Handball

Dieser Isländer ist der Königstransfer der Rhein-Neckar Löwen

Topstar Juri Knorr ist weg. Sein Nachfolger bei den Rhein-Neckar Löwen heißt Haukur Thrastarson. Der 24-Jährige gehörte einst zu den größten Talenten der Welt, dann meinte es das Schicksal nicht gut mit ihm.

Von 
Marc Stevermüer
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Haukur Thrastarson (links) will die Vergangenheit hinter sich lassen. Kösegi/PIX © PIX-Sportfotos

Manheim. Das Wort Pech reicht gar nicht aus, um kurz zu beschreiben, was Haukur Thrastarson in seiner noch jungen Karriere als Handball-Profi bereits erleben musste. Zwei Kreuzbandrisse, ein Mittelfußbruch – und das alles seit 2020. Da nur von Pech zu sprechen, wäre zweifelsohne eine Untertreibung. Fast so, als würde man sagen, für die englischen Fußballer sei es über Jahrzehnte im Elfmeterschießen nicht ganz so gut gelaufen.

Doch diese dunkle Zeit hat Thrastarson hinter sich gelassen und will nach einer starken Saison bei Dinamo Bukarest nun bei den Rhein-Neckar Löwen durchstarten. Klar ist: Die Erwartungen an den 24-Jährigen sind groß. Denn der Isländer ist als Spielmacher der Nachfolger von Topstar Juri Knorr – und damit der Königstransfer des Mannheimer Handball-Bundesligisten.

Thrastarsons bewusster Schritt nach Rumänien

„Die Löwen und ich – das wird eine gute Geschichte. Daran glaube ich ganz fest“, sagt Thrastarson, der 2020 als 19-Jähriger zum zweimaligen Champions-League-Gewinner KS Kielce wechselte. Damals galt der Isländer als eines der größten Talente im Welt-Handball. Doch schon kurz nach seiner Ankunft in Polen begann die Leidenszeit, ehe er im Sommer 2024 nach Bukarest weiterzog. Dort spielte er zwar auch in der Champions League, aber eben nicht mehr bei einem Titelkandidaten in der Königsklasse. Doch das war ihm egal. Dem Mittelmann ging es um etwas anderes.

„Es war wichtig für mich, in Bukarest eine zentrale Rolle einzunehmen. Bei Dinamo habe ich mich entwickelt. Der Wechsel dorthin war zum damaligen Zeitpunkt meiner Karriere ein guter Schritt“, sagt der 24-Jährige, der allerdings nur in der Champions League und nicht in der eher schwachen rumänischen Liga so richtig gefordert wurde. Um nach seinen Verletzungen wieder in Form und in einen Rhythmus zu kommen, war das für den Spielmacher jedoch genau richtig. Und jetzt fühlt er sich bereit für eine größere Herausforderung.

„Ich wollte zur neuen Saison in eine Liga wechseln, in der es in jedem Spiel immer um alles geht, in der man in jeder Woche gegen jeden Gegner am Limit spielen und immer kämpfen muss. Und das ist die Bundesliga, die stärkste Liga der Welt“, sagt Thrastarson, der ein absoluter Wunschspieler des neuen Löwen-Trainers Maik Machulla ist. Der Coach wollte den Isländer schon vor einem Jahr zum dänischen Spitzenverein Aalborg locken, als er dort noch Trainer war. Das klappte nicht. Auch weil Thrastarson sich für viel Spielzeit in Bukarest entschied. Aber im zweiten Anlauf finden Machulla und der Mittelmann nun doch noch zusammen – nur nicht in Aalborg, sondern bei den Löwen.

Trainer Machulla setzt auf den neuen Star der Rhein-Neckar Löwen

„Haukur hat wirklich eine tolle Champions-League-Saison gespielt. Jetzt kommt er in die Bundesliga und muss jede Woche auf Top-Niveau zeigen, dass er ein außergewöhnlicher Spieler sein kann. Er wird eine große Rolle übernehmen“, legt sich Machulla schon jetzt fest, wer künftig im Löwen-Angriff das Zepter schwingen, das Spiel steuern und die Kommandos geben soll. Mit Mathias Larson, Lukas Sandell und Dani Baijens kommen außerdem drei Rückraumspieler dazu, die gut zu Thrastarsons Spielstil und dem präferierten Tempo-Handball passen.

„Das kann richtig gut werden. Natürlich müssen wir uns erst noch finden und hart arbeiten. Aber wir haben in der Saisonvorbereitung auch ein wenig Zeit“, vertraut der neue Mittelmann auf einen Fortschritt und eine Entwicklung durch Training, damit sich von Woche zu Woche die Automatismen vertiefen und der Erfolg nach Mannheim zurückkehrt.

Haukur Thrastarson schreibt Autogramme. © Photo: Krause / Rohdiamant.net

Nach wie vor streben die Löwen eine Rückkehr in die Bundesliga-Spitzengruppe an – und setzen dabei auf Thrastarson, dessen Potenzial seit langer Zeit für jeden ersichtlich ist. Als 16-Jähriger debütierte er im April 2018 in der isländischen Nationalmannschaft, neun Monate später nahm der Rechtshänder an der WM in Deutschland und Dänemark teil und es folgte die Vertragsunterschrift in Kielce. Ein kometenhafter Aufstieg, es ging immer nur bergauf. Doch dann folgte verletzungsbedingt ein Tal nach dem nächsten.

Thrastarson fühlt sich bereit, seine Ziele zu erreichen

Manchmal frage er sich, an welchem Punkt seiner Karriere er stehen würde, wenn die Rückschläge nicht gewesen wären, gibt Thrastarson offen und ehrlich zu. Vermutlich hätte der 24-Jährige schon mehr als 100 und nicht „nur“ 39 Länderspiele bestritten. Wahrscheinlich wäre er auch nicht bei den Löwen gelandet, sondern immer noch in Kielce oder bei einem anderen europäischen Spitzenclub. Denn klar ist auch: Ohne diese Vorgeschichte hätten die Mannheimer einen Spieler wie Thrastarson kaum bekommen. Für beide Seiten ist diese Partnerschaft entsprechend eine Chance, was auch der Isländer so sieht.

Er will die Vergangenheit nun hinter sich lassen und hadert auch nicht damit, sondern hat sich mit den Verletzungen längst arrangiert. „Es ist sicherlich normal, hin und wieder daran zu denken. Andererseits weiß ich sehr genau, dass Verletzungen zum Sport gehören. Deswegen bin ich nicht frustriert, sondern motiviert“, sagt Thrastarson, der nur so vor Tatendrang und Ehrgeiz sprüht: „Ich fühle mich gut und sehe mich dazu in der Lage, meine gesteckten Ziele zu erreichen. Ich bin bereit, auf hohem Niveau zu spielen und die Dinge tun, von denen ich immer geträumt habe.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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