Kneipenfestival

Das „Heppening“ war diesmal noch größer und machte „richtig fun“

25 Bands verwandelten die Kreisstadt in eine große Bühne, Lichtinstallationen sorgten für Begeisterung und der Partybus war „der Kracher“.

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rid/ü
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Beim Heppening wurde nicht nur für Ohren was geboten. Auch die Licht-Installationen an verschiedenen Orten – wie hier im Kurmainzer Amtshof – begeisterten die Besucher. © Astrid Wagner

Heppenheim. „Ich hab alle Locations durch.“ Ein bisschen erschöpft sieht Petra aus Heppenheim schon aus, als sie sich im Saalbau-Kino auf ihren Sitz plumpsen lässt. Müde, aber „mega happy“, sei sie, sagt die 40-Jährige. Es ist halb eins in der Nacht. Oben auf der Bühne spielen die „Cheesecakes“, der Saal ist voll, die Stimmung großartig. Die junge Heppenheimer Band begeistert mit einem breit gefächerten Repertoire: von Amy Winehouse über Nena bis hin zu Police, Prince und Neuer Deutscher Welle.

Seit 17 Uhr ist Petra unterwegs auf dem Heppening, dem Kneipenfestival von Showmaker, das in diesem Jahr größer ist denn je: In 16 Locations spielten am Abend vor dem Tag der Deutschen Einheit 25 Bands, dazu gab es allerlei Überraschungen und Hingucker unterwegs.

„Ich hab runde Fieß“, lacht Petra. Und schwärmt von der guten und abwechslungsreichen Musik, die sie gehört hat. In der Domäne Bergstraße hat sie zur Musik der Yves Moriarty Band in den Sonnenuntergang geschaut, war danach zum ersten Mal an diesem Abend im Saalbau, hat dort mit Party Privati eine für sie ganz neue Band kennen „und lieben“ gelernt, die „so erfrischend anders ist“.

„Richtig krass“ fand sie es in einer der neuen Locations, im „Outback“ an der Tiergartenstraße. Schon allein die Fahrt mit dem Partybus sei „der Kracher“ gewesen. Und wirklich: Wer das zwischen „Halben Mond“ und „Outback“ pendelnde Gefährt betrat, der wusste sofort, dass der Spruch „Früher war mehr Lametta“ hier nicht zutraf. Gute Laune war hier vorprogrammiert. „Ich fahr jetzt schon zum dritten Mal mit dem Bus hin und her“, verrät eine Weinheimerin. „Einfach geil.“

Im Gossini war wie jedes Jahr dichtes Gedrängel

Gerade wird im Outback melodischer Rap von „Dayn“ serviert, später performt „Parallel“, zum Ausklang legt ein DJ auf. Das Publikum hier: Altersgemischt wie überall. Weiter ging es für Petra durch die Innenstadt, bergauf, bergab, über Kopfsteinpflaster. Begeistert war sie von der Lichtkunst von „Flashlines“, die nicht nur im Amtshof für allerlei zauberhafte Lichteffekte, projiziert auf historisches Bauwerk sorgten, sondern auch den „Schwan“ und den „Goldenen Engel“ bunt in Szene setzten. Im Kastanienhof tanzten Lichtflecke. Wer wollte, konnte kreativ mitwirken.

Unterwegs immer wieder die gleichen Gespräche: „Warst du schon dort? Lohnt es sich da hinzugehen? „Manche liefen mit einem ausgeklügelten Plan durch die Stadt, andere zickzack. „Es macht richtig Fun“, so zwei 25-Jährige.

Dichtes Gedränge wie jedes Jahr im „Gossini“, wo „The Groove Generation“ für Stimmung sorgt, nicht minder kuschelig eng geht es schräg gegenüber in den Fachwerkstuben zu, wo DNS unplugged begeistert. Auf dem Weg zurück zum Marktplatz dann eine von vielen Begegnungen mit außerirdischen Fabelwesen gleichenden Stelzenläufern.

Game of Jones wurden von den Zuhörerinnen und Zuhörern im Halben Mond gefeiert

Kaum ein Durchkommen im „Goldenen Engel“, wo erst Youngster Tim Blesing, später Reyman unterhalten. Barbara Bolls wunderbare Stimme tönt aus dem „Schwan“. K-Manic groovt im Marstall, während die Lichtinstallationen im Amtshof die Hobbyfotografen anziehen. Man weiß manchmal gar nicht, ob man bleiben oder weiterziehen soll. Auch das Wetter spielt – weitestgehend – mit. Nur ab und zu fallen ein paar Regentropfen, die dafür sorgen, dass sich die bunten Lichter im Kopfsteinpflaster spiegeln.

Auch im „Avanti“, im „Horn von Afrika“, um die Ecke in der „Weinkiste“ oder im „Havana“ herrscht ausgelassene Stimmung. Sehr gut angenommen wird auch das Café La Boheme mit eigens gegründeter Band, die zum ersten Mal dabei ist. Im „Halben Mond“ feierten die Zuhörer „Game of Jones“. Bei „Nütztjanix“ in der Saalbau-Kneipe treffen sich Freunde von einst nach Jahren wieder. Beeindruckend der Dom in tiefes Violett getaucht, mit einem Strahlen innen, das das Gotteshaus gemeinsam mit der Musik zum Gesamtkunstwerk werden lässt. Ein Ort der Ruhe im Trubel.

Hegenbarth hat schon „neue Ideen“ für das nächste Jahr

Immer wieder trifft man unterwegs das Showmaker-Team um Harry Hegenbarth und Adriana Filippone. „Es hat alles wunderbar geklappt“, freut sich Hegenbarth nach einem Jahr Planung. „25 Bands, 16 Locations, deutlich mehr Zuschauer als im Vorjahr: Darauf wollen wir aufbauen, wir haben schon viele neue Ideen“, verspricht Hegenbarth.

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