Nachhaltigkeit

Heppenheim soll wieder "Fairtrade-Stadt" werden

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fran/ü
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Kaffee und andere Produkte aus fairem Handel sind im Heppenheimer Einzelhandel bereits weit verbreitet. Über dieses Kriterium hinaus erfüllt die Kreisstadt Heppenheim schon jetzt viele weitere Vorgaben, die für eine Re-Zertifizierung als Fairtrade-Stadt verlangt werden. © Miriam ersch/dpa

Heppenheim. Geht es nach Martin Fraune, dann trägt die Kreisstadt Heppenheim schon in wenigen Monaten wieder das Siegel einer „Fairtrade-Stadt“. „Nach unserem nächsten Treffen, das für Ende September, Anfang Oktober geplant ist, wollen wir den Magistrat beauftragen, die Zertifizierung offiziell zu beantragen“, sagt der Co-Vorsitzende der Heppenheimer Grünen.

Als Mitglied der Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung hatte Fraune die Re-Zertifizierung im Frühsommer auf die politische Agenda gebracht. Mit Vehemenz warb er zunächst in den Ausschüssen und anschließend auch im Stadtparlament dafür, dass die Kreisstadt bald wieder als „Fairtrade-Stadt“ firmieren kann.

2011 war Heppenheim durch den Verein „TransFair“ erstmals als „Fairtrade-Stadt“ ausgezeichnet worden. 2017 wurde die Zertifizierung bereits zum dritten Mal verlängert. Eine Fairtrade-Stadt leiste einen wichtigen „Beitrag zur weltweiten Armutsbekämpfung und zu mehr Gerechtigkeit in den Wirtschaftsbeziehungen mit den Ländern des Südens“, ließ die Stadtverwaltung seinerzeit hierzu verlauten.

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Zwei Jahre später ging dieser Status jedoch verloren. Es habe sich gezeigt, „dass sich in der Fairtrade-Steuerungsgruppe Projekte nicht mehr so verwirklichen lassen wie gewünscht“, nannte Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) den Hauptgrund für die 2019 getroffene Entscheidung, die damals auch den Stadtverordneten mitgeteilt wurde. Man habe sich daher einvernehmlich dazu entschlossen, die Steuerungsgruppe aufzulösen und sich nicht mehr um die Verlängerung des Titels zu bewerben. Weiter teilte der Bürgermeister mit: „Die Steuerungsgruppe war der Auffassung, dass der Fairtrade-Gedanke in Heppenheim angekommen und zur Fortführung das Siegel nicht zwingend notwendig ist.“

Die Grünen und allen voran Martin Fraune sahen und sehen dies anders, die parlamentarische Initiative war aus ihrer Sicht nichts anderes als ein logischer Schritt.

Ehe der Magistrat die Re-Zertifizierung jedoch offiziell beantragen kann, müssen noch weitere Schritte folgen: Zunächst einmal muss die Bewerbung einen sogenannten Ratsbeschluss beinhalten. Dieser ist durch das positive Votum der Stadtverordnetenversammlung vom 2. Juni bereits erfolgt. Die Verwaltung verpflichtet sich ferner, bei allen Gremiensitzungen Fairtrade-Kaffee und ein weiteres Produkt aus fairem Handel auszuschenken. Ebenso sollen möglichst viele öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder Kirchengemeinden auf Produkte aus fairem Handel zurückgreifen. Die Verfügbarkeit im Einzelhandel und in der Gastronomie muss gegeben sein, und es sollte eine umfassende Medienberichterstattung erfolgen.

Wichtigstes Organ einer zertifizierten Fairtrade-Stadt ist aber eine Steuerungsgruppe, sozusagen als verbindendes Glied zwischen der Bevölkerung, den Interessengruppen, der Geschäftswelt und den politischen Gremien. Besagte Gruppe wurde Ende der vergangenen Woche dann auch offiziell gegründet. Neben Fraune als Vertreter der Grünen gehören ihr Nadja Dietz als Vertreterin der Verwaltung, Alfons Löb (SPD), Sabine Allmenröder (evangelische Kirche), Ruth Hörl (katholische Kirche), Jutta Zinecker (Weltladen), Birgit Schaab (für die Gewerbetreibenden) sowie Monika Gerz an. „Gemeinsam wollen wir fortan den Fairtrade-Gedanken in der Stadt vorantreiben und hierfür auch eigene Aktionen anstoßen“, sagt Martin Fraune.

Zunächst einmal wollen die Mitglieder der Steuerungsgruppe allerdings das Gespräch mit den Heppenheimer Gastronomen und Schulen suchen. Hier sei man schon nach kürzester Zeit auf „viele offene Ohren“ gestoßen, so Fraune weiter. Unter anderem die Hambacher Christophorusschule sowie das Starkenburg-Gymnasium hätten ihre Unterstützung bereits zugesagt. Mit Blick auf den Einzelhandel konstatiert er: „Alle Supermärkte und Discounter im Stadtgebiet verbreiten bereits Fairtrade-Produkte. Auch in diesem Punkt sind wir also vorzeitig abgesichert.“

Und ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die Steuerungsgruppe auch schon: Eine Abordnung des Vereins „WissensLeben“ machte am vergangenen Freitag im Rahmen einer 13-tägigen „Öko-fairen Kaffee-Radeltour“ durch ganz Deutschland Halt vor dem Heppenheimer Rathaus. Dabei gewährten die Mitglieder des Vereins und einige Unterstützer Einblicke in die Produktion von fair gehandeltem Kaffee aus Nicaragua sowie in die verschiedensten Aspekte des nachhaltigen Lebens. Empfangen wurden die Radler von Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) und Martin Fraune – als Kopf der erst am Vortag konstituierten Steuerungsgruppe. fran/ü

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