Heppenheim. Als sich der Eifelaner Rainer Burelbach zum BWL-Studium nach Mannheim begab, hatte er weder Politik noch Bergstraße im Sinn. Zwei Zufälle trieben ihn später nach Heppenheim, dessen Bürgermeister er nun seit rund zwölf Jahren ist – und bleiben will. Er nimmt den Wahlkampf sehr ernst, hat aber nichts dagegen, „wenn die anderen auch Werbung machen”. So leitet der Christdemokrat über auf sein zweites Motto nach „Gemeinsam für Heppenheim”, und das lautet „Wählen gehen!”. Die Kontrahenten sind Peter Janßen (LiZ) und Saskia Böhm-Fritz von der Partei „Mensch Umwelt Tierschutz”.
„Sehr wohl überlegt” hat sich Rainer Burelbach (57) das Antreten für eine dritte Amtszeit, und hat dafür intensiv mit der Familie gesprochen, „die Gesundheit abgecheckt”, in sich hineingehorcht: „Was will ich denn noch in den nächsten Jahren erreichen?” Schnell war klar, dass Liste und Zeithorizont auch die nächsten sechs Jahre überragen und es an Motivation nicht mangelt. Aufgewachsen im rheinland-pfälzischen Nusbaum, das als Teil der aus dutzenden Orten bestehenden Verbandsgemeinde Südeifel keine 500 Einwohner hat, kann sich Burelbach gut hineinversetzen in Heppenheims besondere Struktur.
Fokus auf die Wirtschaft
„Neue Wege”, das so betitelte hiesige Jobcenter, war 2007 sein erster Anknüpfungspunkt. Seine Frau Petra hatte einen Job in Viernheim angenommen, und er sprach als Vertreter der privaten Mannheimer Hochschule SRH in der Kreisverwaltung vor. Kurz darauf bot die ihm eine freie Leitungsstelle an. Er bewarb sich erfolgreich, und so führten neue Wege nach Hessen. Im Fokus auf die Wirtschaft blieb der Katholik stringent, allein 2010 habe er 70 Unternehmensgespräche geführt. Während es sein Auftrag war, anderen eine Perspektive zu geben, entwickelte sich die eigene.
Heppenheims Altersstruktur fiel ihm auf. Die im Alter beliebte Stadt wies äußerst wenige Geburten auf. Das sollte sich ändern, was eine attraktive Infrastruktur, vor allem Wohnraum erforderte. Und Arbeitsplätze. Lange sei Bensheim die einzige Stadt des Kreises mit positivem Pendlersaldo gewesen, heute hat ihn auch Heppenheim.
Wie die Entwicklung der Gewerbesteuer-Einnahmen zeigt, floriert die lokale Wirtschaft. Nie nur auf eine Karte setzen will Burelbach. So baut er auf eine gut gefüllte Pipeline an Projekten und eine breite Firmenlandschaft. Inzwischen gebe es „eine Reihe von Unternehmen, die mehr als eine Million zahlen”.
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Das sei eben wichtig, „dann ist man nicht so abhängig.“ Natürlich profitiere Heppenheim von seiner hervorragenden Lage im wirtschaftsstärksten Korridor London - Genua, aber „das muss man sich fleißig erwirtschaften.
Die Wirtschaftsförderung ist ganz zentral.” Bei jeder einzelnen Grundstücksvergabe für Gewerbe habe weniger ein bestimmter Quadratmeterpreis als die Frage nach gemeinsamer Zukunftsfähigkeit im Vordergrund gestanden. Während vielerorts formell Unabhängige kandidieren oder regieren, bekennt sich Burelbach zu seiner spät gefundenen, aber logischen politischen Heimat, der CDU.
„Das heißt aber nicht, dass man verheiratet ist”, fügt er dem augenzwinkernd hinzu. Nein, das ist er lieber seit 30 Jahren mit seiner Frau. Sie haben zwei erwachsene Söhne und eine Tochter, die noch das Heppenheimer Starkenburg-Gymnasium besucht. Seine Fußball-Leidenschaft – „ich habe gern gespielt, ich habe auch gern gewonnen” – sprang über. Aber er musste beim „sehr talentierten” Sohn lernen, sich zurückzunehmen an der Seitenlinie. Doch da der Fan da nicht aus seiner Haut kann, blieb der Radler und Naturliebhaber lieber ganz fern. „Dann ist eben seine Mutter mit.”
Keine Partikularinteressen
Auch die eigenen Fußballschuhe hängen am Nagel. In der Jugend schnürte er sie erfolgreich, trainierte unter der Woche in Mannheim, um am Wochenende dann in der Heimat zu spielen. Auch die versteckt Burelbach nicht, zumal sie den Sprachklang prägt. Und: „Ich glaube, es hat eine Rolle bei meinem Sieg 2011 gespielt, dass ich nicht von hier bin.” Keine Partikularinteressen, keine Abhängigkeiten. Für eine zweite Amtszeit ab 2017 anzutreten, das stand für ihn dann außer Frage.
„Die Stadt wetterfest machen, im wahrsten Sinne des Wortes” will er nun, und die Projekte vorantreiben. Um die 100 seien es wohl insgesamt. Der Ausbau der Kinderbetreuung und ein Beitrag zu mehr Autarkie bei Rohstoffen, wie Holz oder Stein, bleiben Schwerpunkte wie etwa auch Sicherheit und Vereinswesen. In Sitzungen geht es schon mal, auch von seiner Seite, hart zur Sache und hitzig zu.
Umso wichtiger sei es im Zweifel dann, hinterher miteinander zu reden, überhaupt im Gespräch zu bleiben. So auch mit den Bürgern. Auf die Weise lasse sich vieles klären, denn „es gibt kein Projekt, das nur Freunde hat. Das ist einfach Teil des Prozesses.” Mit mehr Planungsaufwand rechne er vorsichtshalber immer. mbl/ü
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