Stadtverordnetenversammlung

Diskussion über die Wassertemperatur im Heppenheimer Freibad

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rid/ü
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Gerade bei Schwimmkursen (auf dem Foto lernt Luan von seiner Lehrerin Tatjana Schmitt) mache sich bereits eine geringe Absenkung der Wassertemperatur für alle Beteiligten negativ bemerkbar, lautet der Tenor von Rettungsschwimmern und Schwimmlehrern. © Astrid Wagner

Heppenheim. Wie warm sollte die Wassertemperatur des Heppenheimer Freibads sein, bezieht man die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise mit ins Kalkül? An diesem Thema schieden sich bereits vor zwei Wochen im Bau- und Umweltausschuss die Geister.

Bezug auf Energiekrise

Bruno Schwarz (LiZ/Linke) erläuterte nun in der Stadtverordnetenversammlung abermals den Antrag seiner Fraktion, warum die Wassertemperaturen in dieser Saison um zwei Grad (auf dann 21 Grad) gesenkt werden sollten. Dabei bezog er sich insbesondere auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise. Nahezu alle im Raum hätten Schwimmen gelernt, ohne dass das Schwimmbad beheizt worden wäre, meinte er. „Wenn im Winter das Heizöl leer ist und das Gas verbraucht, will ich die nicht hören, die dann zu Hause sitzen und frieren.“

Darüber hinaus fordert die Fraktionsgemeinschaft, die Stadt möge im Rahmen eines Maßnahmenplans die Nutzungsmöglichkeit von Tiefengeothermie und industrieller Nahwärme für die Kreisstadt prüfen und zu diesem Thema einen Fachmann einladen.

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Heidrun Barbara Jäger (CDU) ist seit 40 Jahren Schwimmlehrerin und Rettungsschwimmern sowie Rettungstaucherin bei der DLRG. Als solche hob sie hervor, wie die Lebensrettungsgesellschaft landauf landab um den Erhalt von Schwimmbädern kämpfe. Derzeit stehe man vor dem Problem, zwei Jahre Schwimmunterricht für Kinder nachzuholen, der während der Pandemie nicht habe stattfinden können, so Jäger. Hier müsse man einer Pflicht nachkommen, um zu verhindern, dass Kinder ertrinken.

Bei einer Wassertemperatur von 23 Grad verliere ein Erwachsener, der sich eine Stunde im Wasser aufhalte, ein Grad Körpertemperatur, merkte sie an. Kindliche Schwimmanfänger seien oft sehr dünn und frören umso schneller. Dieser Wärmeverlust sei in Freigewässern Hauptursache für den Ertrinkungstod – die Kälte führe zu Krämpfen und Kraftverlust.

„Kinder halten das nicht durch“

Die Schwimmlehrer im Heppenheimer Schwimmbad seien bei drei Kursen hintereinander rund drei Stunden im Wasser, die Kinder jeweils 45 Minuten. Zwei Grad Unterschied bei der Wassertemperatur spielten da schon eine große Rolle. Darüber hinaus gab Jäger, die auch Ortsvorsteherin von Wald-Erlenbach ist, zu bedenken, dass das Freibad für viele Menschen eine Art Urlaubsersatz sei, da sich viele Menschen eine größere Reise schlicht nicht leisten könnten.

Auch Markus Wilder (FDP) ist Schwimmlehrer und zudem Vorsitzender des Heppenheimer Schwimmclubs. Wie Jäger unterstrich auch er die Bedeutung des Schwimmbades für Vereins-, Breiten- und Hobbysportler. Seine Meinung zu einer um zwei Grad niedrigeren Wassertemperatur: „Kinder zwischen fünf und neun Jahren halten das nicht durch. Das geht in die falsche Richtung.“

Franz Beiwinkel (Bündnis 90/Die Grünen) sprach derweil explizit für eine Minderheit in seiner Fraktion, in der man dieses Thema kontrovers diskutiere, wie er mitteilte. Er mahnte an, Krieg und Klimakatastrophe nicht aus den Augen zu verlieren. Den zweiten Antrag der LIZ/Die Linke sähe er besser beim Kreis aufgehoben, der Mitglied im Klimabündnis sei. „Man hat es versäumt, die Windkraft zu nutzen. Das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Auch Fotovoltaik sei abgelehnt worden.

Als Vater zweier Töchter, von denen die jüngere wegen der Pandemie erst verspätet einen Schwimmkurs habe absolvieren können, unterstrich Christopher Hörst (FDP), dass die Stadt die Pflicht habe, den Kindern einen Schwimmkurs zu ermöglichen. Den zweiten Antrag der Wählergemeinschaft sah auch er „an falscher Stelle“.

Yannick Mildner (Tierschutzpartei) stimmte Franz Beiwinkel zu und ergänzte: „Diese Diskussion würden wir nie führen, wenn wir in der Ukraine wären. Wir wollen nicht, dass Menschen sterben, aber wir wollen ins Schwimmbad gehen.“ Das sei für ihn „heuchlerisch“. Man wolle aber auch nicht, dass Kinder den Ertrinkungstod sterben, so der Zwischenruf von Wilfer.

Vorschlag: Neoprenanzug

Als wenig hilfreich bewerteten die Stadtverordneten Ulrike Janßens (LiZ/Linke) Vorschlag, Heidrun Barbara Jäger könnte doch auch einen Neoprenanzug im Schwimmbad tragen. Es gehe lediglich um zwei Grad weniger im Schwimmbecken, im Kinderbecken sei es sowieso immer wärmer, befand Janßen. Außerdem gebe es viele Bäder, die gar nicht beheizt seien.

Nur fünf Stadtverordnete stimmten letztlich für eine Senkung der Wassertemperatur, zweiundzwanzig waren dagegen, drei enthielten sich. Ähnlich verhielt es sich bei der Abstimmung zum zweiten Antrag der LiZ/Linke. rid/ü

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    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

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