Mannheim. Maik Machulla benutzt die Wörter „Problem“ und „Schwäche“ nicht. Er spricht lieber von einem „Hauptthema“, ohne genau dieses dann konkret zu benennen. Es wissen aber ohnehin alle Beobachter der Rhein-Neckar Löwen, worum es bei diesem sagenumwobenen „Hauptthema“ geht. Nämlich um die Chancenverwertung. Bei der Wurfquote (61 Prozent) liegen die Mannheimer in der offiziellen Statistik der Handball-Bundesliga nach neun Spieltagen auf dem drittletzten Rang. Nur die Abstiegskandidaten Bergischer HC (59 Prozent) und SC DHfK Leipzig (58 Prozent) sind noch schlechter.
Machulla weiß natürlich, dass die Angst vor dem Abschluss längst mehr als ein „Hauptthema“ ist und sich bereits in den Köpfen seiner Spieler verfestigt hat. Es sei deswegen „auch völlig okay, dass viel darüber gesprochen wird“. Aber am Ende, betont der Handball- und Mentaltrainer in Personalunion, bräuchte seine Mannschaft ebenso „eine gewisse Ruhe“.
Trainer Machulla vertraut seinen Spielern
Man dürfe die Chancenverwertung „nicht permanent thematisieren“ und „den Fokus nicht zu groß darauf legen“, sagt der 48-Jährige vor der Bundesliga-Begegnung am Sonntag (15 Uhr) gegen den TVB Stuttgart. Gleichwohl räumt der gebürtige Greifswalder ein, im Training auf den Torabschluss einen Schwerpunkt gelegt zu haben. Es gehe darum, wieder Sicherheit zu finden. Und Vertrauen in die eigene Stärke, in den eigenen Wurf.
„Mit viel Kraft und Härte den Ball aufs Tor zu werfen, das ist nicht das Richtige. Wenn einer von der Außenposition reinspringt oder am Kreis steht und der Meinung ist, einen Dreher oder Heber zu machen, weil er davon überzeugt ist, dass es in dem Moment die richtige Lösung ist – dann soll der Spieler das auch tun dürfen“, hält Machulla nichts davon, den ohnehin verunsicherten Profis noch Vorschriften zu machen oder sie in ihrem Entscheidungsverhalten einzuengen: „Wenn wir sie zu viel eingrenzen, ist das kontraproduktiv.“
Mut macht den Mannheimern weiterhin, dass sie sich auf einem richtigen Weg wähnen. „Wir sind extrem überzeugt von unserem Spielsystem, in dem sich die Jungs sehr wohlfühlen. Sie haben auch das Gefühl, dass sie immer zu guten Möglichkeiten kommen, wenn wir für- und miteinander spielen“, sagt Machulla, dessen Worte wahrlich nichts mit Schönrednerei zu tun haben. Denn einerseits hat er seinen Ärger über die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor schon mehrfach kundgetan, andererseits bestätigen die bisherigen Leistungen seine Einschätzung. In jedem Spiel hatten die Badener eine Siegchance, weshalb acht Minuspunkte umso bitterer sind.
Gegen Stuttgart nehmen die Löwen nun einen neuen Anlauf im Kampf gegen die Abschlussschwäche. Erneut fordert Machulla die „Konsequenz“ ein, die es braucht, um einen Gegner mal unter Druck zu setzen und ihn mit einer hohen Angriffseffizienz in Zugzwang zu bringen. Bislang konnten sich die meisten Kontrahenten des zweifachen Meisters und Pokalsiegers aber darauf verlassen, dass sich die Löwen am Ende selbst im Weg stehen. So wie zuletzt beim TBV Lemgo Lippe, als die Badener 22:25 unterlagen.
Ungewöhnliche Maßnahmen? Nicht mit Machulla
„Wir haben es den Lemgoern zu einfach gemacht. Sie mussten nichts Besonderes tun, um den Vorsprung zu halten, weil wir die Fehler gemacht und Lemgo eingeladen haben. In dieser Häufigkeit darf das nicht passieren“, wiederholt Machulla genau das, was er schon seit einigen Wochen sagt – und was man in diesem Fall sehr gut verstehen kann.
Für ihn, beteuert der erfahrene Trainer, sei solch eine Situation wiederum nicht neu. „Ich habe das schon erlebt, es gibt solche Phasen“, erinnert sich der 48-Jährige und betont, damals keine ungewöhnlichen Maßnahmen ergriffen zu haben. Der Umschwung sei mehr oder weniger von allein vollzogen worden. „Irgendwann platzt der Knoten. Da muss man vorher gar nichts Besonderes machen, sondern seinen Spielern weiterhin das Vertrauen aussprechen.“
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