Narrentum

Erneut keine Kolping-Fastnacht in Heppenheim

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fran/ü
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Ausgelassene Stimmung wie bei den Sitzungen im Jahr 2018 ist aus Sicht des Vorstands der Heppenheimer Kolpingsfamilie weiterhin nicht möglich. Deshalb wurden die traditionellen Elferratssitzungen im „Gossini“ nun bereits zum zweiten Mal in Folge wegen Corona abgesagt. © Sascha Lotz

Heppenheim. Während andere Vereine wie beispielsweise die Hutzelschweizer die Planungen für die Fastnachtskampagne 2022 bei einem Treffen am Freitagabend weiter vorangetrieben haben, haben die Narren der Heppenheimer Kolpingsfamilie als erster fastnachtstreibender Verein der Heppenheimer Kernstadt ihre beiden Sitzungen der Kampagne 2021/22 im „Gossini“ vorzeitig abgesagt. Zuvor hatte bereits die Wald-Erlenbacher Feuerwehr ihre Saalfastnacht gecancelt.

Aufgrund der „auch zu diesem Zeitpunkt noch zu erwartenden geltenden Corona-Auflagen“ habe sich der neu formierte Kolping-Vorstand für die Absage entschieden, teilen Vorsitzender Winfried Michel und Rechner Christian Böhm in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Weiter heißt es, die zugelassenen Gästezahlen ließen kein ordentliches finanzielles Ergebnis erwarten.

3G oder 2G keine Alternative

Auf Nachfrage der Redaktion geht Böhm etwas tiefer ins Detail. Der Kolpingsfamilie, die sich derzeit in einem personellen Umbruch befindet, sei die Absage nicht leicht gefallen, betont der Rechner. Aus Sicht der Fastnachter ließen sich Sitzungen im herkömmlichen Sinn – mit Singen, Schunkeln und vollem Saal – unter den aktuellen Voraussetzungen aber schlichtweg nicht umsetzen. Mit Blick auf die 3G-Regel, die im „Gossini“ angewendet wird, gibt er außerdem zu verstehen: „Das bedeutet für uns und die Besucher, dass dann nur 80 Personen pro Abend kommen dürften. Zugleich gilt die Abstandsregel, auch Masken müssten getragen werden, wenn man sich vom Sitzplatz fortbewegt.“ Dies dürfte mit Mindereinnahmen von knapp 50 Prozent im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren einhergehen – ein „ausverkauftes Haus“ an beiden Abenden vorausgesetzt.

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Ob es unter Anwendung der hessischen 2G-Option anders wäre? „Unsere Entscheidung hängt von gar keinem ,G’ ab“, stellt Böhm klar. „Wir wollen eine Fastnacht für alle, auch mit 2G wäre es für keinen leichter. Die gesamten Corona-Auflagen bedeuten für die Gastwirte und Veranstalter einen riesigen Mehraufwand, den wir einfach als Verein nicht stemmen können.“

Auch im vergangenen Jahr hatten sich Böhm und Co. frühzeitig für eine Absage entschieden – mit Verweis auf „nicht kalkulierbare Risiken und Unwägbarkeiten“ infolge der Corona-Krise. Damals sagte der Rechner: „Um die Kosten für Saalmiete, Musik und Technik decken zu können, ist ein gewisser Mindestabsatz von Eintrittskarten erforderlich. Dieser ist in der aktuellen Situation nicht gewährleistet, während die entsprechenden Buchungen und Planungen schon jetzt oder in absehbarer Zukunft getätigt werden müssten.“ Dies dürfte 2022 kaum anders sein. Ob unter den genannten Bedingungen überhaupt närrische Stimmung aufkommen könne, stellt Böhm ebenfalls infrage.

„Gossini“-Pächter Adem Alsancak hält unterdessen 3G für die fairste Lösung. So könne jeder in seinem Restaurant essen, stellt er auf Nachfrage klar. Auf 2G umzusteigen sei für ihn weiter kein Thema – auch nicht für die Fastnachtssitzungen, die ihm alljährlich einen mehr als ordentlichen Umsatz zuzüglich Saalmiete bescheren. „Dann müssten doch auch alle meine Mitarbeiter geimpft oder genesen sein, was ich als Arbeitgeber schlichtweg nicht verlangen kann“, sagt er. Eine Umstellung könne er sich zudem aus rein wirtschaftlichen Gründen nicht erlauben. „Es kommen immer noch Gäste mit Testnachweisen, die will ich nicht vor den Kopf stoßen.“

Hinzu komme die Ungewissheit, wie mit einer Umstellung umgegangen würde. „Wir haben doch alle schon gesehen, dass das böse nach hinten losgehen kann.“ Stichwort: Shitstorm.

Frauenbund zögert noch

Bleibt die Frage, wie die Frauenbund-Fastnachterinnen auf die Kolping-Entscheidung reagieren. Denn die närrischen Frauen um das Präsidentinnen-Duo Dagmar Banaschik und Petra Fischer füllen das „Gossini“ normalerweise an fünf Abenden bis auf den letzten Platz. Auch sie müssten angesichts der 3G-Regel mit weniger Besucherinnen und geringeren Einnahmen kalkulieren. „Wir waren kürzlich im ,Gossini’ und haben uns mit Adem abgestimmt, wie viele Frauen überhaupt kommen dürften“, verrät Banaschik. Knapp 100 Plätze dürften demnach zur Verfügung stehen – der Sitzplan differiert seit jeher von dem der Kolpingsfamilie.

Eine Aussage pro Fastnacht im Februar 2022 sei dies aber beileibe nicht, so Banaschik weiter. „Denn keiner weiß, wie sich die pandemische Lage bis dahin entwickelt. Ein gesundheitliches Risiko werden und wollen wir bestimmt nicht eingehen.“ Eine endgültige Entscheidung steht also noch aus. Fest stehe lediglich, „dass wir die Aktiven in diese Entscheidung einbinden werden“, so Banaschik abschließend. fran/ü

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