Handball

Rhein-Neckar Löwen: Darum ist Trainer Maik Machulla „enttäuscht“

Die Rhein-Neckar Löwen halten im Test gegen Paris trotz der 26:28-Niederlage unerwartet gut mit. Trainer Maik Machulla legt aber den Finger in die Wunde.

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Marc Stevermüer
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Löwen-Trainer Maik Machulla (r.) verlangt mehr Ballsicherheit. © Photo: Krause / Rohdiamant.net

Heidelberg. Der Ehrgeiz ist groß. Und die Energie ebenfalls. Maik Machulla verkörpert beides nicht nur, der neue Trainer der Rhein-Neckar Löwen lebt eine absolute Leistungskultur auch jederzeit seiner Mannschaft vor – ohne dabei allerdings die Souveränität zu verlieren. Er strahlt am Spielfeldrand Ruhe und Kontrolle aus, nur Niederlagen akzeptiert er nicht. Das gilt auch für ein Testspiel.

Entsprechend ist von Zufriedenheit bei ihm wenig zu spüren, obwohl sich der Handball-Bundesligist am Sonntag vor 3120 Zuschauern im ausverkauften Heidelberger SNP Dome gegen Paris Saint-Germain unerwartet gut schlägt. Die Niederlage fällt knapp aus, 26:28 (12:13) heißt es nach intensiven 60 Minuten. Es hätte schlimmer kommen können, sollte man meinen. Doch so tickt Machulla nicht.

Der Trainer besticht mit einer bemerkenswerten Klarheit

„Ich bin ein Stück weit enttäuscht. Wir wollen jedes Spiel gewinnen. Auch wenn wir wissen, gegen wen wir gespielt haben. Aber wir haben uns auf die Fahne geschrieben, erfolgreich zu sein“, sagt der Trainer und spricht seine Worte ohne große Emotionen, sondern stattdessen mit einer ebenso analytischen wie bemerkenswerten Klarheit aus, die er genauso am Spielfeldrand demonstriert. Keine Frage: Der 48-Jährige hat den Laden im Griff – und Nachlässigkeiten ärgern ihn.

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„Wir hatten wirklich ein paar Mal die Möglichkeit, die Partie ein bisschen in unsere Richtung zu drehen“, ärgert sich der Trainer. In der einen oder anderen Aktion agierte seine Mannschaft aber in Ballbesitz zu fehlerhaft. Oder wie es Machulla formuliert: „Zu nervös, zu wild, zu wenig Verantwortung für den Ball. Und das ist natürlich brutal gegen solch einen Gegner.“ Präziser lässt sich das Geschehen nicht zusammenfassen.

Nun könnte man als mildernde Umstände oder zur kollektiven Entlastung anführen, dass es im Löwen-Kader so etwas wie Automatismen kaum geben kann. Acht Zugänge müssen eingebaut werden. Die halbe Mannschaft ist neu. Der Trainer auch. Doch Machulla lässt diese Argumente gar nicht erst zu: „Das ist mir zu einfach als Erklärung. Wir haben auch ein paar erfahrene Spieler auf dem Feld.“ Es gibt also keine Ausreden – und damit auch keine Alibis. Aber trotz allem ebenso ein Lob.

Hohe Ansprüche – doch genau deshalb ist Machulla auch da

Denn gegen den französischen Champions-League-Teilnehmer zeigt Torwart David Späth einmal mehr eine überragende Leistung, auch die Defensive steht zur Freude des Trainers gut: „Mit unserer Abwehrarbeit bin ich über 60 Minuten extrem zufrieden. Weniger als 30 Gegentore – das ist entscheidend.“ Und doch wird es nichts mit einem Sieg.

Letztendlich, erläutert Machulla, sei seine Mannschaft ein wenig „naiv“ gewesen, weil sie zwar im angedachten System geblieben sei, dabei aber nicht erkannt habe, was „Paris uns angeboten hat. Da waren wir nicht kreativ genug. In solchen Situationen muss einer die Verantwortung übernehmen und dann auch mal außerhalb des Konzepts eine Idee haben.“ Bedeutet zusammengefasst: Taktische Disziplin fordert der neue Trainer ebenso ein wie individuelle Lösungen.

Das klingt in Summe nicht nur anspruchsvoll, sondern das ist es auch. Doch deshalb haben die Löwen den zweifachen Flensburger Meistertrainer auch geholt, wenngleich natürlich auch Machulla bestens weiß, dass nicht alles von heute auf morgen funktionieren kann und Geduld gefragt sein wird. Insbesondere im Angriff. Der Test gegen Paris bestätigt das. Doch was kann es Besseres geben, als genau aufgezeigt zu bekommen, woran es noch zu arbeiten gilt? Eine rhetorische Frage.

Der umgebaute Kader bietet viele Möglichkeiten

An „Timing“ und „Kommunikation“ müsse bis zum Bundesligastart am 29. August bei der MT Melsungen gefeilt werden, meint auch Kapitän Patrick Groetzki, den ansonsten mit Blick auf seine 19. und letzte Bundesligasaison ein gutes Gefühl beschleicht. Wofür es Gründe gibt.

Namentlich genannt sei etwa Mathias Larson, der gegen Paris von der Bank kommt und nach seiner Einwechslung mit seiner Dynamik sofort das Spiel verändert. „Er hat uns einen ganz neuen Impuls gegeben. Und das zeigt uns, dass wir ganz viele Möglichkeiten haben, wenn wir erstmal eingespielt sind“, schaut Routinier Groetzki optimistisch in die Zukunft, zumal die Löwen gegen Paris erneut ohne Dani Baijens auskommen müssen. Der Niederländer ist als feste und verlässliche Größe im Rückraum eingeplant, tritt momentan aber mit einer Fußverletzung ein wenig kürzer.

Mathias Larson (rechts) hinterließ einen guten Eindruck. © Photo: Krause / Rohdiamant.net

„Bei ihm wollen wir kein Risiko eingehen“, gibt Machulla leichte Entwarnung. Der Saisonstart scheint nicht in Gefahr zu sein. Und auch bei Sebastian Heymann sieht es gut aus. Der deutsche Nationalspieler war zuletzt mehr als ein halbes Jahr wegen einer Fuß- und einer Ellenbogenverletzung ausgefallen, befindet sich aber „auf einem guten Weg“, wie der Trainer betont. Bei den Laufeinheiten und im Kraftraum bewege sich der Rückraumspieler „schon auf Top-Niveau“, in den nächsten Wochen fordert Machulla aber weitere Fortschritte ein: „Wenn es mal zehn Minuten hin- und hergeht, fehlt ihm noch die handballspezifische Ausdauer. Da müssen wir ihn jetzt auch übers Training heranführen.“ Damit Heymann zu einer verlässlichen und belastbaren Größe wird.

Machulla wünscht sich für die nächsten Monate, dass der 27-Jährige „als erfahrener Spieler mehr Verantwortung“ übernimmt. Ein bisschen „mehr Energie“ soll es außerdem sein: „Aber ich glaube, das kommt automatisch mit einer verbesserten Fitness.“ Und falls nicht: Beim Thema „Energie“ einfach mal zum Trainer schauen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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