Bauausschuss

Ein klares "Ja" zum Lidl-Neubau in Heppenheim

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fran/ü
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Neuer Anlauf in Sachen Lidl-Neubau: Schon 2017/18 stand die Erweiterung bzw. ein Neubau des Discounters an der Lilienthalstraße mehrfach auf der Tagesordnung der politischen Gremien. Jetzt rückt das Vorhaben wieder auf die Agenda. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Manchmal dauern Dinge einfach etwas länger. Gerade bei Großunternehmen wie dem Discounter Lidl. Mehr als vier Jahre sind inzwischen vergangen, seitdem sich die politischen Gremien der Kreisstadt letztmals mit dem bereits seit 2016 geplanten Neubau des Lebensmittelmarktes an der Lilienthalstraße beschäftigt hatten.

Auf den ersten Blick mag diese lange Phase des vermeintlichen Stillstands überraschen – und auch so manches Mitglied des Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses (BUS) hatte die Expansionspläne des Neckarsulmer Unternehmens vor der Sitzung am Dienstagabend schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Doch nannte Ulrich Villinger vom Ludwigshafener Planungsbüro Piske im Ausschuss durchaus plausible Gründe, die zur zeitlichen Verzögerung geführt hätten.

„In erster Linie lag es daran, dass Lidl Deutschland in 39 Regionalgesellschaften untergliedert ist und der Standort Heppenheim in den vergangenen Jahren zwischen zwei Gesellschaften hin und her wechselte. Dennoch ist hier zu keiner Zeit nichts passiert. Von einem Stillstand kann keine Rede sein“, sagte der Planer. Er räumte aber ein, dass das Vorhaben in der Kreisstadt durch die Rückkehr unter das Dach der Lidl Vertriebs GmbH & Co. KG mit Sitz in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Wöllstein (Landkreis Alzey-Worms) wieder einen neuen Schub erhalten habe.

Sanierung „kaum zukunftsfähig“

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Fast schon logische Konsequenz: Am Dienstag stand der vorhabenbezogene Bebauungsplan mit dem Titel „Lebensmittelmarkt Lilienthalstraße 3“ auf der Tagesordnung des Ausschusses. Und das gleich in doppelter Hinsicht. Zum einen ging es um die Beurteilung, Beratung und Bewertung der 2018 eingegangenen Stellungnahmen der förmlichen Beteiligung der Öffentlichkeit, zum anderen um die Annahme des inzwischen dritten Entwurfs zur Aufstellung eines Bebauungsplans – eine erneute Beteiligung der Öffentlichkeit inklusive.

Die ursprünglichen Pläne eines fast 1500 Quadratmeter umfassenden Neubaus an Ort und Stelle des 1999 eröffneten, bestehenden Marktes zwischen Bahnlinie und B 460 seien in der Vergangenheit insbesondere beim Regierungspräsidium Darmstadt und dem Kreis Bergstraße auf „wenig Gegenliebe“ gestoßen, erinnerte Villinger. Danach habe das Unternehmen intensive Gespräche mit der Stadtverwaltung geführt, um eine für alle Seiten zielführende Lösung zu finden.

Ergebnis dieser Gespräche und der neuen Planung ist demnach ein Entwurf, der weiterhin auf Abriss und Neubau basiert, nun jedoch nur noch eine künftige Verkaufsfläche von 1290 Quadratmetern vorsieht. „Diese Vorgehensweise hat sich als die zukunftsträchtigste erwiesen. Eine Sanierung des Bestandsgebäudes wäre aus energetischer Sicht, aber auch mit Blick auf den Brandschutz kaum zukunftsfähig“, sagte Villinger.

Will heißen: Abriss und Neubau sind deutlich günstiger als eine aufwendige Sanierung. Auch sei die derzeitige Verkaufsfläche von knapp 800 Quadratmetern nicht mehr zeitgemäß und wenig kundenfreundlich. Ein Dorn im Auge war den Behörden in der Vergangenheit offenbar auch die Konkurrenzsituation zum Einzelhandel in der Innenstadt – zumal damals auch noch die Möglichkeit im Raum stand, dass im heutigen Stadthaus ein zusätzlicher Lebensmittelmarkt entstehen könnte. Dies ist freilich kaum mehr möglich, dennoch trägt der neue Planungsentwurf auch diesen Bedenken in gewisser Weise Rechnung: Lediglich maximal 200 Quadratmeter der Verkaufsfläche dürfen künftig für sogenannte Randsortimente genutzt werden.

Fotovoltaik-Anlagen auf dem Dach

Die Höhe des Neubaus darf derweil maximal acht Meter betragen, die Dachflächen sind „extensiv zu begrünen“. Obendrein sollen auf dem Dach Fotovoltaik-Anlagen und auf dem Parkplatz Ladesäulen für E-Autos errichtet werden, kündigte Villinger an – zur Freude der BUS-Mitglieder. Und auch die Zufahrt für den Lieferverkehr wurde im Vergleich zu den früheren Entwürfen aus Rücksicht auf die umliegenden Gewerbebetriebe um fünf Meter nach Westen verschoben. Aktuell dienen deren Flächen oftmals noch als ungewollte und vor allem unberechtigte Rangierfläche.

Ein Anliegen von Bürgern, aber auch einiger Ausschussmitglieder, rund um den Lidl-Markt soll laut Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) ebenfalls in Angriff genommen werden: Der an Lidl angrenzende Getränkemarkt habe zugesagt, den „Trampelpfad“ von der Fußgängerampel zu beiden Märkten in einen „richtigen Weg“ umzugestalten – „im Zuge der Erneuerung der kleinen Halle des Getränkemarktes“.

Nicht umgesetzt wird aller Voraussicht nach der Wunsch der Grünen, auf dem Neubau zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Planer Villinger begründete dies in erster Linie mit der Nähe zu Bundesstraße, Bahnlinie und zahlreichen Gewerbebetrieben. Und er gab zu bedenken: „Einzelhandel braucht Stellplätze, Gleiches gilt für jede Wohnung. Also müsste man sich Gedanken über eine Tiefgarage machen. Die würde wiederum reichlich Fläche in Anspruch nehmen.“

Straße in schlechtem Zustand

Blieb zu guter Letzt nur noch der vergleichsweise schlechte Zustand der Lilienthalstraße. „Hier werden wir jedoch den Verlauf der Bauarbeiten abwarten, ehe wir aktiv werden“, kündigte Burelbach an.

Das Gesamtkonzept von Lidl und der Stadt stieß letztllich bei der großen Mehrheit der BUS-Mitglieder auf Zustimmung: Die sieben Vertreter von CDU, SPD und FDP stimmten mit Ja, einzig Ulrike Janßen (LiZ/Linke) votierte gegen das Vorhaben. Die Grünen enthielten sich. fran/ü

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