Kommunalpolitik

FDP kritisiert den Umgang in den politischen Gremien in Heppenheim

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fran/ü
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Heppenheim. „Opposition ist Mist“. Wie viel Wahrheit in dieser Aussage des einstigen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering liegt, ließen bereits die Heppenheimer Grünen im Herbst des vergangenen Jahres in einem Gespräch mit der Redaktion durchklingen. Viele Anträge der Fraktion scheiterten an der übermächtig erscheinenden Parlamentsmehrheit von CDU und SPD, monierten Fraktionschef Franz Beiwinkel sowie die Parteivorsitzenden Birgit Kohl und Martin Fraune seinerzeit. Obwohl die Grünen die Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl im März des vergangenen Jahres als zweitstärkste politische Kraft der Kreisstadt abgelöst hatten.

Kurz vor der Resignation

Ähnliche Worte finden nun auch die Vertreter der Freien Demokraten im Heppenheimer Stadtparlament. „Es ist einfach nur schade, welche Frustration so vielen, eigentlich Willigen in den politischen Gremien widerfährt. Wir wollen und könnten so viele Menschen da draußen für die demokratischen Prozesse begeistern, das ist aber kaum möglich, wenn wir selbst kurz vor der Resignation stehen“, beklagt Fraktionschef Christopher Hörst auch im Namen seiner Mitstreiter Susanne Marx, Markus Wilfer und Ole Wilkening. Groß sei angesichts der ständigen Rückschläge und den mitunter herablassenden Kommentaren aus den Reihen der Koalitionäre zuweilen sogar die Gefahr, „dass man selbst irgendwann auch seelisch darunter leidet“.

Zuhören und reden

Insbesondere die beiden Novizen im Parlament, Marx und Wilkening, beklagen den „nicht immer fairen Umgang“ der Alteingesessenen mit den Neulingen. „Potenziale, die ohne Frage bei allen Stadtverordneten vorhanden sind, werden zu oft nicht genutzt – manchmal sogar ignoriert“, kritisiert Marx, die als parteiloses Mitglied sogar stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist.

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Vieles werde „von vorneherein“ negativ ausgelegt, ein demokratischer Diskurs finde zuweilen gar nicht statt. Ihr Rat an die politischen Kontrahenten: „Viele Diskussionen und Streitigkeiten könnte man vermeiden, wenn man richtig zuhört und miteinander redet.“

Beispielhaft erinnern die vier Fraktionsmitglieder diesbezüglich noch einmal an die Stadtverordnetenversammlung vom 2. Dezember. Ziel der FDP-Fraktion war es vor rund sieben Wochen, die Ferienspiele künftig in die Hände eines zu gründenden Jugendfördervereins zu legen – und dafür den Rat der angesehenen und erfahrenen Altbetreuer einzuholen.

Schon nach den Beratungen im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss sowie im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss war jedoch klar, dass es hierfür keine Mehrheit geben würde. Die Organisation der Ferienspiele blieb im Parlament dann auch bereits außen vor, nun ging es nur noch um die Gründung des Fördervereins. Allein schon dieser Begriff stieß aufseiten der Koalition aber erneut auf Ablehnung, was Hörst letztlich dazu veranlasste, nur noch ein Gespräch zwischen Altbetreuern, Magistrat und der Stadtjugendpflege einzufordern. Dabei sollte „die zukünftige Gestaltung von Jugendarbeit“ ausgelotet werden.

Auch dies stellte für einige CDU-Stadtverordnete aber noch keine wirkliche Veränderung dar, Kritik am abermals geänderten Antrag gab es zudem von Bürgermeister Rainer Burelbach. Dem Fraktionschef platzte daraufhin der Kragen. Er sprach von einer „Unverschämtheit“ und sei „stinksauer“ ob der „bornierten Degeneration unseres Antrages durch die CDU“. Verärgert zog er den Antrag zurück – mit der Begründung: „Was bringt unser ständiges Entgegenkommen, wenn unsere Anträge am Ende gar nicht mehr unsere sind?“ Wenngleich diese Eskalationsstufe noch nicht allzu oft erreicht wurde, sei dies beileibe kein Einzelfall gewesen, beteuert Hörst. Zugleich betont der Fraktionsvorsitzende: „Wir sind doch beileibe keine Fundamental-Opposition, sondern immer an einem konstruktiven Miteinander zum Wohle aller Bürger interessiert.“

Ortstermin statt Ausschuss

Sauer stößt den Liberalen überdies auf, dass Gremiensitzungen vonseiten der Verwaltung immer wieder mangels Themen abgesagt werden. Zuletzt war dies mit der Sitzung des Sozial-, Kultur- und Sportausschusses geschehen. „Die Ausschüsse dienen nun einmal der Beratung der Vorlagen, Anfragen und Anträge – und der Vorbereitung der Stadtverordnetenversammlung“, befindet Ole Wilkening. Dies komme beileibe nicht nur in Heppenheim immer wieder vor, fügt er hinzu. „In Bensheim wurden unlängst sogar alle Ausschüsse abgesagt.“ Weiter sagt der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen und FDP-Direktkandidat für die hessische Landtagswahl im Herbst: „Sie sind und bleiben aber ein wesentlicher Teil des politischen Prozesses, jede Absage schadet der Demokratie.“ Und wenn es schon nicht genug Themen für eine Sitzung gebe, ergänzt Susanne Marx, „dann sollten wir trotzdem zusammenkommen und einen Ortstermin machen“.

Schließlich gebe es in der Kreisstadt etliche Baustellen und Projekte, die insbesondere die Bereiche Soziales, Kultur und Sport tangieren. „Ziegenzuchtgelände, Vogelpark, Oase, Amtshof und Kurfürstensaal, alte und neue Nibelungenhalle oder die Sportplätze“, zählen die Fraktionsmitglieder auf. Und es scheint, als könnten sie diese Reihe fast endlos fortsetzen.

Diese Meinung sei auch in den anderen Fraktionen präsent, beteuern Marx, Hörst, Wilkening und Wilfer unisono. Offen kommuniziert wird sie nun jedoch erstmals von den Liberalen. Nicht nur die FDP-Fraktion wartet dann auch gespannt auf die Reaktionen. Und vor allem darauf, wie die Tagesordnungen der Ausschüsse in den nächsten Sitzungsläufen aussehen. fran/ü

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Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

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  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

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