Heppenheim. Nach monatelangem Stillstand nimmt das kulturelle Leben in der Kreisstadt wieder mächtig Fahrt auf. So startet unter anderem Forum Kultur am Sonntag, 19. September, mit der inzwischen traditionellen Auftaktveranstaltung für Vereinsmitglieder und Förderer im Ballsaal des Halben Mondes in die Spielzeit 2021/22.
Und auch die Planung der Heppenheimer Festspiele, um die es in den vergangenen Jahren – nicht nur Corona-bedingt – reichlich Diskussionen gegeben hatte, kommt laut Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) voran. „Wir hatten die Ausrichtung der Festspiele ab dem kommenden Jahr europaweit ausgeschrieben. Jetzt gehen wir in die Verhandlungen mit einem ernst zu nehmenden Bewerber, über dessen Interesse wir uns ausgesprochen freuen“, sagte der Rathauschef am Rande der Sitzung des Sozial-, Kultur- und Sportausschusses am Dienstagabend in der Hambacher Schlossberghalle.
Noch ist es ein Geheimnis
Um wen es sich dabei genau handelt, wollte Burelbach den Ausschussmitgliedern allerdings noch nicht verraten. Er ließ jedoch durchblicken: „Es ist keiner der bislang bekannten Interessenten. Aus meiner Sicht sieht es wirklich ganz gut aus.“ Klar scheint somit, dass es sich bei dem aussichtsreichen Gesprächspartner nicht um die Hamburger Kammerspiele handelt.
Diese hatten im Frühjahr 2020 zunächst die Kooperation mit der Festspiele Heppenheim GmbH beendet, kurz darauf machte die erste Corona-Welle alle Planungen für eine Festspiel-Saison im Spätsommer des vergangenen Jahres zunichte. Und mehr als das: Im Mai stellte der damalige Geschäftsführer der Festspiele GmbH, Stephan Brömme, infolge der Pandemie einen Insolvenzantrag, unmittelbar danach wurde ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet.
Chronologie der Ereignisse
Unabhängig davon sollten die Kammerspiele auf Wunsch der Stadt und der Kernstadtpfarrei St. Peter die „Übergangsfestspiele 2021“ auf dem Kirchplatz vor dem „Dom der Bergstraße“ ausrichten. Im Zuge der weiter andauernden Amtshof-Sanierung musste eine neue Spielstätte gefunden werden, zudem war der Vertrag zwischen Stadt und Festspiele GmbH Ende 2020 ausgelaufen. Doch erneut machte die Pandemie den Planspielen einen Strich durch die Rechnung. Im Oktober machten die Hanseaten einen Rückzieher – mit Verweis auf die problembehaftete Planung infolge der Pandemie. Die Stadt reagierte seinerzeit umgehend mit der Vorbereitung der inzwischen beendeten Ausschreibung. Denn der sogenannte „Worst Case“ sollte mit aller Macht vermieden werden. „Wenn die Festspiele erneut ausfallen müssten (...), wären sie wohl dauerhaft in ihrem Bestand bedroht“, hatte Thomas Meurer, Pfarrer von St. Peter, stellvertretend für alle Beteiligten bereits im August 2020 betont. Eine wichtige Rolle bei den künftigen Festspielen könnte übrigens auch die Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH spielen, führte Bürgermeister Burelbach bei der Ausschusssitzung aus. Der im Dezember 2007 von den Gesellschaftern Land Hessen, Frankfurt am Main, Darmstadt, Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis gegründete Fonds wünsche sich eine „südhessische Leuchtturmkommune“ und sei diesbezüglich an die Heppenheimer Stadtverwaltung herangetreten. Im Februar 2012 trat die Landeshauptstadt Wiesbaden als weiterer Gesellschafter hinzu, 2013 die Stadt Hanau. Die Städte Bad Vilbel, Oestrich-Winkel und Offenbach traten 2020 bei. Satzungsmäßiger Zweck der gemeinnützigen Gesellschaft ist die „Förderung von Kultur und Kunst in der Region Frankfurt RheinMain.“ Grundlage für die Fördertätigkeit des Kulturfonds ist eine Finanzierungsvereinbarung zwischen den Gesellschaftern. Nach dieser zahlen die Städte als Gesellschafter derzeit zwei Euro pro Bürger und Jahr ein, die Landkreise 1,60 Euro pro Bürger und Jahr. Das Land Hessen verdoppelt diesen Betrag jeweils. Seit der Gründung 2007 habe der Kulturfonds bereits über 650 Projekte mit mehr als 60 Millionen Euro bezuschusst, sagte Burelbach.
Finanzierung überdenken
An die Fraktionen im Stadtparlament appellierte der Rathauschef, diese Option bis zur Beratung des Doppelhaushaltes 2022/23 im Spätherbst zu überdenken. Klar sei, dass die Stadt im Falle einer Mitgliedschaft pro Jahr knapp 52 000 Euro einbringen müsste – ohne letzten Endes zu wissen, ob diese Investition dann auch tatsächlich in die Kreisstadt zurückfließen wird. „Es werden durch den Fonds ganz konkrete Projekte unterstützt, das Geld wird nicht breit gestreut“, so Burelbach. „Es könnte also selbstfinanzierend werden, zumal man sich vonseiten der Geschäftsführung vorstellen kann, explizit die Festspiele zu unterstützen“, merkte Burelbach an. Klar sei aber auch, „dass man sich auf längere Zeit binden muss“.
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