Umweltschutz

Die Klärgruben in Ober-Laudenbach haben ausgedient

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jr/ü
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Aussiedlerhöfe wie der Sommerhof bei Ober-Laudenbach entsorgen ihr Abwasser über Klärgruben. Die Untere Wasserbehörde will diese Praxis stoppen. © Dagmar Jährling/ü

Heppenheim. Das Problem Mobilfunk in Ober-Laudenbach gehört – jedenfalls für Kunden der Telekom – der Vergangenheit an. Anders sieht es aus, wenn Feuerwehr, Rettungsdienste oder Polizei digital kommunizieren wollen: Der „Behördenfunk“ funktioniert nach wie vor nicht, auch wenn der vor vier Wochen in Betrieb genommene Funkmast ursprünglich vor allem hierfür installiert wurde. Das derzeit drängendste Problem im Stadtteil aber verursacht ein sehr analoges Thema, wie in der Sitzung des Ortsbeirats deutlich wurde:

Die landwirtschaftlichen Betriebe am Ende des Schannenbacher Wegs und die Aussiedlerhöfe an der Straße zur Juhöhe entsorgen ihr Abwasser über Klärgruben, sollen diese Praxis auf Anweisung der Unteren Wasserbehörde aber innerhalb kürzester Frist abstellen.

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Ende März, so Ober-Laudenbachs Ortsvorsteher Sebastian Lang (CDU) im Gasthaus Zum Kaiserwirt, haben die betroffenen Hausbesitzer ein Schreiben erhalten, nach dem sie die Überläufe ihrer Klärgruben innerhalb von vier Wochen zu schließen haben. Doch während es für den Schannenbacher Weg bereits einen „klaren Fahrplan“ (Lang) für den Anschluss an das öffentliche Kanalnetz und damit Aussicht auf eine Lösung des Problems gibt, gebe es diese Pläne für die Aussiedlerhöfe Richtung Juhöhe nicht.

„Menschlich nicht in Ordnung“

Dabei sei den Landwirten sehr wohl bewusst, „dass die jetzigen Klärgruben in Sachen Umwelt und Grundwasserschutz nicht mehr zeitgemäß sind und sich etwas ändern muss“. Die Art und Weise, wie die Behörde den Betroffenen „die Pistole auf die Brust setzt“, sei aus Sicht des Ortsbeirats, der mit den Betroffenen gesprochen habe, aber „menschlich betrachtet nicht in Ordnung“. Bleibe es bei der Behördenvorgabe, müsste das Abwasser demnächst regelmäßig abgepumpt und per Lkw entsorgt werden. Kosten pro Transport: 300 bis 400 Euro, bei größeren Höfen könnten diese Kosten alle zwei Wochen aufkommen.

Noch größer werde das Problem in den Wintermonaten, wenn die Höfe zeitweise gar nicht mehr angefahren werden könnten. Der Zweckverband Abfallwirtschaft Kreis Bergstraße (ZAKB) beispielsweise weigere sich, eines der betroffenen Grundstücke zur Entleerung der Mülltonnen anzufahren, „weil die Zufahrtsmöglichkeiten zu widrig sind“.

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Völlig unklar sei auch, wie lange das Abpumpen als Übergangslösung herhalten müsse – Pläne für einen Anschluss der Aussiedlerhöfe lägen bislang nicht vor. Der Ortsbeirat, so Lang, stehe in Kontakt zu Stadt wie Stadtwerken, die „ebenfalls von der Untersagung durch die Kreisbehörde überrumpelt“ worden seien und versuchten, Pläne für einen Anschluss der Höfe an das Kanalnetz zusammen mit der Gemeinde Mörlenbach voranzutreiben. Für die Betroffenen ergebe sich eine „finanziell wie psychisch belastende Situation“, deren Dauer nicht absehbar sei.

Der Ortsbeirat bitte Stadt wie Stadtwerke deshalb darum, das Problem „hochpriorisiert“ zu behandeln und zu klären, wo ein Kanalanschluss finanziell sinnvoll machbar wäre oder wo über eine biologische Kleinkläranlage nachgedacht werden müsste. Eventuell, so Lang, könne man auf Pläne aus der Zeit um 2014 zurückgreifen, die gemeinsam mit Mörlenbach diskutiert worden seien.

Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) versprach in der Sitzung des Ortsbeirats, das Anliegen zu unterstützen, sprach aber auch von einer „Kapazitätsfrage“: Ähnliche Probleme gebe es in Igelsbach, Fischweiher oder im Außerhalb an der Weschnitz, gelöst seien sie in Wald-Erlenbach, auf der Guldenklinger Höhe und vor allem in Ober-Hambach, das vor zwei Jahren an das Kanalnetz angeschlossen werden konnte.

Wenig erfolgversprechend ist es nach Einschätzung Stadt, noch mal bei der Unteren Wasserbehörde zu intervenieren: Die allgemeine Aufforderung, alte Anlagen zu ersetzen, sei schon 2007 ergangen, „aber vielleicht haben Grundstücksbesitzer und Behörden zu lange mit der Umsetzung gewartet.“ Das räche sich jetzt. Zur Not könnten die Betroffenen sich auch zusammentun, ihr Abwasser in Eigenregie abpumpen und bei den Stadtwerken abliefern. Das würde billiger, „aber dann“, so der Bürgermeister vor amüsierten Ortsbeiräten und Sitzungsgästen zum Thema Geruchsbelästigung, „müsste schon darauf geachtet werden, dass alles dicht ist“.

Einen Rechtsanspruch auf den Anschluss an die Kanalisation gibt es laut Burelbach wohl nicht, aber das müsse er noch mal überprüfen. Sicher hingegen besteht die Pflicht des Grundstückseigentümers zur ordnungsgemäßen Entsorgung und zum Anschluss an das Kanalnetz. Dann jedenfalls, wenn es vorhanden ist. jr/ü

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