Kirchengemeinde

Abrissbagger rollen im August auf dem Lorscher Wingertsberg

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Nina Schmelzing
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Bauausschussvorsitzender Klaus Schwab stellte bei der Gemeindeversammlung der evangelischen Kirche den Sachstand zum geplanten Neubau auf dem Wingertsberg vor. © Zelinger

Lorsch. Die Tage des Martin-Luther-Hauses sind gezählt. Ende August sollen die Abrissbagger auf dem Wingertsberg rollen. Traurig ist kaum jemand darüber, dass das Gebäude, das vor allem die Lorscher Protestanten viele Jahre lang für zahlreiche Veranstaltungen und Versammlungen nutzten, dann dem Erdboden gleichgemacht wird. Zwar müssen sich Christen in vielen anderen Gemeinden im Rahmen der derzeitigen Kirchenkrisen dauerhaft von Gebäuden trennen – bei den Protestanten in Lorsch aber ist es anders. Sie müssen künftig keinesfalls ohne Gemeindezentrum zurechtkommen. Sie erhalten Ersatz – und der Neubau wird sogar moderner und besser sein als das Luther-Haus.

Neubau für 1,7 Millionen Euro

Bei der Gemeindeversammlung informierten Pfarrer Renatus Keller, Bauausschuss-Vorsitzender Klaus Schwab und Gunnar Markert als Förderkreis-Vorsitzender über den Sachstand. Mehrfach wurde dabei Dankeschön gesagt. Das geplante Bauprojekt lässt sich schließlich nicht aus der Portokasse finanzieren. Rund 1,7 Millionen Euro kostet es. Durch Förderbescheide von Bund und Land kommen 805 000 Euro zusammen, der Anteil der Stadt Lorsch beläuft sich auf 90 000 Euro, 220 000 Euro schießt die Landeskirche zu und sie gewährt ein zinsloses Darlehen. Rund eine halbe Million aber muss die Kirchengemeinde aufbringen.

235 000 Euro stehen über Rücklagen der Kirchengemeinde zur Verfügung. Bereits 80 000 Euro sind über Spenden generiert worden. 120 000 Euro fehlen noch und sollen bis zum kommenden Jahr eingegangen sein. „Das ist kein Pappenstiel“, räumte Gunnar Markert ein. Das bisherige Spendenergebnis allerdings ließ ihn zuversichtlich nach vorn blicken. „Stolz“ könne man sein, dass trotz Kriegs- und Krisensituationen Geld auch für die gute Sache in Lorsch gegeben werde.

Mehrfach hatte sich die Planung am Wingertsberg aus unterschiedlichen Gründen verzögert. In diesem September aber sollen die Neubauarbeiten am Wingertsberg nun endlich beginnen. Innerhalb eines Jahres, also im Frühherbst 2023, soll das neue Gebäude fertig errichtet sein, berichtete Klaus Schwab. Das neue Haus wird barrierefrei zugänglich sein, Herzstück ist ein etwa 100 Quadratmeter großer Saal, in dem sich 100 Besucher problemlos versammeln können. Eine mobile Trennwand wird für flexible Raumgrößen sorgen.

Im Garten der evangelischen Kirchengemeinde hörten viele Besucher den Ausführungen zum geplanten Neubau zu. © Parzinger

Im Gegensatz zum Martin-Luther-Haus wird der Nachfolgebau zwar nicht viel mehr Raum, aber weniger Ecken und besser auszunutzende Fläche haben. Wie zwei ineinander verschobene „Schachteln“ unterschiedlicher Höhe präsentiere sich der Bau mit einem großen und niedrigeren „dienenden Räumen“, referierte Schwab. Jugendraum, Küche, Lagerräume sowie auch ein Behinderten-WC wird es geben. Besonderheit ist auch, dass zwei Haupteingänge vorgesehen sind. Vier Stellplätze und ein Behinderten-Parkplatz sind anzulegen, im Westen Fahrrad-Stellplätze.

Es musste europaweit ausgeschrieben werden, die Angebote werden für die erste Juli-Hälfte erwartet. „Alles steht und fällt jetzt mit den Angeboten“, so der Bauausschuss-Vorsitzende über die Hoffnung, „dass wir mit den 1,7 Millionen Euro hinkommen“.

Keller: Sanierung wäre teurer

„Eine Sanierung wäre teurer gewesen“, erinnerte Pfarrer Keller. Von vielen Seiten seien die Neubaupläne unterstützt worden. „Die Landeskirche steht hinter diesem Projekt“, freute sich Keller und dankte namentlich auch der stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf. Ohne die kompetente und engagierte Arbeit von Klaus Schwab „hätte uns auch das Geld nicht geholfen“, lobte Keller zudem die Aktivitäten des Bauausschuss-Vorsitzenden.

Gefördert wurde der Neubau des Gemeindehauses auch deshalb, weil er sich nicht als klassisches Gemeindezentrum versteht, das nur für die Lorscher Protestanten gedacht ist. Im Gegenteil. „Wir wollen nicht für uns bleiben, sondern rausgehen“, skizzierte Keller das Konzept als Treff für alle Interessierten – auch als Versammlungsort für kommunalpolitische Sitzungen beispielsweise.

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Das Gelände um die evangelische Kirche am Wingertsberg und in unmittelbarer Nähe der Wingertsbergschule werde von vielen als „grüne Oase“ gerne aufgesucht, zumal sich seit einiger Zeit der weiter wachsende Pfingstrosengarten dort anschließt. Eltern mit kleinen Kindern schätzten es, hier einen zentral gelegenen Ort zu haben, der vom Straßenverkehr abgeschirmt liegt. Ein kleines Bistro und ein Sandspielplatz sollen zum künftigen Platz am Neubau dazugehören.

Die efeuumrankte Akazie im Kirchgarten ist – abgesehen von einzelnen Dürrästen – noch gesund, bestätigte ein Förster. Das Efeu halte Feuchtigkeit im Stamm und gerade die Knorrigkeit des Baumes sei eine Augenweide, hieß es bei der Gemeindeversammlung.

Zur Südseite des Neubaus ist eine Pergola vorgesehen, bestätigte Schwab auf Nachfrage aus der Zuhörerschaft. Besonders hervorgehoben hatte er die Verschattungsmöglichkeit in seinem Vortrag nicht. Denn die Pergola könnte die Nummer eins auf einer Streichliste werden, falls es mit der Finanzierung in der krisenreichen Zeit doch eng werden sollte. Man könnte eine Pergola gegebenenfalls aber auch nachrüsten, war man sich einig.

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