Heppenheim. Ob die kaum mehr erkennbaren Parkplatzmarkierungen für (zu viele) erfolgreiche Widersprüche gegen Bußgeldbescheide sorgten, ist nicht bekannt, aber der Unterschied auf Heppenheims neu gestaltetem Parkhof ist frappierend. Das Wochenende 22./23. Juni genügte, um nun mit sattem weißem Strich aufzuzeigen, wo Parken erlaubt ist und wo nicht. Mit etwas Abstand hat diese Zeitung mal geschaut, wie es ankommt, dass nun weniger, dafür breitere Parkplätze vorhanden sind.
Der Kampf um den Parkraum ist auch in Heppenheim ein oft und schnell hitzig diskutiertes Thema. Gefühlt sind die Chancen, zum Zug beziehungsweise zum Platz zu kommen, verschwindend gering. Der Eindruck bei zwei Stichproben bestätigt das teilweise, ist aber überwiegend ein anderer.
Es ist Abend, bei Sonnenschein stehen viele Autos dicht an dicht, parallel zur Parkhofstraße zudem Reisebusse. Tatsächlich sind aber noch mehrere Parkplätze frei – trotz des Bergsträßer Weinmarkts in der nahen Altstadt. Der zieht zufällig auch die zuerst Befragten an; glücklich, den Wagen noch gut und in Laufnähe abgestellt haben zu können. „Da wir nur einmal im Jahr“, stets zum Weinmarkt, „da sind, fällt uns die Veränderung nicht so auf.“
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Es sind tatsächlich 30 Stellplätze weniger als vorher. Noch weniger, würden viele sogleich ergänzen. Zur verwegenen Frage, ob das Parken dadurch vielleicht sogar günstiger wird, erklärt die Stadt: „Eine Veränderung der Parkgebühren im Zusammenhang der Markierungsarbeiten steht zurzeit nicht an.“ Den heutigen Dimensionen vieler Autos sowie den Bedürfnissen bei Handicap oder mit kleinen Kindern wird die nun deutlich breitere Fläche eines einzelnen, regulären Stellplatzes weit eher gerecht.
Eine Hemsbacherin, die schon häufiger in Heppenheim lebte und seit 30 Jahren regelmäßig den Parkhof ansteuert, wundert sich am Montag gegen 9 Uhr und findet augenzwinkernd mit Blick auf ihren Kleinwagen: „Hier hätten auch noch zwei andere hingepasst.“ Für Parkhäuser gebe es zu wenig Hinweise. Da steht sie eigentlich am liebsten, wenigstens eine Schranke sollte doch der Parkhof auch haben. „Hier zahlt man immer mehr. Ich werde die Zeit bis fast 12 auch nicht brauchen“, vorsichtshalber schmeißt sie aber doch mehr ein.
Zwei extrabreite Stellplätze lassen Behinderten-Parkraum vermuten
Andere riskieren Ärger. Das „X“ markiert keinen Schatz, sondern zeigt, dass das Parken dort nicht zulässig ist. Gleichwohl sind auf der Fläche oder auch neben einer Reihe immer wieder mal Fahrzeuge abgestellt. Zwei extrabreite Stellplätze lassen Behinderten-Parkraum vermuten. Es gibt aber (noch) keine besondere Kennzeichnung. Zwischen ein Wohnmobil und ein Auto mit Radaufhänger am Heck stellt sich, mitten über dem Trennstrich, noch jemand hin.
„Sehr positiv überrascht“ ist ein schon deshalb gut Gelaunter, der bei anderen Gelegenheiten häufiger seine Runden gedreht hatte und dann doch etwa wie manch einer Richtung Bahnhof in die Querstraßen zurück ausweichen musste. Hartnäckig langsam Kreisende mit Dieburger Kennzeichen fragen ihn später, gegen 10 Uhr, ob er wegfährt. Nein, signalisiert der immer noch Zufriedene und stellt nur zwischendurch etwas ab. Noch später erbt doch jemand direkt seine freiwerdende Fläche.
„Alles gut, zufrieden“, sagt ein anderer, der in der ersten Reihe von der B3 aus gleich fündig wurde und es doch ironisch meint: „So richtig zufrieden ist man hier doch nie.“ Dicht dahinter klagt eine Bekannte: „Jetzt hast Du mir den Parkplatz weggenommen.“ Der mild Gescholtene konstatiert zum Reporter: „Nicht zufrieden.“ Sie macht sich auf die Suche, mit offenem Fenster. „Du musst nur schnell sein.“
In der nächsten Reihe braust einer aus der anderen Richtung in die Lücke und die seitlich kurz Auftauchende verpasst sie auch, um in der letzten Reihe Richtung Wilhelmstraße doch noch im ersten Anlauf fündig zu werden. „Katastrophe!“ So fällt schon vorher ihre Bewertung aus. „Ich muss jeden Tag herkommen, wegen der Post. Wir haben da ein Schließfach, darum kann ich nicht zum Rewe“, wo es Parkplätze en masse gibt.
Wie von einigen vermutet, staut es sich am Vormittag am meisten. Der Fahrer eines türkischen Kleinlasters, der lange im Fahrbereich stand, fährt schließlich doch weiter. Gegen 12.30 Uhr, bei kräftigerem Regenfall, sind schon wieder fast 30 Plätze frei, und am Nachmittag ist es meist eh entspannter. Nutzer, die für den ganzen Tag einwarfen, der am Bahnhof nur 50 Cent kostet, bilden die absolute Ausnahme. Es kostet Nerven, reicht aber doch meist. Für die Gäste aus dem Dieburger Land zum Beispiel nicht. mbl/ü
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