Kapitalmarkt

Börsenpläne betreffen auch das Heppenheimer Langnese-Werk

Der Unilever-Konzern plant anscheinend eine Alternative zum Verkauf der Eiscremsparte an einen Finanzinvestor. Das ist bisher bekannt

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Michael Roth
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Das Langnese-Eiscremewerk in Heppenheim: Unilever will die Sparte jetzt doch nicht verkaufen. Stattdessen könnte es einen Börsengang geben. © Dietmar Funck

Heppenheim. Der Konsumgüterhersteller Unilever, der in Heppenheim eines der größten Eiscremewerke Europas (Magnum, Capri, Flutschfinger) betreibt, hat den geplanten Verkauf seines gesamten Eiscreme-Geschäfts an Finanzinvestoren laut einem Pressebericht auf Eis gelegt. Stattdessen werde nun ein Börsengang der Sparte ins Auge gefasst.

Das berichtet die für gewöhnlich gut informierte „Financial Times“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die Größe der Eiscremesparte sowie die komplexen Lieferketten hätten Finanzinvestoren zurückhaltend gestimmt. Experten hatten den Wert des Geschäfts demnach auf 10 bis 15 Milliarden geschätzt. Der Unilever-Konzern will sich künftig auf die Sparten Pflege (Dove, Axe, Omo) und Ernährung (Knorr, Rama, Pfanni) konzentrieren.

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Unilever hatte die Trennung von der Eiscremesparte im März angekündigt. Die Ausgliederung – also die Voraussetzung für einen Verkauf oder Börsengang – laufe nach Plan und solle bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, hatte Unilever-Chef Hein Schumacher im Oktober gesagt. Das Speiseeis-Geschäft machte 2023 früheren Angaben zufolge einen Umsatz von 7,9 Milliarden Euro. Konzernweit betrug der Umsatz im vergangenen Jahr 59,6 Milliarden Euro.

Der Verkauf ist Teil eines Umbauplans von Schumacher. Der seit Juli 2023 amtierende Unilever-Lenker will die Profitabilität steigern, unter anderem durch den Abbau von 7500 Stellen in der Verwaltung weltweit. Details zum Standort Heppenheim hierzu gab es nicht. Zuletzt hieß es, dass für eine neue Produktionslinie 15 Millionen Euro investiert worden seien, um die Kapazitäten zu erweitern.

In Heppenheim werden jährlich über 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme hergestellt

Konzernbetriebsratsvorsitzender Hermann Soggeberg sagte dem BA im März, dass die Eiscremesparte zwar Probleme habe, Rohstoffe und Energie seien teurer geworden, der Absatz zuletzt schwächer gewesen. In Sachen Stellenabbau rechnete er aber damit, dass der Standort Heppenheim relativ sicher sei. Hier werden jährlich über 1,5 Milliarden Portionen Eiscreme hergestellt. Davon ist der größte Teil Magnum.

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Früheren Angaben zufolge verfügten die bei Unilever verbleibenden Bereiche Pflege und Ernährung über sich ergänzende Marktzugänge und/oder Forschungs- und Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebssysteme sowohl in entwickelten Märkten als auch in den Schwellenmärkten. Der Vorstand sei zuversichtlich, dass das künftige Wachstumspotenzial der Eiscreme-Sparte unter einer anderen Eigentümerstruktur besser genutzt werden kann.

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Speiseeis weise im Vergleich zu den anderen Geschäftsbereichen von Unilever besondere Merkmale auf. Dazu gehörten eine Lieferkette und Verkaufsstellen, die Tiefkühlprodukte lagern können, eine andere Kanallandschaft, stärkere Saisonabhängigkeit und eine höhere Kapitalintensität. (mit dpa)

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