Mannheim. Die Vorfreude auf die neue Saison ist bei Uwe Gensheimer durchaus groß. Aber der Sportchef der Rhein-Neckar Löwen weiß eben auch, dass es gerade zu Beginn ein wenig knirschen könnte. Der Kader des Handball-Bundesligisten wurde auf links gezogen. Wieder einmal. Weshalb Gensheimer zwar einerseits meint, dass das Wort Neustart beim zweifachen Meister und Pokalsieger „überstrapaziert“ sei: „Aber letztendlich ist es eben auch so.“
Die Löwen fangen also erneut bei null an. Und der 38-Jährige ist bestrebt, nach etlichen Umbauten endlich für Kontinuität bei den Mannheimern zu sorgen. Er geht nun in seine zweite Saison als Sportchef und kann nichts für die Sünden der Vergangenheit. Der frühere Weltklasse-Linksaußen hat mit Maik Machulla einen neuen Trainer verpflichtet – und muss damit klarkommen, dass der Kaderumbau noch ein wenig größer ausfällt, als er es ohnehin geplant war. Kurz vor dem Trainingsstart verließ Torwart Mikael Appelgren den Club in Richtung One Veszprém. Wahrscheinlich ist außerdem, dass ihm Topstar Ivan Martinovic zeitnah zum ungarischen Spitzenverein folgt.
Der Kroate wäre im Sommer 2026 ohnehin weg. Es bietet sich nun also die Möglichkeit, nicht nur eine Stange Geld einzunehmen, sondern die Mannschaft schon so aufzubauen, wie sie in zwölf Monaten ohnehin aussehen würde.
Kompletter Umbau im Rückraum
Unabhängig von der Personalie Martinovic und der dann noch zu findenden Nachfolgelösung ist Gensheimer der Meinung, dass die Löwen „spannende Spieler“ geholt haben. Als Alternative für Kapitän Patrick Groetzki auf der Rechtsaußenposition kommt der Schweizer Nationalspieler Gino Steenaerts (HC Kriens-Luzern), im Rückraum hat sich der Bundesligist gleich vierfach verstärkt: Dani Baijens (Paris Saint-Germain), Edwin Aspenbäck (TTH Holstebro/Dänemark), Haukur Thrastarson (Dinamo Bukarest/Rumänien) und Mathias Larson (Elverum/Norwegen) kommen. Außerdem kehrt der zuletzt zum Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten verliehene Robert Timmermeister als Alternative für die Abwehr zurück und im Tausch für Appelgren kam Schlussmann Mike Jensen aus Veszprém zu den Löwen.
Anhand der Rückraumtransfers lässt sich schon ganz gut ablesen, wie die Löwen künftig auftreten möchten. „Wir wollen mehr Tempo. Und dafür stehen diese Jungs“, sagt Gensheimer. Ähnlich sieht es Neuzugang Baijens. „Wir alle lieben die Schnelligkeit. Wir sind nicht die Allergrößten und es fehlt vielleicht ein wenig die Wurfgewalt. Aber beim SC Magdeburg sieht man, dass man das nicht zwingend benötigt, um Titel zu gewinnen“, scherzt der Niederländer und lacht.
Thrastarson soll eine große Rolle einnehmen
Nach dem Weggang von Juri Knorr (Aalborg/Dänemark) wird es in der Schaltzentrale des Löwen-Angriffs in der neuen Saison auch auf Baijens ankommen. Aber eben nicht nur. Große Hoffnungen setzt der Bundesligist ebenso in Thrastarson, der vor einigen Jahren als eines der größten Talente Europas galt – ehe ihn gleich mehrere Verletzungen zurückwarfen. Der neue Trainer Machulla verfolgte den Weg des Isländers aber stets sehr genau: „In Bukarest hat Haukur wirklich eine tolle Champions-League-Saison gespielt. Jetzt haben wir ihn von den Löwen überzeugt. Er kommt in die Bundesliga und muss jede Woche auf Top-Niveau zeigen, dass er wirklich ein außergewöhnlicher Spieler sein kann. Er wird eine große Rolle übernehmen.“
Thrastarson selbst scheut wiederum die Verantwortung nicht – und sprüht nur so vor Tatendrang: „Ich fühle mich gut und sehe mich dazu in der Lage, meine gesteckten Ziele zu erreichen kann. Ich bin bereit, auf hohem Niveau zu spielen und die Dinge zu tun, von denen ich immer geträumt habe.“
Neben Knorr und Appelgren hat mit Olle Forsell Schefvert (MT Melsungen) ein weiterer Leistungsträger die Löwen verlassen, außerdem verabschiedeten sich Jon Lindenchrone (Skjern/Dänemark) und Gustav Davidsson (Hammarby/Schweden). Und möglicherweise kommt schon bald noch Martinovic dazu.
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