Lebensmittel

Was alles in einer Kugel Eis steckt

"Eis" oder "Eiscreme"? In der Eisdiele und im Supermarkt ist die Vielfalt groß - das gilt auch für die Zutaten. Darauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten

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Svenja Bergt
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Auch wenn klassische Sorten wie Schokolade und Erdbeere mit Sahne oder Milch nach wie vor am beliebtesten sind, steigt die Nachfrage nach veganem Speiseeis. © dpa

Die Großpackung im Supermarkt oder eine Kugel aus der Eisdiele? Milcheis oder Sorbet? Die Auswahl an Speiseeis ist groß - ebenso wie die Nachfrage. Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie haben die industriellen Hersteller in Deutschland im vergangenen Jahr 543,7 Millionen Liter Speiseeis unter die Leute gebracht. Knapp acht Liter verspeiste damit jede und jeder Einzelne im Schnitt. Das ist etwas weniger als noch im Vorjahr, als der Pro-Kopf-Verbrauch noch bei gut acht Litern lag. Der Verband führt den leichten Rückgang auf die im vergangenen Jahr gestiegenen Ein- und damit Verkaufspreise zurück - und auf tendenziell regnerisches Wetter in der Hochsaison.

Bei „Eis“ dürfen pflanzliche Fette die klassischen Zutaten ersetzen

Während an der Eisdiele die Qual der Wahl nur zwischen den unterschiedlichen Sorten besteht, wird es im Supermarkt komplizierter. Hier ist die Auswahl noch einmal größer und es unterscheiden sich sowohl Zutaten als auch Füllmengen und sogar die Bezeichnungen. Zum Beispiel: Während auf manchen Packungen „Eis“ steht, findet sich auf anderen der Begriff „Eiscreme“.

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Tatsächlich macht das einen Unterschied. Denn die Leitsätze für Speiseeis des Deutschen Lebensmittelbuches sehen unterschiedliche Mindestanforderungen vor. Wo „Eiscreme“, „Milcheis“ oder „Rahmeis“ drauf steht, ist Milchfett drin. Bei Eiscreme beispielsweise sind es mindestens 10 Prozent Fett aus Milch, Milcheis soll mindestens 70 Prozent Milch enthalten. Steht nur „Eis“ auf der Packung, dürfen die klassischen Eiszutaten Milch und Sahne durch pflanzliche Fette, zum Beispiel Kokosfett, ersetzt worden sein. (Frucht-)Sorbet soll dagegen keine Milch oder Milchbestandteile enthalten und bei Fruchteis sollen mindestens 20 Prozent der Masse aus Frucht bestehen. Auch wenn die Leitsätze keine verbindlichen Vorgaben sind, sondern Ziele, aus denen einzelne Hersteller auch mal ausscheren können, geben die Bezeichnungen beim Kauf eine Orientierung.

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Außerdem hilfreich: ein Blick auf das auf der Packung aufgedruckte Gewicht. Damit relativiert sich mitunter der höhere Preis einer kleineren Packung. Denn in industriell gefertigtes Eis wird häufig Luft eingeschlagen. Damit ist es im Mund fluffiger und cremiger - und in der Packung voluminöser. So kann eine große Packung mit luftigem Inhalt günstiger erscheinen, als sie eigentlich ist. Doch am Ende kommt es vor allem auf den persönlichen Geschmack an. So hatte die Stiftung Warentest im Juni Keks-Eis aus dem Supermarkt getestet. Nicht nur das teuerste, sondern auch eine Handelsmarke, also die Eigenmarke eines Händlers, landete hier im Geschmackstest unter den Spitzenreitern. Stiftung Warentest rät, auf die Zutaten zu achten. Gerade bei Sorten, die mit weniger Zucker oder Fett werben, würden dann Süßungsmittel und Füllstoffe zugesetzt.

„Eis mit Vanillegeschmack“ enthält meist künstliches Vanillin

Soll es Vanilleeis sein? Auch dann helfen die Angaben auf der Verpackung bei der Beurteilung, ob tatsächlich Vanille im Produkt steckt. Bourbon-Vanille ist ein teurer Rohstoff. Schwarze Punkte etwa, die häufig als Qualitätszeichen gedeutet werden, müssen nicht unbedingt auf die Verwendung von dem - teuren - Vanillemark zurückgehen, sondern lassen sich auch durch den Einsatz der - deutlich billigeren - Vanilleschoten erzeugen. Sind auf der Verpackung Vanilleblüten oder -schoten abgebildet, soll laut den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches echte Vanille im Produkt sein. „Eis mit Vanillegeschmack“ wird dagegen in der Regel mit künstlichem Vanillin hergestellt.

Ein Blick auf die Verpackung ist vor allem auch für Menschen mit Allergien wichtig. Allergene wie Nusssorten oder Soja müssen hier ersichtlich sein. Manche Menschen reagieren auch empfindlich auf Carrageen. Dieser Zusatzstoff muss, genauso wie andere Emulgatoren und Stabilisatoren, ebenfalls in der Zutatenliste stehen. Die Zusatzstoffe sind beliebt, weil sie die Eiskristallbildung hemmen. Dadurch ist das aus dem Tiefkühler kommende Eis nicht so hart, es wirkt cremiger und und ist einfacher portionierbar.

„Aus eigener Herstellung“ schließt Fertigpulver nicht aus

Von den knapp acht Litern Eis pro Kopf werden rund anderthalb bei Eisdielen gekauft. Hier wünschen sich viele Kunden, dass das Eis hausgemacht ist. Anbieter kennen diesen Wunsch und werben gerne mit entsprechenden Hinweisen. Doch die Verbraucherzentralen weisen darauf hin, dass Angaben wie „aus eigener Herstellung“ oder „selbst gemacht“ nicht bedeuten, dass das verkaufte Eis tatsächlich vor Ort aus seinen Grundzutaten hergestellt wurde. Ebenso sei es möglich, dass das Eis aus fertigem Pulver angerührt oder angelieferte Ware mit frischen Bestandteilen wie Nüssen oder Obst verfeinert wurde.

Die Verbraucherzentralen fordern, dass der Gesetzgeber nachbessert und für die Kunden Klarheit und für die Anbieter Verbindlichkeit schafft. So lange hilft nur: Wer nicht nur Wert auf leckere Ware legt, sondern auch auf eine Herstellung vor Ort, sollte direkt bei der Eisdiele nachfragen. Die Stiftung Warentest rät zudem, sich ruhig die Liste mit den Zusatzstoffen zeigen zu lassen. Und bei aller Vorfreude auf die Abkühlung den Blick auch für einen Moment abschweifen zu lassen, an den Rand der Kühltheke. Gibt es hier keine dicken Eisränder? Gut. Das wäre nämlich sonst ein Zeichen für unsachgemäße Kühlung.

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