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Eine Führung zu den Metzendorf-Villen zog 120 Teilnehmer nach Heppenheim

Aufgrund der großen Nachfrage gibt es am kommenden Samstag noch einen zweiten Termin / Auf den Spuren des „Baumeisters der Bergstraße“

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ai/ü
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Mit einem Experten begaben sie sich auf die Suche nach Spuren des großen Architekten in Heppenheim: Frank Oppermann, Vorsitzender der Metzendorf-Gesellschaft, führte Interessierte über den Maiberg. An der Ernst-Ludwig-Straße stehen viele Villen, die von Heinrich Metzendorf entworfen wurden. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Damit hatte weder der Metzendorf-Experte Professor Frank Oppermann noch die Vorsitzende der Metzendorf-Gesellschaft Bettina Hesse-Völkel oder Jeannine Mader von der Tourist-Information gerechnet, als sie zum Rundgang „auf der Spur des großen Architekten durch Heppenheim“ einluden.

120 Teilnehmer marschierten am Sonntag im strömenden Regen mit, als es vom Stadthaus zunächst zum Villenviertel am Maiberg ging. Dort erläuterte Oppermann, warum Heinrich Metzendorf (1866 bis 1923) als „Baumeister der Bergstraße“ die Architektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts weit über die Region hinaus geprägt hat. Sein Todestag jährte sich am 15. Februar zum 100. Mal. Der Rundgang war Teil eines Erinnerungsprogramms. Oppermann wies seine Zuhörer darauf hin, dass das Werk von Heinrich Metzendorf untrennbar mit dem seines Bruders Georg Metzendorf (1874 bis 1934) verbunden ist.

„Das Ding war ein Renner“

Eines der ersten großen Projekte der Brüder waren die Häuser am Maiberg, mit deren Bau 1898 begonnen wurde. Schlüsselfertige Villen, für die im ganzen Kaiserreich – auch in Berliner Zeitungen – Reklame gemacht wurde, entstanden für gut betuchte Pensionäre, oft ehemalige Fabrikbesitzer.

Geworben wurde mit dem milden Klima der Bergstraße, der Lage am Hang des Odenwaldes mit Blick in die Rheinebene. „Das Ding war ein Renner“, sagte Oppermann. Zum Erfolg trug bei, dass der damalige Bürgermeister August Wilhelm Höhn, der von 1887 bis 1910 im Amt war, seinen Weinberg als Bauland zur Verfügung stellte. So entstand das „Höhnsche Viertel“.

Mit Liebe zum Detail

Vor einzelnen Häusern erläuterte Oppermann, wie Metzendorf mit Liebe zum Detail geplant hat. So prägte er den Baustil, der als Historismus begann und als Landhaus-Architektur in die Geschichte einging. Das sei nicht zu verwechseln mit dem Jugendstil, wie er beispielsweise auf der Mathildenhöhe in Darmstadt zu bewundern ist, sagte Oppermann. Metzendorf liebte Loggien und Erker, verwinkelte Dachkonstruktionen, Schindeln, roten und gelben Sandstein, sogar Beton.

Noch ein Termin geplant

  • Aufgrund des großen Interesses am Thema hat der Vorsitzende der Metzendorf-Gesellschaft jetzt einen zweiten Führungstermin angekündigt.
  • Die zweite Metzendorf-Führung soll am kommenden Samstag (22.) um 10.30 Uhr stattfinden.
  • Dann wird der Vorsitzende erneut die Gäste entlang der Metzendorf-Häuser im Zentrum der Kreisstadt führen und Wissenswertes aus dem Leben der Architektenbrüder Metzendorf berichten. Laut Wetterbericht dieses Mal wahrscheinlich auch trockenen Fußes.
  • Eine Voranmeldung zu der Führung ist nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenfrei.
  • Weitere Informationen gibt es bei der Tourist Information Heppenheim, telefonisch unter 06252 13-1171 oder online unter www.heppenheim.de/heppenheim-erleben/stadtgeschichte red

So besteht sein Lebenswerk aus 410 verschiedenen Häusern, darunter 20 Siedlungen und Fabriken wie die Papierfabrik Euler in Bensheim mit dem Werkmeisterhaus. Gut waren Materialien und Stilelemente am Haus Kappeleck zu erkennen. „Dort sitzt das Dach wie die Glucke auf den Küken“, so Oppermanns Umschreibung. An dieser Villa spielen sogar die Fallrohre eine Rolle, um die Fassade vertikal zu gliedern. Die Manschettensteine, die die Rohre halten, sind eine Metzendorf-Erfindung, genau wie die Gartenzäune, an denen die Latten an den Innenseiten der Holme befestigt sind.

Ein altes Kaufhaus als Herzstück

Oppermann zeigte auch, welche Pläne Metzendorf an der Bergstraße zwei- oder sogar dreimal umgesetzt hat. So ist das Haus an der Ecke Ernst-Ludwig-Straße/Merianstraße in Heppenheim eine Doublette der Villa Eulennest, die Metzendorf für seine Familie am Kirchberg in Bensheim gebaut hat. Vom Maiberg ging es zurück zum Stadthaus, vorbei an der Villa, die Metzendorf für den Sanitätsrat Dr. Otto Ferrari am Graben 7 entworfen hat. Ein baugleiches Haus steht an der Darmstädter Straße 233 in Bensheim.

Herzstück der Metzendorf-Architektur in seiner Heimatstadt Heppenheim ist das ehemalige Kaufhaus Mainzer, das vor wenigen Jahren zum Stadthaus umgebaut wurde. Dort erläuterte Oppermann, wie es Metzendorf gelang, durch „Diminuierung“, also durch Verkleinerung, Kaufhäuser wie in Berlin oder Paris den Bedürfnissen einer Kleinstadt anzupassen. In der Eingangshalle wurde daran erinnert, dass Metzendorf auch die Synagoge am Schlossberg geplant hat, die die Nazis 1938 zerstörten.

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Hotel Halber Mond, die Häuser rund um den Feuerbachplatz und das Kloster der Vinzentinerinnen mit der eigenwilligen Klosterkirche waren weitere Anschauungsobjekte. Weil das Interesse so groß war, lud Oppermann zu einer weiteren Führung ein, die am Samstag, 22. April, wieder um 10.30 Uhr am Stadthaus beginnen soll. Die Führung war auch eine Gelegenheit, den Vorstand der Metzendorf-Gesellschaft kennenzulernen, der im März neu gewählt wurde.

Die Vorsitzende Bettina Hesse-Völkel wohnt in einem Metzendorfhaus in Bensheim. Ihr Stellvertreter ist der Bensheimer Architekt Sanjin Maracic, der mehrere Metzendorfhäuser saniert hat.

Die Kasse führt Werner Ringel, der ebenfalls ein Metzendorfhaus bewohnt. Schriftführerin ist Beatrix Schulz aus Heppenheim, Lehrerin an der Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim. ai/ü

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