Heppenheim. Der Bergsträßer Weinmarkt in Heppenheim ist seit Jahrzehnten ein Anker des Weinanbaugebiets Hessische Bergstraße und seiner Kultur. Nicht wenige mag es bei bestem Sonnenwetter am ersten Wochenende der diesjährigen Auflage tagsüber an ein kühlendes Gewässer oder maximal in den eigenen Garten getrieben haben, aber schon der frühe Freitagabend erweckte den Eindruck: Der Weinmarkt zieht weiterhin. Überwiegend, aber nicht nur nach der alten Prozedur.
Am Samstagabend waren die Stände dann richtig gut besucht, ist Tenor, wenn es auch nicht an den Rekord des Vorjahres heranreichte. Der hatte aber zwei starke Gründe: den Wolkenbruch des ersten Tags und den besonderen Durst nach Corona-bedingter Zwangspause. Die zeitliche Orientierung Ende Juni bis Anfang Juli hat und bleibt Tradition. Oft haben hessische Kinder da längst Sommerferien, dieses Jahr müssen sie wie in den Vorjahren noch bis Ende Juli warten.
Mit leuchtenden Augen
Mit leuchtenden Augen und fast kindlicher Freude nahm sich Otto Guthier des Bergsträßer Weinmarkts an, den er 30 Jahre lang als Vorsitzender des gleichnamigen ausrichtenden Vereins organisierte. Aus Rücksicht auf seine Gesundheit zog er sich von dieser Verantwortung wie schon länger angekündigt zurück. Im Herbst gibt es Neuwahlen. Ihn entlastet das spür- und hörbar: „Jetzt kann ich den Markt mal als Besucher genießen“, sagt er mit verschmitztem Lächeln.
Sonntagmittag war der Andrang überschaubar, die Gastronomie am Marktplatz aber gut besucht. Allerdings kam auch die früher beim Weinmarkt fest eingeplante, jetzt von der Feuerwehr zurückgeholte „Hepprumer Bohnesupp“ gut an. Dann trafen sich die auch gut versorgten Aktiven der deutsch-französischen Partnerschaft im Festzelt. Mit geladenen Gästen. Die Jugend zu erreichen, das ist heute die größte Herausforderung, betonte der Vorsitzende des französischen Freundschaftsvereins aus der Partnerstadt Le Chesnay, Jean-Michel Prats, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Entsprechende Projekte seien geplant. Nun da hüben seltener Französisch und drüben kaum mehr Deutsch gelernt würde. Auf der Bühne warb sogleich Heppenheims Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) für frischen Wind, denn die „Notwendigkeit dieser Partnerschaft gerade in diesen Tagen“ sei doch unstrittig. Das fand Beifall. Um 17 Uhr begann der Nachmittag der Musikschule mit schon gut ineinandergreifenden Akkordeon-Klängen. Auf einem ausbaufähig, aber ordentlich besuchten Amtshof. Der heutige Montag tituliert als auch schon traditioneller Tag der Betriebe, an dem sich diese präsentieren.
Wie eine After-Work-Party mutet es dementsprechend an, wenn ab 17.30 Uhr gleich zwei DJs auflegen: Hoinze Miggel im Amtshof und Themis im Festzelt. Am Dienstag, 27. Juni, spielt jeweils ab 20 Uhr an der Schloss-Schule die Stadtkapelle und auf der Amtshof-Bühne der wie üblich auf mutige Amateure oder Novizen setzende Tuesday Night Club.
Vertrautes Gebabbel verspricht parallel der Mundartabend im Festzelt: eine Premiere. Passenderweise steckt der Heppenheimer Mundartverein dahinter, der wieder auf Mitwirkende setzt. Egal, ob Prosa, Reim oder Lied – alles Heimische ist willkommen.
Das darf gern ganz spontan laufen, aber die vorherige Anmeldung eines Beitrags hilft: telefonisch unter 0178/5084087 oder per E-Mail an idrayss@aol.com beziehungsweise gerlinde.bannert@t-online.de. Weiterhin über allem steht das Herzprodukt des Weinmarkts. Auf sein erstes Glas sprach diese Zeitung Martin Fraune (Grüne) als Vorsitzenden der Steuerungsgruppe „Fairtrade-Town“ an. Fairer sei Wein doch nicht zu genießen, war die Frage, die Fraune gern bestätigte. Auf diesem Feld zufrieden wäre er, wenn nun noch fair gehandelter Orangensaft dazukäme. mbl/ü
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