Geschichte - Die „Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ hat den Kurmainzer Amtshof und das Hotel Halber Mond in eine Liste aufgenommen / 160 Orte insgesamt und davon 16 in Hessen gelistet

Heppenheim als „Ort der Demokratie“ gleich zweimal vertreten

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ai/ü
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Heppenheim. Als der Deutsche Bundestag am 9. Juni 2021 ein Gesetz verabschiedete, das die Gründung der „Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte“ in die Wege leitete, hatte das direkte Auswirkungen auf Heppenheim. Unter den 160 Orten, die bisher in die Liste aufgenommen wurden, ist die Stadt zwei Mal vertreten: mit dem Kurmainzer Amtshof als Gründungsort der FDP und mit dem Hotel Halber Mond, in dem 1847 die Heppenheimer Versammlung tagte.

In Hessen sind 16 Orte gelistet, darunter die Paulskirche in Frankfurt, das Geburtshaus von Georg Büchner in Riedstadt-Goddelau und das Wiesbadener Schloss, Sitz des hessischen Landtags.

Am 10. Oktober 1847 kamen in Heppenheim auf Einladung des Aachener Kaufmanns und Politikers David Hansemann 18 Abgeordnete aus fünf deutschen Kleinstaaten zusammen, um über ein gemeinsames Vorgehen zur Herstellung der staatlichen Einheit zu beraten.

Eine Sonderausstellung ist geplant

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Unter den Versammlungsteilnehmern war Heinrich von Gagern, der spätere Präsident des Paulskirchen-Parlaments. In Frankfurt wurde im März 1848 eine demokratische Verfassung verabschiedet, deren Umsetzung allerdings scheiterte. Die darauf folgende Revolution wurde niedergeschlagen. Schauplatz eines der letzten Rückzugsgefechte war im Mai 1849 der heutige Heppenheimer Stadtteil Ober-Laudenbach.

In diesem Jahr sollen 175 Jahre Heppenheimer Versammlung vom 9. bis 15. Oktober in einer Festwoche gefeiert werden. Nach Auskunft von Katrin Rehbein, Leiterin des Stadtarchivs, sind wissenschaftliche Vorträge und eine Sonderausstellung im Stadtmuseum geplant. Deshalb arbeitet sie eng mit Museumsleiterin Luisa Wipplinger zusammen. Weitere Details stehen noch nicht fest. Auf jeden Fall sollen die Schulen in das Programm eingebunden werden. „Die Heppenheimer Versammlung ist ein wichtiges Ereignis in der Stadtgeschichte. Deshalb wollen wir das Jubiläum gebührend feiern“, sagte Katrin Rehbein.

Somit rückt die Kreisstadt wie bei früheren Jubiläen in den Mittelpunkt des Interesses. Als 1997 das Jubiläum 150 Jahre Heppenheimer Versammlung gefeiert wurde, war Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) Ehrengast. Bei der 165-Jahr-Feier war 2012 die frühere hessische Kultusministerin Ruth Wagner (FDP) die Festrednerin. Sie sah in Heppenheim nicht nur die Wurzel des Liberalismus, sondern der Demokratiebewegung in Deutschland insgesamt. Zurück zu den Wurzeln, das war am 11. und 12. Dezember 1948 ein Grund, warum sich Liberale um den späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss in Heppenheim trafen, um die FDP zu gründen.

Bei einer Festrede zum Tag der Deutschen Einheit beschrieb der Heppenheimer Rechtshistoriker Karl Härter 2016, wie einzelne Passagen des Grundgesetzes, der hessischen Verfassung und der Weimarer Verfassung auf die Paulskirchen- und damit auf die Heppenheimer Versammlung aufbauen.

Eine Reihe von Orten und Stätten sind wie Heppenheim und Frankfurt mit dem Ringen um Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Menschenrechte verbunden. Um die Bedeutung dieser Orte in das öffentliche Bewusstsein zu rücken, hat der Bundestag das Gesetz beschlossen. Dabei soll auch die neuere deutsche Geschichte einen wichtigen Platz einnehmen: von der Bonner Republik ab 1949 zur Friedlichen Revolution in der DDR und zur Wiedervereinigung 1989.

Fachtagung im Haus am Maiberg

Die neue Bundesstiftung wird in diesem Jahr mit bis zu drei Millionen Euro gefördert. Sitz der Stiftung ist Frankfurt. Vorsitzende des Stiftungsrats ist die frühere Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie hat vor einem Jahr im Bundestag für den Gesetzentwurf der Regierung geworben. „Demokratie ist kein Geschenk, sondern eine Errungenschaft – kein Besitz, sondern stetes Bemühen. Sie zehrt davon, dass sie gelebt und gestaltet, wenn nötig auch erstritten und erkämpft wird“, sagte sie.

Laut Staatsministerin Grütters stärken die Verweise auf die Orte „die Kräfte der Zivilgesellschaft und die Wehrhaftigkeit der Demokratie“. Damit werde ein Beitrag zur Extremismusbekämpfung geleistet. Dazu passt die Fachtagung, mit der das Heppenheimer Haus am Maiberg, Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz, am 10. und 11. Oktober das Festprogramm in Heppenheim mitgestalten will. Für den bisherigen Direktor Benedikt Widmaier ist die politische Bildung ein Fundament für den Aufbau und den Erhalt einer demokratischen Kultur. Bei dem Projekt arbeitet die Akademie mit der Deutschen Vereinigung für politische Bildung (DVPB) zusammen. ai/ü

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