Handball

Nach der Krise: Verlockende Aussichten für die Rhein-Neckar Löwen

Vor einer Woche drohte den Rhein-Neckar Löwen noch der Abstiegskampf. Doch plötzlich sind die Aussichten gut. Insbesondere im Europapokal

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Marc Stevermüer
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Tobias Reichmann empfiehlt sich für eine Weiterbeschäftigung: Er erzielte in Hannover neun Treffer für die Löwen. © Pix

Mannheim. Es wurde draußen fast schon wieder hell, als die Rhein-Neckar Löwen am Mittwochmorgen ihre erfolgreiche Auswärtsreise zur TSV Hannover-Burgdorf beendeten. Gegen 6.15 Uhr machten sich die Spieler vom Kronauer Trainingszentrum aus auf den Heimweg, Trainer Sebastian Hinze ging hingegen schnurstracks in sein Büro. Auf der Fahrt mit dem Schlafbus hatte er sich nach dem 32:24-Sieg in der Hauptrunde der European League „gezwungen“, ein wenig die Augen zu schließen. Um sich dann nach der Rückkehr direkt wieder an die Arbeit zu machen. Schließlich geht es für die Badener bereits am Donnerstag (20.30 Uhr/live bei Dyn) in der Handball-Bundesliga weiter. Mit ordentlich Selbstvertrauen und verlockenden Aussichten.

Für Rhein-Neckar Löwen: Viertelfinale in Lissabon möglich

In Hannover gelang den Löwen nämlich nicht nur der dritte Sieg in Folge. Sie sicherten sich in der Hauptrundengruppe 1 der European League schon vor der letzten Partie gegen Górnik Zabrze am nächsten Dienstag (18.45 Uhr/live bei Dyn) im Heidelberger SNP Dome auch den zweiten Tabellenplatz hinter HBC Nantes und damit den vorzeitigen Einzug in die Play-offs.

Diese werden am 26. März und 2. April ausgetragen, im Rückspiel genießen die Löwen Heimrecht. Noch offen ist, wie der Gegner heißt. Infrage kommen RK Nexe (Kroatien), Skjern Handbold (Dänemark) und IK Sävehof (Schweden). Gegen jeden der potenziellen Rivalen wäre der Pokalsieger Favorit. Und bei einem Weiterkommen stünde ein Viertelfinale gegen Sporting Lissabon an. Die Portugiesen verwiesen Bundesliga-Primus Füchse Berlin in der Hauptrunden-Gruppe 4 überraschend auf Platz zwei und zogen direkt ins Viertelfinale ein.

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Die hochtalentierten Brüder Francisco (19 Jahre) und Martim Costa (21 Jahre) prägen das Sporting-Spiel und werden längst von etlichen europäischen Spitzenvereinen umworben. Trainiert werden sie in Lissabon übrigens von ihrem Vater Ricardo. Möglicherweise ist die Costa-Familie also schon bald in der Rhein-Neckar-Region zu sehen. Was Löwen-Coach Hinze aber (noch) nicht sonderlich interessiert.

Torwart David Späth wehrt 23 Würfe ab

Lieber spricht er über den gesamten Wettbewerb, der in den vergangenen Jahren von den deutschen Mannschaften dominiert wurde. Doch jetzt sicherte sich mit der SG Flensburg-Handewitt nur ein Bundesligist den Gruppensieg in der Hauptrunde.

„Wenn man sieht, welche Clubs dabei sind - das ist schon ein sehr, sehr hohes Niveau. Das habe ich schon vor der Gruppenphase gesagt und das hat sich jetzt bestätigt“, sagt Hinze: „Umso schöner ist es deshalb, dass wir Zweiter geworden sind.“ Dank zweier Erfolge über Hannover.

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Nach dem 27:26-Zittersieg vor einer Woche beherrschten die Löwen ihren Gegner im Rückspiel insbesondere nach dem Seitenwechsel. Was übrigens nicht nur am überragenden Torwart David Späth lag. Der 21-Jährige wehrte 23 Würfe ab. Hinze bescheinigt ihm eine „außergewöhnlich gute Leistung“ und räumt ein: „Auch wegen ihm sind unsere Fehler in den ersten zehn Minuten nicht so bestraft worden, wie das normalerweise passiert. Aber danach haben wir sehr gut angegriffen und auch verteidigt.“

Die Löwen zwangen Hannover zu Abschlüssen aus dem Rückraum, doch nur ein einziger von zehn Abschlüssen aus der Fernwurfzone fand den Weg ins Tor von Späth. Außerdem auffällig: Trotz der Ballverluste und Fehlwürfe in der Anfangsphase blieben die Mannheimer stabil. „Zuletzt haben diese Phasen dazu geführt, dass wir wegbrechen. Aber das ist jetzt weder in Balingen noch in Hannover passiert. Wir sind erwachsen damit umgegangen“, freut sich Hinze, dem beim Videostudium am Mittwochmorgen noch etwas anderes auffiel: „Die neun Tore von Niclas Kirkeløkke hat jeder in der Statistik gesehen. Aber in der Nachbetrachtung ist mir erst so richtig aufgefallen, was für eine starke Leistung er gezeigt hat. Zu seinen Toren kommen sechs Assists, dazu eine starke Abwehrleistung. Wow! Wenn wir also David Späth erwähnen, gilt das auch für Niclas.“

Bleibt Tobias Reichmann länger?

Kirkeløkke spielte gut mit Kreisläufer Jannik Kohlbacher zusammen und setzte Rechtsaußen Tobias Reichmann in Szene, der sich längst als ein Glücksgriff für die Löwen erweist. Im Januar holten die Badener den 35-Jährigen nach der Fuß-Verletzung von Patrick Groetzki aus dem Handball-Ruhestand, seitdem erzielt der Ex-Nationalspieler Tore am Fließband. Konsequent nutzt Reichmann seine Chancen, bleibt auch beim Siebenmeter - was bis zu seiner Verpflichtung eine große Löwen-Schwäche war - ganz cool. Groetzki soll im März in den Kader zurückkehren, Reichmanns Vertrag endet im Sommer. Allerdings fehlt den Badenern zur neuen Saison noch ein zweiter Rechtsaußen. Wird aus der Not- also eine Dauerlösung?

„Natürlich ist das eine Option“, sagt Hinze, der jedoch Wert auf die Feststellung legt, dass er darüber bislang weder mit Reichmann noch mit Geschäftsführerin Jennifer Kettemann gesprochen habe. Dem Trainer gefällt, wie sich der Rechtsaußen seit seinem ersten Tag einbringt. Und zwar nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch mit seiner Erfahrung. Als Führungsfigur und Ansprechpartner. „Wir werden sehen, wie sich das entwickelt“, will Hinze keine Prognose abgeben: „Aber wenn die Rahmenbedingungen passen, kann ich mir eine weitere Zusammenarbeit vorstellen.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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