Starkenburg-Sternwarte

Heppenheim in unendlichen Weiten

Festabend zum 50. Geburtstag mit einem Vortrag, in dem es um Raumschiff Enterprise, Antimaterie und Zeitreisen ging.

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mbl/ü
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Auch das Raumschiff Enterprise schwebte über die Leinwand während des kurzweiligen Vortrags von Dr. Hubert Zitt bei der 50-Jahr-Feier der Heppenheimer Sternwarte. © Dagmar Jährling

Heppenheim. „Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft.“ Nicht nur Insider wissen längst, dass dazu die Enterprise-D der Sternenflotte erscheint. Zur Feier des 50. Geburtstags der Starkenburg-Sternwarte Heppenheims im Kurfürstensaal des Kurmainzer Amtshofs erschien sie auf einer Folie. Das größte Passagierflugzeug der Gegenwart im Vergleich marginalisierend. Was Dozent Hubert Zitt im rheinland-pfälzischen Zweibrücken als Star-Trek-Vorlesung etablierte und bundesweit bekannt machte, zierte das Beisammensein für festlichen Rück- und Ausblick. So war zu lernen, was Heppenheim zum Blick zu den Sternen beiträgt, und darüber hinaus, wie realistisch eine Reise zum Erspähten ist.

Es gibt ein Flugzeug namens Heppenheim – und auch einen Kleinplaneten. Der Leiter der Starkenburg-Sternwarte, Rainer Kresken, musste im Laufe des Abends zwar einräumen, dass der ewige Rivale Bensheim „da oben“ auch zu finden ist, aber an Heppenheims besonderem Rang und Klang ändert das nichts.

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„Ahh, Staarkenbörg!“ So habe, hier in Lautschrift verdeutlicht, ein professionelles US-Observatorium freudig reagiert, als er bei einem Besuch anmerkte, selbst eine Sternwarte in Heppenheim zu betreiben. Dass die dort nun schon 50 Jahre zu finden ist, geht auf zwei Friseur-Lehrlinge zurück: Alfred Sturm und Martin Geffert, die eine unbändige Sehnsucht nach den Sternen einte.

Auch bei klirrender Kälte beobachteten die Freunde vom eigenen Speicher den Himmel, und 1971 nahm mit der ersten Plattform ihr Traum von einer Sternwarte Gestalt an. Im Jahr darauf war die erste, noch rudimentäre Ausstattung installiert, 1973 erfolgte die offizielle Eröffnung. Alles nur möglich über einen Erbpachtvertrag mit der bis heute unterstützenden Stadt, der das Grundstück dicht unterhalb der Starkenburg gehört. Und alles kurz nach der erfolgreichen Mondlandung und zu der Zeit, da das Star-Trek-Universum Deutschland erreichte.

Zitt tauchte in einem roten Sternenflotten-Oberteil auf, was bei Star-Trek zwei Gruppen vorbehalten ist: Kommandeuren und bislang Unbekannten, die kurz darauf das Zeitliche segnen. Der Physiker stand für sich und sprudelte vor Wissen und Ideen, dieses zu teilen. Das gefiel Rainer Kresken als Ansatz, Wissenschaft heimlich zu vermitteln. In der Zeit vor der Corona-Pandemie kamen gut und gern 3000 Schüler pro Jahr zu Führungen in die Sternwarte. Was der benachbarten Jugendherberge und enormem Einsatz der ehrenamtlichen Crew zu verdanken ist und Zitt wiederum beeindruckte.

Er zog das Publikum über Genies wie Albert Einstein und Stephen Hawking („Star Trek erweitert die menschliche Vorstellungskraft“) sowie eine Art Realitäts-Check in den Bann. Dazu kamen Kult-Charaktere wie Vulkanier Spock und Android Data zu Wort, um Antriebsquellen wie Kernfusion und Antimaterie zu erklären. Kernfusion ist Zitt zufolge vielleicht in 15 Jahren möglich, und Antimaterie gibt es schon künstlich erzeugt. Aber jedes Gramm koste noch mindestens 100 Milliarden Dollar.

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Wann immer es daran ging, dass etwas „ganz einfach zu berechnen“ gewesen sei, ersparte Zitt dem Laien die Herleitung, klickte nur kurz die Formel hinzu und erläuterte dann die Conclusio. Selbst wenn die ungeheure Geschwindigkeit eines Raumschiffs wie der Enterprise durch eine unglaublich gewaltige Menge Energie und Masse theoretisch zu erreichen wäre, verging nach wissenschaftlichem Ermessen schon eine Ewigkeit („Ist halt zu langweilig, haben die immer rausgeschnitten“), bis die Geschwindigkeit erreicht ist.

Zeitreisen seien theoretisch möglich, aber nur in die Zukunft, und zwar in die anderer ohne Chance auf Rückkehr. So richtig Mut machen, dass das klappen könnte, wollte Zitt als ehrliche Haut und Physiker lieber nicht. Und: „Da draußen gibt es noch mehr“, ob der schieren Größe des Weltalls schon von der Wahrscheinlichkeit her, aber Technologien und Kapazitäten, die einen Kontakt zuließen, seien wohl zu unwahrscheinlich.

Doch Wissenschaft und Menschheit kämen nie voran, täten sie alles als unmöglich ab. Datenträger, Laptops, Tablets, Smartphones („Kommunikatoren“) ersannen die Star-Trek-Macher, lange bevor dergleichen Wirklichkeit wurde. Zitts Appell: „Wir müssen an Ideen glauben.“

Die Star-Trek-Menschheit braucht kein Geld mehr, die heutige sehr wohl. So dankte Kresken allen Unterstützern des Vereins, dem er vorsteht. Allen voran der Stadt, die Bürgermeister Rainer Burelbach gern mit Würdigung und Zuwendung vertrat. Es braucht auch Glück und ein Netzwerk. Als Fritz Mühleis seine privaten Teleskope aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr nutzen konnte, vermachte er sie der Starkenburg-Sternwarte, die ihm bis heute ihr Hauptteleskop zu verdanken hat. Und die sich zu einer der bedeutendsten Hobby-Astronomen-Stätten Europas entwickelte. mbl/ü

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