Hannover. Die letzte Szene war eine mit Symbolcharakter. Als die Partie längst entschieden war, nahm sich Maximilian Gerbl von der TSV Hannover-Burgdorf den Ball und trat zum Siebenmeter an. Doch auch er scheiterte an diesem denkwürdigen Dienstagabend an David Späth, dem überragenden Torwart der Rhein-Neckar Löwen.
23 Paraden zeigte der Schlussmann und sicherte dem Handball-Bundesligisten nicht nur einen deutlichen 32:24 (15:13)-Sieg, sondern vorzeitig auch Platz zwei in der Hauptrunde der European League und damit den Einzug in die Play-offs. Schon am Donnerstag (20.30 Uhr) geht es für die Badener in der Liga gegen den HSV Hamburg weiter - und das mit ordentlich Rückenwind. In Hannover gelang der dritte Erfolg in Serie.
Löwen im Spiel ggen Hannover zunächst im Rückstand
Zunächst sah es nicht nach einem Kantersieg des zweifachen deutschen Meisters aus. Denn die Löwen machten zu Beginn genau das, was sie eigentlich nicht mehr tun wollten - weil es den Mannheimern in den vergangenen Monaten viele Punkte gekostet hatte. Der Pokalsieger warf in seinen ersten vier Angriffen gleich dreimal den Ball weg. Entweder zum Gegner oder direkt ins Aus. Gleich zweimal beteiligt: Gustav Davidsson. Dass die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze trotzdem erst einmal im Spiel blieb, lag an Torwart Späth. Der Schlussmann startete gut in die Partie - und wurde danach sogar noch besser.
Nachdem die Löwen ihre Ballverluste reduziert hatten, fingen sie schließlich an, ihre Tor-Möglichkeiten nicht zu nutzen. Zweimal Jannik Kohlbacher, Tobias Reichmann und Davidsson ließen echte Hochkaräter aus, womit Trainer Hinze noch einigermaßen leben kann. Weil er sieht, dass sich seine Mannschaft Chancen herausspielt. Was er aber auf keinen Fall möchte, sind unvorbereitete Abschlüsse wie von Olle Forsell Schefvert in den gegnerischen Block. Dass diese Aktion nicht mit einem Treffer im Gegenstoß bestraft wurde, lag einmal mehr an Späth.
Trotzdem lagen die Badener zunächst 5:8 (16.) zurück, ehe sich auch die Abschlussquote langsam in Richtung Normalbereich bewegte. In der Deckung zwangen die Löwen ihren Gegner außerdem immer wieder zu Rückraumwürfen, die selten gefährlich waren. Und schon drehte sich die Begegnung, nach einem 4:0-Lauf führten die Mannheimer beim 9:8 (20.) erstmals und legten danach auch immer vor. Obwohl Lion Zacharias eine weitere Möglichkeit ausließ und Davidsson zum dritten Mal den Ball herschenkte.
Doch es gab ja noch Teufelskerl Späth, der sechs Paraden am Stück zeigte und dafür sorgte, dass seine Mannschaft über David Móré erfolgreich ins Tempospiel kam. Der Linksaußen erzielte die letzten drei Treffer seiner Mannschaft im ersten Durchgang, den der zweifache deutsche Meister mit einer 15:13-Führung beendete. Späth stand da schon bei 15 Paraden (Fangquote: 54 Prozent). Eine Weltklasse-Leistung.
Nach dem Seitenwechsel bauten die Löwen ihren Vorsprung aus. Das lag natürlich weiterhin an Späth, aber auch an einer konzentrierten Angriffsleistung. Mit einer guten Passgeschwindigkeit und viel Bewegung rissen die Badener immer wieder Lücken in die niedersächsische Deckung und zogen auf 22:18 (42.) davon. Das sah gut aus. Aber das sah es schon häufiger in dieser Saison. Und dann brachen die Mannheimer plötzlich ein. Doch das passierte diesmal nicht.
Im Angriff beging der zweifache deutsche Meister kaum Fehler, brachte außerdem immer wieder die neunfachen Torschützen Niclas Kirkeløkke und Reichmann in gute Abschlusspositionen. Entsprechend baute der Pokalsieger seinen Vorsprung immer weiter aus.
Juri Knorr für die Wahl zum Nachwuchsspieler des Jahres 2023 nominiert
Unterdessen wurde Löwen-Spielmacher Juri Knorr vom Handball-Weltverband IHF für die Wahl zum Nachwuchsspieler des Jahres 2023 nominiert. Vor etwas mehr als zwölf Monaten drehte der Mittelmann bei der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden auf und trug mit 53 Toren entscheidend zum fünften Platz der deutschen Mannschaft bei. Schon damals wurde Knorr als bester Nachwuchsspieler in das All-Star-Team des Turniers gewählt. Wenige Monate später führte der gebürtige Flensburger die Löwen außerdem zum Pokalsieg und wurde bei der Endrunde in Köln ebenfalls als bester Spieler des Finalturniers ausgezeichnet.
Neben Knorr sind noch zwei weitere Spieler aus der Bundesliga nominiert: Der deutsche U-21-Weltmeister Nils Lichtlein (Füchse Berlin) steht ebenso zur Wahl wie der Färinger Elias Ellefsen á Skipagøtu (THW Kiel).
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