Erbach. Der von vielen Bewohnern des Stadtteils Erbach und der Stadtverwaltung lang ersehnte „erste Aufschlag“ ist geglückt: Mit der deutlichen Mehrheit von zehn der insgesamt elf stimmberechtigten Mitglieder hat sich der Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss für die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung einer Ergänzungssatzung (Bauleitplanung) „Westlich der Mehrzweckhalle“ im Stadtteil ausgesprochen. Folgt auch die Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am Donnerstag, 1. Dezember, dem Votum des Ausschusses, kommen die Erbacher ihrem erklärten Ziel einer neuen Kindertagesstätte einen großen Schritt näher.
Gleichwohl sei es bis dahin noch ein weiter Weg, merkte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) im Ausschuss an. „Ohne Frage ist dies eine wichtige Vorlage, dennoch müssen noch viele Planungen durchgeführt und jede Menge Gutachten erstellt werden, ehe wir uns mit einem Bebauungsplan auseinandersetzen können“, sagte er.
Die aktuelle Vorlage bietet hierzu freilich die Grundlage. Schließlich geht es zunächst einmal darum, das gewünschte Areal am Ortseingang, unmittelbar neben dem Parkplatz der Mehrzweckhalle, dem sogenannten Innenbereich zuzuordnen, um überhaupt die rechtlichen Voraussetzungen zum Bau einer Kindertagesstätte zu schaffen. Noch handelt es sich bei dem Areal westlich der Mehrzweckhalle nämlich um eine Fläche, die dem Außenbereich zuzuordnen ist. Eine Bebauung ist dort deshalb derzeit noch nicht möglich.
Unabhängig hiervon sind bereits weitere Vorkehrungen für den gewünschten Neubau getroffen worden, wie Burelbach am Dienstagabend noch einmal betonte: Alle benötigten Grundstücke für das Projekt sind demnach inzwischen im Besitz der Stadt, die Planungskosten sind bereits im Doppelhaushalt 2022/23 enthalten – und eine Machbarkeitsstudie liegt ebenfalls vor. Dabei handle es sich jedoch keineswegs um konkrete Pläne, beteuerte Erste Stadträtin und Baudezernentin Christine Bender (SPD). „Das alles kommt erst, wenn wir auch einen Planer beauftragt haben.“ Offen ist es demnach auch noch, wie es mit dem derzeitigen Standort der Kita „Tatzelwurm“ weitergeht.
Lob für das Konzept
Dass die Stadt das derzeitige Konzept des Trägervereins schätzt und die Zusammenarbeit auch in der neuen Einrichtung gerne fortsetzen würde, stellte Burelbach freilich mit deutlichen Worten klar: „Die Fläche bietet große Möglichkeiten zum Spielen, unser Ziel ist es, die neue Kita möglichst naturnah zu gestalten – und dies auch gemeinsam mit dem bisherigen Träger zu verwirklichen.“
Schon jetzt haben die Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren im Tatzelwurm die Möglichkeit, die „Natur vor der Haustür“ jeden Tag aufs Neue zu erleben. Die Kinder werden dabei in einer Regel- und einer Waldgruppe betreut. Das Besondere an dem Konzept des Trägervereins ist laut Website von Verein und Einrichtung, „dass die Kinder im Tatzelwurm die Möglichkeit bekommen, die Vorzüge beider Gruppen (Regel- und Waldgruppe) erleben zu können“. In einem festgelegten rotierenden System treffen sich die Kinder entweder in der Wald- oder in der Regelgruppe. Die Wechsel der Gruppen finden alle vier Wochen statt. Freundschaften, Alter und gemeinsame Interessen der Kinder werden dabei stets berücksichtigt, die Situation in den Gruppen soll mindestens zweimal im Jahr überarbeitet werden. Die ErzieherInnen bilden in diesem rotierenden System nach dem Selbstverständnis des Trägervereins „die nötige Konstante“: Sie sind den jeweiligen Gruppen fest zugeteilt.
Im Bauausschuss gab es sowohl am vorgesehenen Standort des Neubaus sowie am Konzept des Trägervereins nur wenig auszusetzen. „Das Konzept wird sehr geschätzt“, lobte beispielsweise Grünen-Fraktionschef Franz Beiwinkel, zugleich Mitglied des Erbacher Ortsbeirates. „Das ist eine Investition in die Zukunft von Stadtteil und Stadt. Wir finden das Projekt sehr wichtig und werden es entsprechend unterstützen“, bekräftigte Isa Serdani (CDU) für die Große Koalition. Susanne Marx (FDP) begrüßte derweil ebenso wie Beiwinkel die „naturnahe Bebauung“. Der Vertreter der Grünen brachte diesbezüglich „eine Holzbauweise“ ins Spiel. Marx regte ihrerseits an, den nahe gelegenen Bachlauf in die Planungen miteinzubeziehen.
Bei allem Lob ließ Beiwinkel aber auch die „Bauchschmerzen“ durchblicken, die seine Fraktion mit der Integration des bisherigen Außenbereichs ins Planungsgebiet habe. „Das tut schon weh“, sagte er. „Aber wir haben hier einen Abwägungsprozess zu führen, weshalb wir mehrheitlich der Vorlage zustimmen können.“
Einzig Ulrike Janßen (LiZ/Linke) sah dies anders. „Es gibt andere, bessere Orte für eine Kita“, kritisierte sie die Lage unmittelbar an der Hauptstraße. Und auch der „Eingriff in den intakten Außenbereich“ schmeckte ihr nicht. Mit ihrer ablehnenden Haltung stand sie jedoch weitgehend alleine da, die deutliche Mehrheit spricht letztlich für sich. fran/ü
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