Bensheim/Alsbach-Hähnlein. Alles begann mit einem „Keks“ – so heißt der Hund von Hanna David. Er stellte ihr Wissen über Hunde auf den Kopf und auch dank ihm entwickelte die Trainerin aus Alsbach-Hähnlein ein spezielles Coaching, in dem der Mensch viel über sich selbst lernt. Am Freitag hält sie in Bensheim einen Vortrag zum Thema „Bildung vs. Erziehung: Warum man Hunde nicht mit Leckerlis erziehen kann … und was man stattdessen braucht.“ Die BA-Redaktion hat sie bei einem Training begleitet.
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Hundehalterinnen und -halter sind bei Wind und Wetter unterwegs. Besonders von erstem gibt es am Montagabend reichlich auf einem Parkplatz in den Sandwiesen bei Alsbach-Hähnlein: Ellen aus Bensheim und Sophia aus Bickenbach haben ihre beiden Hunde Neo und Maika mitgebracht. Gemeinsam möchten sie weiter daran zu arbeiten, Ruhe ihren Alltag mit Hund zu bringen.
Das gelingt durch Training an den Orten, an denen diese Alltagssituationen auch geschehen: zuhause, in der Stadt oder bei der Gassirunde, bei der meist einige Hundebegegnungen anstehen. Gerade Spaziergänge treiben manchen Haltern schon beim Gedanken daran den Schweiß auf die Stirn. Auf dem Feldweg finden sich optimale Bedingungen, bei denen Neo und Maika zeigen, was sie gelernt haben: Der zweieinhalbjährige Rüde läuft ganz ruhig neben Frauchen Ellen her, auch, als die beiden an Maika und Sophia vorbeikommen. Auf einer angrenzenden Wiese kommt Bewegung ins Spiel – zumindest für Tierschutzhund Maika. Und Neo muss dem Impuls widerstehen, aus seiner Ruheposition aufzuspringen.
Hunde erkennen gestellte Trainingssituationen
Hanna David ist es wichtig, keine gestellten Situationen zu schaffen, denn das merken die Tiere schnell. „Viele Hunde verfallen in einen Trainingsmodus, in dem alles reibungslos funktioniert“, erklärt sie. Sobald ein Hund erkennt, dass es sich um einen Übungsrahmen handelt, kann er erlernte Signale abrufen, selbst, wenn andere Artgenossen dabei sind. „Im echten Leben hält er sich dann aber wieder an die Regeln, die er sich selbst aufgestellt hat.“ Zum Beispiel daran, dass jeder Hund schon aus weiter Entfernung angepöbelt werden muss.
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Warum tun Hunde überhaupt so etwas? Im Prinzip kann man das als Strategie betrachten, mit der die Tiere versuchen, sich zurechtzufinden. Zentral für eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Hund ist, dass der Vierbeiner sich auf seinen Halter verlassen kann und gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, selbst überlegen zu müssen, wie er handelt. „Ein Hund braucht keinen Bestimmer, er braucht einen Entscheider“, sagt David.
Wenn sich der Mensch bei jedem Spaziergang durch ziehen und zerren durchsetzen muss, für den Hund alles interessanter ist als seine Bezugsperson oder man zuhause nicht den Raum verlassen kann, ohne dass Bello einem an den Fersen klebt, kann es für beide Seiten hilfreich sein, wenn es klare Grenzen – verwaltete Räume – gibt.
Wer dem Hund Grenzen aufzeigt, ist nicht böse
„Wenn mein Hund merkt ,ich muss mich nicht darum kümmern, weil mein Halter alles im Griff hat', lösen sich viele Probleme.“ Ziel des Trainings ist es, dieses Vertrauen zwischen Zwei- und Vierbeiner aufzubauen und zu stärken. Und hierfür ist es nötig, „nein“ sagen zu können. Das ist es auch, was so vielen Halterinnen und Haltern schwer fällt, weiß die Trainerin. „Aber es ist wichtig. Denn wenn mein Hund die Grenzen anderer nicht respektiert, kann es schnell zu Situationen kommen, in denen die Umwelt diese Grenzen schmerzhaft setzt: durch ein Auto oder einen Biss etwa. So weit sollte es nicht kommen müssen.“
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Wer seinem Hund Grenzen aufzeigt, ist keineswegs böse. „Die Tiere wollen Sicherheit. Und auf dem Weg dorthin müssen sie lernen, auch mit Frustration klarzukommen.“ David zieht den Vergleich zum Anschnallgurt im Auto: „Wenn ich ihn nicht angelegt habe, fühle ich mich unwohl. Ich entscheide mich also freiwillig dazu, mich selbst einzugrenzen und bin dadurch sicherer.“
Damit der Vierbeiner seinen Menschen respektiert, braucht es keine komplette Persönlichkeitsveränderung. „Die Unterschiede sind meist ganz subtil“, berichtet David.
Welche Charakterzüge bringt der Hund mit sich?
Warum sind manche Hunde neugierig und offen, andere hingegen zurückhaltend oder sogar in sich gekehrt? Was hat das Verhalten mit der Persönlichkeit zu tun? Und wie können Erkenntnisse über den Charakter des Hundes Aufschluss für das Training geben und letztlich für ein besseres Miteinander sorgen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Hanna David intensiv im Trainingsalltag. Vor kurzem hat sie ein Buch über die Persönlichkeitsanalyse für Hunde veröffentlicht.
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Darin orientiert sie sich an einem Modell aus der Persönlichkeitspsychologie: den „Big Five“. Die Einteilung in unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale liefert Antworten darauf, warum sich Hunde auf bestimmte Art und Weise verhalten und zeigt in alltagsnahen Handlungsempfehlungen, wie die individuelle Persönlichkeit deines Hundes im Alltag und Training berücksichtigt werden kann.
Nicht immer passen die Anforderungen, die ein Hundebesitzer an seinen vierbeinigen Begleiter hat, auch zu dessen Persönlichkeit. Das anzuerkennen und damit zu arbeiten kann manchmal eine Herausforderung sein. Den Charakter eines Hundes zu ergründen bildet eine weitere Stütze, auf der die Mensch-Hund-Beziehung gestärkt werden kann.
Der feine Unterschied
Wo liegt im Training mit dem Hund nun aber der Unterschied zwischen Erziehung und Bildung? Für David ist es wichtig, dass diese beiden Konzepte nicht miteinander verwechselt oder durcheinandergebracht werden. Bei der Bildung geht es darum, Hunden Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln – Kommandos etwa. Bei der Erziehung geht es daum, Grenzen aufzuzeigen und Verhaltensweisen zu fördern, die für ein harmonisches Miteinander von großer Bedeutung sind. Die Trainerin definiert in ihrem Ansatz drei Grundziele der Erziehung: Ruhe, Gelassenheit und Orientierung. „Und die lassen sich nicht nur durch reine Bildung erlernen.“
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Info: Weitere Infos zu Hanna David und ihrer Arbeit gibt es auf ihrer Homepage und ihrem Instagram-Auftritt.
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