Heppenheim. Eric Swan würde sich wahrscheinlich keine Sorgen machen. Der Held der britischen Komödie „Cash“ versteht es, durch kreative Sozialbetrügereien an Geld zu kommen. Legal ist die Sache zwar nicht, aber sehr erfolgreich. Freilich auch mit Stress verbunden, denn eine Lüge zieht die nächste nach sich: Über diese temporeiche Farce wird das Publikum der Heppenheimer Festspiele in diesem Sommer lachen können, „Cash“ hat am 22. Juli im Kurmainzer Amtshof Premiere. Die Saison ist gesichert, bestätigte Festspielchefin Iris Stromberger am Montag.
Die Festspiele werden wie geplant mit Zuckmayers „Fröhlichem Weinberg“ am 15. Juli eröffnet, sie dauern bis 28. August. Das klare Bekenntnis zum Festspielsommer beendet eine wochenlange Ungewissheit. Denn Iris und Ingo Stromberger, die mit ihrer gemeinnützigen Festspiel GmbH das 1974 von Hans Richter begründete Theaterfestival übernommen und damit seine Zukunft gerettet haben, agieren in Finanzfragen sehr viel seriöser als der Held ihrer zweiten Produktion.
Erst 1674 Karten verkauft
Auch der Weinmarkt soll stattfinden
Zwei Wochen vor den Festspielen steht der Bergsträßer Weinmarkt auf dem städtischen Veranstaltungskalender. Vom 24. Juni bis 3. Juli soll das größte Volksfest der Kreisstadt nach zweijähriger Corona-Pause wieder über die Bühne gehen - geplant wird ohne Einschränkungen.
Doch klar ist, dass sich die baulichen Verzögerungen im Amtshof auch auf den Weinmarkt auswirken werden.
„Gefährdet ist der Weinmarkt aus meiner Sicht trotzdem nicht“, beteuerte Erste Stadträtin Christine Bender (SPD). Den Boden könne man behelfsmäßig mit Platten auslegen, sofern das Pflaster noch nicht verlegt sei. Und vielleicht sei etwas Improvisation gefragt, so Bender. (fran)
Ende vergangener Woche waren erst 1674 Karten für die insgesamt 43 Vorstellungen verkauft worden.
Bei 320 Plätzen, die das Hoftheater mit seiner neuen, komfortableren Bestuhlung bietet, sind das immerhin mehr als zehn Prozent des Gesamtkontingents von fast 14 000 Tickets.
Aber entschieden zu wenig, um eine solide durchfinanzierte Saison zu planen. Das Geld muss ja nicht nur für die Probenhonorare reichen, sondern für alle 43 Vorstellungstermine.
Die neuen Betreiber wissen, dass sie auch Risiko auf sich nehmen. Aber vor leeren Plätzen zu spielen, können sie sich nicht leisten. „Es geht ja nicht nur ums Geld“, sagt Iris Stromberger, „sondern auch um die Stimmung im Ensemble.“ Aktuell geht es den Festspielen so wie den allermeisten Kulturveranstaltern. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist das Publikum sehr zurückhaltend, was den Kauf von Karten angeht. Zumal dann, wenn man einen Theater- oder Konzertbesuch lange im Voraus planen soll.
Im Mai und Juni wird der Verkauf boomen, hat der Heppenheimer Bürgermeister Rainer Burelbach die Festspielbetreiber getröstet.
Bauarbeiten im Amtshof
Aber er hat es nicht bei schönen Worten bewenden lassen, sondern die Unterstützung der Stadt angekündigt: ein klares Signal, das Ingo Schöpp-Stromberger als Geschäftsführer der Festspiele gebraucht hat. Es hatte sich schon am Donnerstag angekündigt, als Burelbach in der Stadtverordnetenversammlung die Lage beschrieb: „Entweder man lässt es bleiben, das wäre dann aber wohl das endgültige Aus für die Festspiele“, sagte er, „oder wir bleiben dran und ziehen die Sache durch.“
Die Unterstützung dabei hat er am im Gespräch am Freitag zugesagt. Denn sowohl Burelbach als auch die neuen Festspielbetreiber wissen: Je länger die Zwangspause dauert, desto höher werden die Hürden vor dem Neustart.
Wenn nach zwei Corona-Jahren auch die dritte Spielzeit in Folge abgesagt wird, könnte das Theaterereignis ganz von der Bildfläche verschwinden.
Umso gespannter blicken alle Beteiligten auf die Bauarbeiten im Kurmainzer Amtshof. Nach aktueller Schätzung dauern sie vier Wochen länger als geplant, die neue Bühne dürfte also erst knapp vor der Eröffnung zur Verfügung stehen.
Heppenheims Erste Stadträtin und Baudezernentin Christine Bender ist gleichwohl zuversichtlich: „Momentan sieht’s noch gut aus. Auch hier muss wohl ein bisschen improvisiert werden, das sollte aber machbar sein“, sagte sie im Stadtparlament.
Rollen mussten umbesetzt werden
Den Proben dürfte dieser Optimismus weiteren Schub geben. Wenn es den überhaupt bräuchte: „Cash“ wurde in einer Lorscher Industriehalle bereits durchgeprobt, bei bester Stimmung und zu großer Zufriedenheit bei der Regisseurin. Und das, obwohl sie gleich eine Umbesetzung finden musste, der ursprünglich vorgesehene Darsteller des Eric konnte an den ersten Probentagen nicht überzeugen.
Jetzt übernimmt Strombergers Sohn Fabian, der eigentlich für die Rolle des Untermieters Norman eingeteilt war. Was wiederum die Rolle der Linda ins Wanken brachte: Die sollte Iris Stromberger selbst spielen, aber als Mutter im richtigen Leben die Bühnen-Ehefrau zu sein, hätte nicht funktioniert.
Für sie springt Sandra Förster aus Frankfurt ein, und für die Rolle des Norman hat Schwiegertochter Elinor Stromberger einen Studienkollegen von der Falckenberg-Schule reaktiviert.
Florian Innerebner hatte sich nach dem Schauspielstudium umorientiert und steht kurz vor seinem Mediziner-Examen – und vorher auf der Festspielbühne. „Ein Gewinn fürs Ensemble“, freut sich Iris Stromberger. jb/fran/ü
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