Heppenheim. Erst sorgte die Corona-Pandemie für so manche Verzögerung, im Frühjahr dieses Jahres kam dann auch noch der Krieg in der Ukraine mitsamt dem weltweiten Rohstoffmangel und den weithin bekannten Lieferengpässen dazu. Zuletzt lag die Tücke deshalb im Detail: Für die Fertigstellung der Schaltschränke in der neuen Nibelungenhalle am Heppenheimer Starkenburg-Stadion fehlten wichtige Teile. Ohne diese Teile konnten die Schaltschränke nicht fertiggestellt und nicht geliefert werden. Und ohne Schaltschränke konnte natürlich auch die neue Sporthalle nicht in Betrieb gehen.
Logische Konsequenz: Immer wieder musste der ursprünglich fürs erste Quartal 2022 angepeilte Eröffnungstermin nach hinten verschoben werden. „Im Sommer. Irgendwann“, lautete im Mai 2022 die letzte, zugegeben bereits äußerst vage Aussage von Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) zur voraussichtlichen Fertigstellung mit anschließender Inbetriebnahme. Denn bereits damals war den Verantwortlichen im Rathaus klar, dass jede Aussage schon am nächsten Tag überholt sein könnte. Kurz vor der Sommerpause konstatierte Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) schließlich nur noch: „Definitiv garantieren kann man einen festen Termin in der heutigen Zeit nicht.“
Umso größer war dann aber am Dienstagabend bei der Doppelspitze im Rathaus die Freude, als die Erste Stadträtin im Sozial-, Kultur- und Sportausschuss verkündete: „Der Schaltschrank, auf den wir monatelang gewartet haben, ist inzwischen gekommen. Das heißt, dass wir jetzt endlich weiter installieren können.“ Bis Ende September, Anfang Oktober sollen demnach die Baumaßnahmen rund um die neue Dreifeldhalle abgeschlossen sein. Im Oktober könne dann die „Inbetriebnahme-Phase“ starten, führte Bender aus.
Teurer als geplant
Eine erhebliche Kostensteigerung, welche allerdings mit den allseits bekannten aktuellen Problemen einhergeht und von den Verantwortlichen im Rathaus auch des Öfteren thematisiert wurde, trübt die frohe Kunde der bevorstehenden Halleneröffnung.
7,65 Millionen Euro sollte der Neubau am Starkenburg-Stadion ursprünglich maximal kosten.
Rund 4,5 Millionen Euro sollten dabei über Zuschüsse aus der sogenannten Hessenkasse abgedeckt werden, wodurch der städtische Anteil an den Kosten bei knapp 40 Prozent liegen würde.
In der Realität wird der Anteil aus der Stadtkasse nach der Fertigstellung jedoch deutlich höher sein.
Einen Mehraufwand von rund 15 Prozent hatte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) bereits im Oktober 2021 prognostiziert.
Neuere Zahlen wurden vonseiten der Verwaltung bislang noch nicht kommuniziert. fran/ü
Über einen Zeitraum von „ungefähr vier Wochen“ müsse dabei die komplette Technik der Halle noch einmal gründlich überprüft werden. „Da ist dann immer auch ein Gutachter dabei, der genau analysiert, ob alles tatsächlich so funktioniert, wie wir es in unserer Baubeschreibung festgelegt haben. Und erst, wenn das alles auch testiert ist, bekommen wir die Halle zur Nutzung freigegeben“, umriss Bender den weiteren Zeitplan. Sollte es bei dieser Prüfung keine größeren Beanstandungen mehr geben, „gehen wir davon aus, dass wir Anfang, Mitte November die neue Halle endlich nutzen können.“ Fast genau zwei Jahre nach dem 10. November 2020, dem Tag, an dem die Bodenplatte der Halle gegossen wurde, wäre eine der größten Baustellen der jüngeren Heppenheimer Stadtgeschichte somit abgeschlossen.
Insbesondere die Schüler der benachbarten Nibelungenschule sowie die Sportler des TV Heppenheim und des HC VfL können sich also jetzt schon darauf einstellen, dass sie in knapp zwei Monaten eine neue sportliche Heimat haben werden. Diese wird 52 Meter lang, 47 Meter breit und bis zu 9,50 Meter hoch sein. Das Handballfeld misst 40 mal 20 Meter. Eine Dreiteilung ist durch Trennvorhänge möglich, dann bietet jedes der drei Spielfelder 27 mal 15 Meter. Auch rund 500 Zuschauer werden künftig auf einer beweglichen Tribüne Platz finden, wenn die Basketballer oder Handballer der Kreisstadt um Punkte kämpfen. Hinzu kommen bei Bedarf zusätzliche Stehplätze auf der Galerie.
Erster „Stresstest“
Gut möglich ist laut Bürgermeister Burelbach, dass die Halle schon kurz nach der Freigabe auch gleich einem ersten „Stresstest“ unterzogen wird. Denn auf Nachfrage dieser Zeitung kündigte er am Dienstag eine große Eröffnungsfeier an.
„Wir konnten wegen Corona weder einen Spatenstich noch ein Richtfest feiern. Das wäre aus meiner Sicht deshalb eine gute Gelegenheit, um gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen, den politischen Gremien, den künftigen Nutzern, aber auch der Bevölkerung die neue Halle gebührend zu feiern – aber auch, um allen Beteiligten nach all den Anstrengungen Danke zu sagen.“ Höhepunkte dieser Feier sollten, so Burelbach weiter, Eröffnungsspiele der Basketballer und Handballer sein – möglicherweise gar mit renommierten Gegnern.
Ebenso im Bereich des Möglichen ist, dass die unmittelbare Zufahrt zu Halle und Stadion künftig einen neuen Namen bekommen wird. Markus Wilfer (FDP) erinnerte im Ausschuss daran, dass die seitherige Anschrift „In den langen Äckern“ so manches Navigationsgerät vor Probleme stellen könnte.
Zwar konterte Burelbach sogleich, dass die Anfahrt künftig grundsätzlich über den Mühlenkreisel, die Stadionstraße und die Nibelungenstraße erfolgen sollte, „wo ja auch die Parkplätze sind“. Doch schienen sowohl der Rathauschef als auch seine Stellvertreterin einer neuen Anschrift gegenüber nicht gänzlich abgeneigt. SPD-Mann Michael Eck erinnerte diesbezüglich an die Langnesestraße, die vor genau zwölf Jahren eigens für die große Eisfabrik im Westen der Kreisstadt geschaffen wurde – aus nahezu den gleichen Gründen.
Vielleicht spielen TVH und HC VfL also schon bald in der Nibelungenhalle an der Hans-Baumgartner-Straße oder am Florian-Schwarthoff-Weg. Diese zwei Varianten brachte Wilfer in Erinnerung an Heppenheims erfolgreichste Olympioniken direkt ins Spiel. Vielleicht reicht ja aber auch „An der Nibelungenhalle“. fran/ü
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