Bauwerke

Die Deichertsbrücke in Ober-Hambach - ein Problemfall

Seit Jahren ist die marode Deichertsbrücke in Ober-Hambach ein heiß diskutiertes Thema in den politischen Gremien der Stadt.

Von 
fran/ü
Lesedauer: 
Die Deichertsbrücke in Ober-Hambach verfällt zunehmend. Aus Sicherheitsgründen ist das 1937 errichtete Bauwerk eingezäunt. Im Gegensatz zu Magistrat und Ortsbeirat, die andere Lösungen bevorzugen, fordert LiZ/Linke eine Sanierung. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Seit Jahren ist die marode Deichertsbrücke in Ober-Hambach ein heiß diskutiertes Thema in den politischen Gremien der Stadt – angefangen beim Ortsbeirat des Stadtteils bis hin zu den Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung. Das malerisch aussehende und auch gelegene Bauwerk über den Hambach, 1937 zur Nutzung für die Land- und Forstwirtschaft errichtet, sollte ursprünglich schon vor knapp zwölf Jahren saniert werden. Die Pläne sahen damals vor, die Brückenschenkel des schlichten, aus Sandsteinen gefertigten Bauwerks sowie die Decke und die Geländer zu erneuern. Allein: Passiert ist seitdem so gut wie nichts, die Brücke verfällt zunehmend.

Der amtierende Ortsbeirat wünschte sich, insbesondere in Person von Jan Ohlhauser (CDU), deshalb im Zuge der Beratungen über den Doppelhaushalt 2022/23 eine rund 100 000 Euro teure Erneuerung der gesamten Brücke. Entgegen bisheriger Informationen könnte die Deichertsbrücke doch nicht denkmalgeschützt sein, mutmaßte Ohlhauser, weshalb sie durch einen – dann billigeren – Neubau ersetzt werden könnte. In den Haushalt aufgenommen wurden die neuen Mittel für die Brückensanierung allerdings nicht.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Und so scheint es, als sorge derzeit fast nur noch die Fraktionsgemeinschaft LiZ/Linke dafür, dass die Brücke nicht erneut in Vergessenheit gerät.

So richtete die Fraktionsvorsitzende Ulrike Janßen in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung die Frage an den Magistrat, ob dieser sich denn überhaupt noch – ebenso wie ihre Fraktion – für die Aufrechterhaltung des Denkmalschutzes für die Deichertsbrücke einsetze. Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) antwortete, dass die Brücke nach Meinung des Magistrats nicht länger gebraucht werde und daher abgerissen werden sollte – zumal die Deichertsbrücke in der Vergangenheit mehrfach die Ursache für Überflutungen gewesen sei. „Eine Furt wäre dort ausreichend“, so Burelbach.

Für die Fraktionsgemeinschaft ist dies Unding, wie Ulrike Janßen im Gespräch mit der Zeitung nun betont. Sowohl die WG LiZ als auch die LiZ/Linke hätten seit Jahren sowohl im Ortsbeirat wie in der Stadtverordnetenversammlung mehrfach den notwendigen Erhalt der Deichertsbrücke thematisiert, so Janßen.

Auch den Hochwasserschutz will sie nicht als Argument gelten lassen: „Die Gefahr ist im unteren Verlauf des Gewässers weitaus größer, also dort, wo sogar eine Bebauung zugelassen wurde.“ Zudem regt sie an: „Bei der Deichertsbrücke bietet sich die Brüstung als Sitzgelegenheit an, wodurch wiederum eine Bank nebst Unterhaltungskosten eingespart werden kann, die dann bei Hochwasser auch nicht fortgespült werden kann, soweit man nicht am Bachlauf einen Pausenplatz schaffen will.“

Weiter merkt die Fraktionsvorsitzende an, Brücken aus der Zeit der 1930er-Jahre seien oftmals „wie diese als Betongrundkonstruktion, die mit Natursteinen verkleidet wurde“, erstellt worden. „Die Kosten für die Bauunterhaltung wie eine Ertüchtigung oder ein Ersatzbauwerk unter Verwendung vorhandenen Materials sind überschaubar“, betont die Architektin.

Mehr zum Thema

Sanierung

Planänderung bei der Sanierung des Heppenheimer Starkenburgwegs

Veröffentlicht
Von
fran/ü
Mehr erfahren
Stadtteile

Ortsbeirat Hambach vermisst Antworten aus dem Heppenheimer Rathaus

Veröffentlicht
Von
ai/ü
Mehr erfahren
Umweltschutz

Die Klärgruben in Ober-Laudenbach haben ausgedient

Veröffentlicht
Von
jr/ü
Mehr erfahren

Die Unterschutzstellung als eingetragenes Denkmal sei einst auch nicht aufgrund des Werts der Konstruktion erfolgt, so Janßen, sondern als „ein prägendes Element in der idyllischen Tallandschaft des Hambaches“, wie es von der hessischen Denkmalpflege heißt. Dort ist weiter zu lesen: „[…] und diente häufig als Motiv in der lokalen Landschaftsmalerei. Aus ortsgeschichtlichen Gründen ist sie von besonderer Bedeutung“.

Und genau jene besondere Bedeutung, Janßen spricht von einem „Kleinod“, gelte es zu pflegen – zumal die Deichertsbrücke aus ihrer Sicht diesbezüglich nicht das einzige Negativbeispiel ist. „Wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach den lieblosen Umgang mit historischer Bausubstanz und deren Verfallenlassen durch den Magistrat der Stadt Heppenheim thematisiert“, lautet der Vorwurf in Richtung Rathaus.

Auch der Tourismus könne von einer professionellen Denkmalpflege letztlich nur profitieren, betont Janßen – bestenfalls in Kombination mit einer guten Vernetzung weiterer markanter Punkte. Ulrike Janßen: „Es geht doch darum, wie ich Dinge miteinander verbinde. Die Brücke in Hambach könnte neben der Walderschließungsfunkion ein wunderbarer Teil eines Wanderweges sein, auch mit Bachzugang beispielsweise als Kneipp-Anlage oder Hundebadestelle.“ fran/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

  • Festspiele Heppenheim
  • Bürgermeisterwahl Heppenheim