Heppenheim. Heppenheims Fassebutze sind bereit für die Kampagne 2022/23. Pünktlich um 19.11 Uhr traf am Freitagabend des 11.11. der Mini-Gaudiwurm der Fastnachter nach dem Marsch durch die Bachgass am Fastnachtsbrunnen am Graben ein. Angeführt vom Musikzug Starkenburg, marschierten Zugmarschall Norbert Weiser, der zweite Vorsitzende und ehemalige Schirmherr Hans-Peter Rauen und zahlreiche vierfarbbunte Fastnachtsvertreter zur Bühne, um gemeinsam mit mehreren hundert Besuchern die fünfte Jahreszeit zu eröffnen.
„Wir Fastnachter sind alle eine große Familie“, skandierte Weiser, bevor der Musikzug mit flotten Rhythmen die Stimmung anheizte. Die Ballette der Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum scharten sich um Fastnachtsgott Jokus, der mit vierfarbbuntem Blumenstrauß oben auf dem Brunnen thronte. Auf den Tag 33 Jahre war es am Freitag her, dass der Brunnen eingeweiht wurde.
Mit dem Auftritt des Krümelballetts der Bottschloren startete das Programm. „Nach langer Pause, welch ein Glück, Bottschlorum wieder ganz zurück“, reimte Markus Wilfer, Sitzungspräsident der Fastnachtsgesellschaft. Und schon tanzten die Mädchen los, vom Band lief „Die Hände in die Höh´ und wir wackeln mit dem Po“. Natürlich wurde direkt eine Zugabe gefordert.
Im Anschluss grüßten drei der vier Schirmherrinnen der vergangenen, ausgefallenen Kampagne von der Bühne: Christine Bender, Andrea Ochs-Kleber und Hedwig Vock, Anke Hildenbeutel war verhindert. Nach der Vergatterung der neuen Schirmherrin ging es weiter im Programm: Die Veggelsbecher tanzten, was das Zeug hielt, Bürgermeister Rainer Burelbach zeigte sich erfreut, dass wieder Fastnacht gefeiert werden kann, und sein „Kollege“ Holger Mitsch, der Bojemoaschder von der Hutzelschweiz, warb reimend um Besucher für die Hutzelschweizer Saalfastnachten im Saalbau. Steffen Maurer, Sitzungspräsident des SV Erbach, hatte sich mit Dirk Arnold seinen bewährten Gesangspartner samt Gitarre auf die Bühne geholt. Begleitet wurden die beiden vom schauerlichen „Huhuuu“ der Weißen Dame, die wieder einmal eine gewisse Ähnlichkeit mit Michael Endres vorwies. Gemeinsam intonierte das Trio ein Stimmungshit-Medley.
Das Motto: „In dubio prosecco“
Dagmar Banaschik und Petra Fischer luden zur Frauenbundfastnacht ein: „Alle brauchen die gute Laune wie die Sonne und die Luft“, sagten sie. Und dann sangen und schunkelten alle gemeinsam zur Frauenbund-Hymne von „Däschl“. Und diesmal durften sogar die Männer mitmachen, die bei den Sitzungen sonst draußen bleiben müssen.
Dann kam die Überraschung: Kerstin Fuhrmann ist die neue Schirmherrin der Straßenfastnacht. Zugmarschall Norbert Weiser präsentierte die Rechtsanwältin, die nun bis Aschermittwoch 2023 als „Kerstin I. die Paragrafenreiterin“ regieren wird, im Rahmen der Kampagneneröffnung am Jokus-Brunnen. Fuhrmanns Motto: „In dubio prosecco“.
Bisher wurden die Schirmherren stets bereits vor dem 11.11. vergattert. Weiser verpackte diesmal den offiziellen Akt als Scherz: „Irgendwie haben wir einen Schirmherren vergessen“, sprach er ins Mikrofon und gab vor, sich in der Menge der Zuschauer auf die Suche zu machen. Der „Zufall“ führte Weiser zu Kerstin Fuhrmann, die überrascht tat und „spontan“ zusagte. „Ich bin die Kerstin Fuhrmann, und ich bin ne Prosecco-Schnecke“, stellte sich die Heppenheimerin auf der Bühne vor und zeigte auf ihr Sweatshirt mit dem entsprechenden Aufdruck, das sie als Mitglied des gleichnamigen Fastnachts-Balletts des SV Erbach auswies.
Ebenso überraschend wie passend hatte sie darunter „zufällig“ den Zugkomitee-Pulli an, und Norbert Weiser wusste so allerhand über die neue Regentin der Straßenfastnacht zu erzählen. Etwa, dass sie 1965 in Bensheim geboren wurde. 1985 baute Kerstin Fuhrmann ihr Abitur am Starkenburg-Gymnasium, im Anschluss studiere sie Jura. Seit vielen Jahren tanzt sie mit den Prosecco-Schnecken beim Bunten Abend des SV Erbach. „Wir sind Schirmherr“, scherzte Steffen Maurer und zeigte sich erfreut, dass es eine aus den Reihen des SVE getroffen hat.
Im Vorfeld viele Absagen
Wie zu erfahren war, gestaltete sich Schirmherren-Suche in diesem Jahr besonders schwierig. Viele seien im Vorfeld befragt worden, ob sie bereit wären, dieses Amt auszuüben, das immer auch einen stattlichen finanziellen Einsatz des Schirmherren mit sich bringt. Von allen Seiten kamen Ablehnungen.
Fuhrmann indes sagte in der ersten Novemberwoche spontan ja. Für etwas Verwirrung sorgte sie später selbst, als sie in den sozialen Medien missverständlich postete, die Proseccoschnecken hätten die Schirmherrschaft übernommen. Doch sie ist allein Hüterin des vierfarbbunten Schirms. rid/ü
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