Mannheim. Den Weg ins Trainingszentrum von Paris Saint-Germain legte Dani Baijens gerne mit dem Fahrrad zurück. Ganz so wie es sich für einen Niederländer gehört, möchte man meinen. Doch auch Uwe Gensheimer nutzte schon diese Option, als der jetzige Sportchef und frühere Weltklasse-Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen von 2016 bis 2019 in der französischen Hauptstadt lebte und spielte. Schneller ging es angesichts des Verkehrs nämlich kaum.
Vielleicht tauschen sich Gensheimer und Baijens ja künftig noch über ihre jeweilige und nicht gemeinsame Zeit in Paris aus. Gelegenheit dazu gibt es auf jeden Fall. Denn ab dem 1.Juli ist Baijens ein Spieler der Löwen. Nach nur einer Saison verlässt der Niederländer PSG wieder. „Ich hatte mir von dem Wechsel mehr erwartet“, gibt der Rückraum-Rechtshänder ehrlich zu. „Mehr Spielzeit“ und eine „größere Rolle“ hatte sich der 27-Jährige erhofft, nachdem er 2024 vom Bundesligisten HSV Hamburg an die Seine gewechselt war. Doch Trainer Raúl González setzte selten auf ihn.
Neuzugang der Rhein-Neckar Löwen hatte „super-geile Erlebnisse“ in Paris
„Am Ende hat es nicht komplett geklappt – und trotzdem bin ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe“, geht Baijens keinesfalls im Groll, sondern sieht sich um eine wertvolle Erfahrung reicher. Er stellt das Positive in den Vordergrund. „Super-geile Erlebnisse“ habe er in Frankreich gehabt, PSG sei außerdem ein „Topverein, einer der besten Clubs der Welt. Ich bin mir sicher: Wenn irgendwann meine Karriere endet, werde ich sehr stolz sein, dass ich den Wechsel nach Paris gemacht habe.“
Ich bin mir sicher: Wenn irgendwann meine Karriere endet, werde ich sehr stolz sein, dass ich den Wechsel nach Paris gemacht habe.
Zumal der 27-Jährige mit den Franzosen, die am 3. August zu einem Testspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen in den Heidelberger SNP Dome kommen, die Meisterschaft gewann: „Mit dem HSV Hamburg wäre das vermutlich nicht möglich gewesen.“
Nach zwei Jahren in der norddeutschen Metropole und zwölf Monaten in der Weltstadt Paris geht es für Baijens künftig ein wenig beschaulicher zu. Seiner Hochzeit und den Flitterwochen in Marrakesch folgt ein neues Leben in der Rhein-Neckar-Region – und zwar mit einem alten Bekannten. Denn den künftigen Löwen-Trainer Maik Machulla kennt der Niederländer aus gemeinsamen Zeiten bei der SG Flensburg-Handewitt.
Neuzugang Baijens kennt Löwen-Trainer Machulla – und adelt ihn
„Maik ist der beste Trainer, den ich bislang in meiner Karriere hatte. Er hat mich in die Bundesliga geholt“, erinnert sich Baijens gerne an das Jahr 2017, als Machulla den damals 19 Jahre alten Rückraumspieler wegen großer Verletzungsprobleme von der Flensburger Drittliga-Mannschaft in den Profikader beorderte, wo er beim Trainer sogleich einen bleibenden Eindruck hinterließ.
„Dani hat eine unglaubliche Energie, ist ein Mentalitätsmonster. Egal ob er spielt oder auf der Bank sitzt, er gibt immer alles. Er saugt alles auf“, denkt Machulla gerne an die damalige Zusammenarbeit zurück und hat im Rückblick einen jungen und vor allem ehrgeizigen Niederländer vor Augen, „der in jedem Training alles reingesteckt hat. Wenn er in der Abwehr stand – Dani war immer aggressiv.“
Kurzum: Der Rechtshänder ließ sich nicht beirren, was dem Trainer besonders gefiel: „Wie sauer die etablierten Spieler auch waren, ihm war das einfach egal. Viele nehmen sich dann zurück und sagen: ,Okay, ich will den etablierten Spielern nicht wehtun.‘ Aber Dani hat sich gesagt: ,Ich nutze das hier, ich stehe zehn Minuten in der Abwehr gegen die besten Spieler der Welt – und das ist für mich die Herausforderung.‘ Solch einen Charakter hat man sehr gerne in der Mannschaft.“
Baijens bestätigt die Aussagen seines früheren und künftigen Trainers: „Für mich war es etwas Besonderes. Rasmus Lauge und Jim Gottfridsson waren damals Spieler, die mich wirklich extrem beeindruckt haben und von denen ich etwas mitnehmen wollte. Vielleicht habe ich manchmal zu viel gegeben“, sagt der Niederländer und lacht.
Neuzugang Baijens hat Vorfreude auf Löwen und Tempo-Handball
Zu einem etablierten Bundesligaspieler wurde der Rückraumspieler aber erst, als er Flensburg verließ. Der Rechtshänder brauchte Einsatzzeit. Zunächst beim TBV Lemgo Lippe, dann ging der 27-Jährige sogar noch einen Schritt zurück in die 2. Liga zum ASV Hamm Westfalen. „Im ersten Moment denkst du dir: 2. Liga – das ist jetzt nicht so geil“, räumt Baijens ein, mit diesem Wechsel zunächst nicht richtig glücklich gewesen zu sein: „Ich war in der Bundesliga und wollte das ja auch bleiben. Aber im Nachhinein muss ich sagen: Es war gut, nach Hamm zu gehen. Ich habe viel gespielt, durfte Fehler machen – und am Ende sind wir auch noch aufgestiegen.“
Was genau künftig mit den Löwen möglich ist, darauf will sich der Ex-Pariser nicht festlegen. Ihm gefällt allerdings die Kaderzusammenstellung und der damit verbundene Spielstil. Mathias Larson, Haukur Thrastarson und er – das klingt nach Tempo-Handball, meint Baijens. „Wir alle lieben die Schnelligkeit. Wir sind vielleicht nicht die Allergrößten und es fehlt wahrscheinlich ein wenig die Wurfgewalt. Aber beim SC Magdeburg sieht man seit ein paar Jahren, dass man das nicht zwingend benötigt, um Titel zu gewinnen.“
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