde er nun zum 31. August, wie der Kreis auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt.

Der Kreis hat das Gebäude erworben, um dort Geflüchtete unterzubringen. Ersten Planungen zufolge sollten rund 200 Menschen in das ehemalige Vier-Sterne-Haus einziehen. Doch dabei bleibt es nicht, wie Kreis-Sprecher Alexander Pfaehler erklärt: „Die Anzahl der Menschen, die dort untergebracht werden sollen, wird niedriger sein.“ Genauere Angaben macht die Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

Noch einige Fragezeichen

Die künftigen Bewohner leben derzeit noch in ihrem Herkunftsland, respektive in verschiedenen Unterkünften im Kreis. Aufgrund der stetigen Zuweisung von geflüchteten Menschen an den Kreis werden bisherige Unterkünfte aber auch nach dem Umzug der Menschen „wie geplant weiterbetrieben“, so Pfaehler.

Die ersten Flüchtlinge sollten im Herbst einziehen, berichteten Vertreter des Kreises bereits im Mai. Doch wann genau das ehemalige Tagungshotel seinem neuen Nutzungszweck zugeführt wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.

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Erst einmal müssen die Brandschutzvorrichtungen ertüchtigt werden – mindestens. „Zurzeit wird verwaltungsintern abgestimmt, welche weiteren baulichen Maßnahmen noch notwendig sind“, sagt Pfaehler. Weil die neuen Bewohner sich selbst versorgen sollen, war beispielsweise geplant, die Zimmer mit Küchenzeilen auszustatten. Doch wann welche Arbeiten beginnen, wie lange sie dauern und wann schließlich die ersten Bewohner einziehen können, ist derzeit völlig offen. „Das hängt von den umzusetzenden Maßnahmen ab.“ Gleiches gilt für die Kosten, die der Kreis momentan nach eigener Aussage noch nicht kalkulieren kann. Über den Kaufpreis des einstigen Hotels hatte die Verwaltung seinerzeit geschwiegen. Wer konkret am Bruchsee ein neues Zuhause finden wird, hängt von der Zuweisung der Geflüchteten ab, auf die der Kreis keinen Einfluss hat.

Möglichst Familien unterbringen

„Wenn möglich, sollen dort Familien untergebracht werden“, sagt Pfaehler jedoch und betont: „Bei der Belegung ist auf eine verträgliche Zusammensetzung zu achten.“ Ausschließlich alleinstehende Männer sollen dort also nicht unbedingt unterkommen. Weniger Menschen und möglichst Familien: Diese Aussagen dürften jene Anwohner beruhigen, die in der Vergangenheit ihre Sorgen über Zukunft und Charakter des Naherholungsgebietes zum Ausdruck gebracht hatten. Der Kreis hatte indes schon im Vorfeld angekündigt, dass die neuen Bewohner dort sozialpädagogisch betreut und vor Ort integriert werden sollen. Ein Security-Dienst soll außerdem für Sicherheit sorgen.

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Die Natur rundum sowie die Gegebenheiten im Haus sollen dabei helfen, „dass hier ein ganz besonderes Konzept entsteht“, wie Landrat Christian Engelhardt seinerzeit betonte. Gelingen soll das bestenfalls mit Unterstützung der Heppenheimer Flüchtlingshilfe und weiterem Fachpersonal.

Aktuell (Stand September) leben in den Sammelunterkünften des Kreises Bergstraße 2799 Menschen, davon stammen 599 aus der Ukraine. „In Summe ist der Trend der Zuweisungen rückläufig“, sagt Pfaehler.

Keine Unterbringung auf Dauer

Dies sei in erster Linie damit zu erklären, dass in der Anfangszeit des Ukraine-Krieges eine große Anzahl von ukrainischen Geflüchteten – oft mehr als 100 wöchentlich – zugewiesen worden seien.

„Die Zuweisung von Ukrainern hat sich mittlerweile auf einem niedrigeren, stabilen Niveau eingependelt.“ Allerdings sei davon auszugehen, dass in den kommenden Wochen die Zahl von Asylbewerbern steigen wird. „Insbesondere Menschen aus Afghanistan werden erwartet.“ In diesem Jahr wurden dem Kreis Bergstraße die meisten Geflüchteten aus folgenden Ländern (in absteigender Reihenfolge) zugewiesen: Ukraine, Afghanistan, Türkei, Syrien.

Als Unterbringung für Geflüchtete soll das einstige Hotel am Bruchsee allerdings nicht dauerhaft dienen. Das Grundstück, auf dem das vorherige Tagungshotel mit 72 Zimmern und 110 Betten steht, wurde 1983 im Erbbaurecht errichtet. Mittelfristig will die Stadt Heppenheim den Erbbaurechtsvertrag weiter verfolgen und einen Bebauungsplan auf den Weg bringen, mit dem Ziel, dort seniorengerechtes Wohnen zu etablieren. ks/ü

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