Kommunalpolitik

Heppenheimer Hundesteuer-Regelung möglicherweise nicht haltbar

Von 
fran/ü
Lesedauer: 
Wer sich in Heppenheim einen Hund aus dem Tierheim geholt hat, musste bislang für ein Jahr keine Hundesteuer zahlen. Eine komplette Entlastung der Halter wurde unlängst zwar vom Stadtparlament beschlossen, verstößt womöglich aber gegen das Grundgesetz. © Sascha Lotz

Heppenheim. Mit einer faustdicken Überraschung hatte die Stadtverordnetenversammlung am 7. Oktober aufgewartet: Auf Antrag der Fraktion der Tierschutzpartei stimmte das Stadtparlament mit deutlicher Mehrheit für eine „Steuerbefreiung für Tierheim-Hunde“ – obwohl der Antrag bei den vorangegangenen Beratungen in den Ausschüssen noch mehrheitlich abgelehnt worden war.

Im Klartext sollte das bedeuten: Wer künftig im Heppenheimer Tierheim einen Hund erwirbt und seinen Wohnsitz in der Kreisstadt hat, wird dauerhaft von der Hundesteuer befreit. Bislang galt dies lediglich für die ersten zwölf Monate. Danach war eine jährliche Zahlung von mindestens 96 Euro fällig.

Die Überraschung ist groß

Doch die Betonung liegt auf dem Wörtchen „sollte“: Das letzte Wort ist in Sachen Steuerbefreiung für Tierheimhunde nämlich noch nicht gesprochen. Denn zur Überraschung aller Stadtverordneten berichtete Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) in der jüngsten Sitzung: „Zum Beschluss vom 7. Oktober läuft derzeit eine Anfrage beim Hessischen Städtetag.“ Es bestünden Bedenken „bezüglich der Vereinbarkeit mit geltendem Recht“, führte der Rathauschef aus. Die Lampertheimer Stadtverwaltung habe die Kollegen in der Kreisstadt auf diese Problematik hingewiesen, da sie sich derzeit mit dem gleichen Thema auseinandersetzen müssten.

Mehr zum Thema

Stadtverordnetenversammlung

Heppenheimer zahlen keine Steuern mehr für Tierheim-Hunde

Veröffentlicht
Von
fran
Mehr erfahren
Kindernachrichten

Einen Hund zu halten, ist nicht billig

Veröffentlicht
Von
fw
Mehr erfahren
Tiere

Was Hunde im Kreis Bergstraße ihre Herrchen kosten

Veröffentlicht
Von
Sina Roth
Mehr erfahren

Ungläubige Blicke wanderten daraufhin durchs Plenum, allen voran Yannick Mildner und Alexander Fritz von der Tierschutzpartei waren perplex. „Wie kann das sein?“, fragte Mildner und verwies – wie bereits in der Begründung des Antrags im Oktober – auf Kommunen, die die Steuerbefreiung für Tierheimhunde schon seit längerer Zeit ohne rechtliche Bedenken umgesetzt hätten. „Beispielsweise in Mannheim sind Hunde aus dem Tierheim bereits seit Anfang 2020 von der Hundesteuer befreit“, sagte der Fraktionsvorsitzende.

Der Bürgermeister betonte seinerseits, er sei von der Mitteilung aus Lampertheim ebenfalls überrascht worden. „Es steht jedoch im Raum, dass dieser Beschluss womöglich gegen das Gleichheitsprinzip, also sogar gegen das Grundgesetz verstößt“, sagte Burelbach. Das Grundrecht in Artikel 3 des Grundgesetzes besagt in erster Linie, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich zu behandeln sind. Im Fall der Hundesteuerbefreiung heißt das: Es dürfte demnach für die jeweiligen Besitzer eigentlich keinen Unterschied machen, ob Tiere aus dem Heppenheimer Tierheim stammen oder aus einer anderen Einrichtung.

Die Lampertheimer Stadtverwaltung interpretiert den Artikel der Verfassung sogar noch etwas weiter. Allen voran Gregor Ruh, Fachbereichsleiter Finanzen im Rathaus der Spargelstadt, hat diesbezüglich in der Vergangenheit schon des Öfteren mahnend den Zeigefinger erhoben. Forderungen nach einer Steuerbefreiung für Tierheimhunde waren in Lampertheim bereits Anfang des Jahres laut geworden – in erster Linie von der damaligen sozial-liberalen Koalition.

„Aus dem Grundsatz, dass wesentlich Gleiches auch gleich zu behandeln ist, leitet sich das Gebot der Steuergerechtigkeit ab“, hieß es nur wenige Tage nach der Heppenheimer Parlamentsentscheidung zudem in einer Beschlussvorlage aus dem Stadthaus. Demnach dürften „gleiche Besteuerungstatbestände nicht zu unterschiedlichen Ergebnissen für die Gesamtheit der Hundehalter führen“. Die Lampertheimer CDU sieht dies ähnlich. So betonte Fraktionschef Alexander Scholl im Oktober: „Der Hessische Städtetag sieht die Befreiung kritisch. Wir müssen uns nicht unbedingt in Gefahr bringen.“

Burelbachs Kollege Gottfried Störmer (parteilos) relativierte diese Äußerung wiederum in der Form, dass der Hessische Städtetag signalisiert habe, das Vorhaben sei „grenzwertig, aber nicht völlig daneben“. Gleichwohl bietet auch diese Aussage reichlich Raum für Spekulationen und Interpretationen.

Angesichts dieser unsicheren Rechtslage appellierte Burelbach dann auch an die Heppenheimer Stadtverordneten, die Stellungnahme des Hessischen Städtetages abzuwarten und keine voreiligen Diskussionen zu führen.

Einig sind sich alle Beteiligten freilich weiter in der Sichtweise, dass das Heppenheimer Tierheim entlastet und die Arbeit der Mitarbeiter vonseiten der Stadt honoriert werden müsse. „Menschen, die sich einen Hund aus dem Tierheim holen, schenken einem verwaisten Tier ein neues Zuhause und sorgen für die Entlastung des Tierheims“, lautet nicht nur die Prämisse von Yannick Mildner. fran/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim