Heppenheim. Das Jahr 2020 war für die Festspielstadt Heppenheim alles andere als ein gutes Jahr. Im Frühjahr beendeten die Hamburger Kammerspiele zunächst die Kooperation mit der Festspiele Heppenheim GmbH, kurz darauf machte die erste Corona-Welle alle Planungen für eine Festspiel-Saison im Spätsommer zunichte. Und mehr als das: Im Mai stellte der damalige Geschäftsführer der Festspiele GmbH, Stephan Brömme, infolge der Pandemie einen Insolvenzantrag, unmittelbar danach wurde ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet.
Corona und die Folgen
Doch es sollte noch schlimmer kommen – Planungssicherheit gab es in den Folgemonaten auch für das Übergangsjahr 2021 nicht. Zur Erinnerung: Im Zuge der Amtshof-Sanierung musste eine neue Spielstätte gefunden werden, zudem war der Vertrag zwischen Stadt und Festspiele GmbH Ende 2020 ausgelaufen.
Zwar war sich die Stadt in diesen Fragen recht schnell mit den Hamburger Kammerspielen und der Heppenheimer Kernstadtpfarrei St. Peter einig, doch erneut machte die Pandemie den Planspielen einen dicken Strich durch die Rechnung. Im Oktober machten die Hanseaten einen Rückzieher. „Aufgrund von Einschätzungen und der aktuellen Lage müssen wir inzwischen leider davon ausgehen, dass wir mindestens bis tief in das Jahr 2021 mit den Folgen von Covid-19 umzugehen haben, wodurch die Veranstaltungsbranche extrem beeinträchtigt wird“, teilte Intendant Axel Schneider damals mit.
Befürchtungen erfüllten sich
Somit war der Fall eingetreten, den Stadt und Pfarrgemeinde St. Peter eigentlich unbedingt vermeiden wollten. Beispielhaft hatte Pfarrer Thomas Meurer Ende August 2020 gegenüber dieser Zeitung betont: „Wenn die Festspiele 2021 erneut ausfallen müssten (...), wären sie wohl dauerhaft in ihrem Bestand bedroht.“
Auch um dies zu vermeiden, forderten die Stadtverordneten auf Initiative der Freien Wähler am Ende der abgelaufenen Wahlperiode den Magistrat auf, die Möglichkeit von alternativen „Heimat-Festspielen“ im Städtchen auszuloten. Laienspiel- oder Musikgruppen und Kulturschaffende sollten in der Altstadt auftreten – sofern es das Pandemie-Geschehen erlaubt.
Dieser Aufforderung ist die Verwaltung inzwischen nachgekommen, die Planungen für eine „Offene Bühne im Kastanienhof“ des Saalbau-Kinos laufen nach Angaben von Bürgermeister Rainer Burelbach auf vollen Touren. Zwar halte sich die Nachfrage aktuell noch in Grenzen, doch zeigte sich der Rathauschef bei der jüngsten Sitzung des Sozial-, Kultur- und Sportausschusses sehr zuversichtlich, „dass die Nachfrage zunehmen wird, wenn die Infektionszahlen weiter sinken – was wir natürlich alle hoffen.“
Fest steht laut Burelbach zudem, dass der Open-Air-Sommer in der Kreisstadt Anfang Juli mit „einer etwas kleineren Form“ des Straßentheaterfestivals „Gassensensationen“ beginnen soll. „Ja, wir wollen auf jeden Fall etwas machen“, sagte der Bürgermeister auf Nachfrage des Grünen-Politikers Martin Fraune. Der Eintritt für die „Mini-Version“ soll demnach weiter frei sein, als Spielstätten stehen laut Burelbach der Platz am Amtshof, der Saalbau-Hof sowie die Freilichtbühne zur Verfügung.
Bewerber sind willkommen
Und auch mit Blick auf die „richtigen“ Festspiele hatte das Stadtoberhaupt im Parlamentsausschuss positive Neuigkeiten parat: „Gemeinsam mit einer Kanzlei arbeiten wir gerade an der Ausschreibung für die Festspiele 2022.“
Diese sollen dann im frisch sanierten Amtshof stattfinden – „zunächst einmal ohne eine Überdachung der mobilen Zuschauertribüne“, sagte Burelbach. Das alte Dach befinde sich „glücklicherweise“ nicht im Besitz der Stadt und überdies „in einem miserablen Zustand“, führte er aus. „Ansonsten würden sehr hohe Entsorgungskosten auf uns zukommen.“ Auf Nachfrage dieser Zeitung bestätigt der Bürgermeister unterdessen, dass die Hamburger Kammerspiele auch für 2022 ihren Hut in den Ring werfen werden. Gleichwohl seien weitere Bewerber gern gesehen – „wenn es denn so weit ist.“
Fest steht derweil schon jetzt, dass die Stadt dem Ausrichter der Festspiele künftig die Bühne sowie deren technische Basisausstattung zur Verfügung stellen wird – aus zwei Gründen, wie Burelbach im Gespräch mit dieser Zeitung mitteilt: „Es geht es uns darum, das historische Gebäude bestmöglich zu schützen. Überdies gibt uns diese Vorgehensweise mehr Flexibilität. An Tagen, an denen die Festspiele pausieren, könnten Bühne und Technik auch von anderen, bestenfalls lokalen Gruppen genutzt werden.“
Mit Blick auf die neue Bühne fügt Burelbachs Stellvertreterin, Erste Stadträtin Christine Bender (SPD), hinzu: „Auf die dann fest installierte Bühne des Amtshofs kommt für die Festspiele eine Holzbühne obendrauf. Hierfür haben wir den Rat einiger Schauspieler eingeholt.“ Abschließend kündigt sie an: „Wir werden alles so vorbereiten, dass dann auch das ganze Paket genutzt werden kann.“ fran
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