Mannheim. Mannheim. Es geht darum, den Anschluss an das obere Tabellendrittel zu halten. Und auch um das gute Gefühl vor einer längeren spielfreien Phase. Denn wenn die Handballer der Rhein-Neckar Löwen am Sonntag (15 Uhr) die Bundesligapartie gegen den TVB Stuttgart hinter sich gebracht haben, steht eine Länderspielpause an und einige Profis begeben sich auch auf Reisen.
David Späth und Jannik Kohlbacher sind in der nächsten Woche zweimal mit der deutschen Nationalmannschaft gegen Island mit Löwe Haukur Thrastarson gefordert. Lukas Sandell ist wiederum mit den Schweden im Einsatz, Dani Baijens läuft für die Niederländer auf und Gino Steenaerts steht für die Schweiz auf dem Feld. Um Bundesliga-Punkte geht es für die Badener erst wieder am 9. November (18 Uhr) beim Champions-League-Sieger SC Magdeburg.
Ehemaliger Eisenacher Trainer nun bei den Schwaben aktiv
„Wir wollen unbedingt gewinnen“, sagt Löwen-Trainer Maik Machulla vor der Partie gegen Stuttgart. Der 48-Jährige freut sich über eine gut besuchte Mannheimer SAP Arena. Knapp 9000 Tickets wurden bislang verkauft. „Wow, das hatten wir noch nie, seitdem ich hier bin. Das wird meiner Mannschaft guttun“, ist sich der Coach sicher. Auch weil er weiß, wie schwierig die Aufgabe am Sonntag wird. Denn bei den Stuttgartern sitzt ebenso ein neuer Trainer auf der Bank: Misha Kaufmann. Also genau der Mann, der in der Vergangenheit auf der Bank des ThSV Eisenach saß und mit den Thüringern die Löwen mehr als nur einmal ärgerte, sie mit seinen taktischen Spielchen bisweilen sogar entnervte.
„Wir müssen uns auf alles vorbereiten“, sagt Machulla und meint mit dem Wörtchen „alles“ auch tatsächlich „alles“. Mit Kaufmann als Trainer habe sich der schwäbische Spielstil komplett verändert, betont der Löwen-Coach: „Das ist unorthodoxer Handball, der in den zurückliegenden Jahren für Aufsehen gesorgt hat und erfolgreich war.“ Eine offensive 3:3-Abwehr, Sieben gegen Sechs, vier Rückraumspieler und kein Kreisläufer – die Stuttgarter haben wie einst die Eisenacher sehr viel parat, um jeden Gegner überraschen können.
„Es ist extrem schwer, gegen eine Mannschaft anzutreten, die anders spielt als viele andere. Man kann das nicht so richtig planen“, ist sich Machulla der etwas schwierigeren Spielvorbereitung bewusst. Er muss sein Team nämlich nun mit Dingen konfrontieren, mit denen es sich vermutlich nur zweimal im Jahr auseinandersetzen muss: nämlich dann, wenn der Trainer des Gegners Kaufmann heißt.
Hoffnung besteht bei den Löwen auf eine Rückkehr von Halil Jaganjac. Der Kroate hatte zuletzt bei der Niederlage in Lemgo wegen einer Muskelverletzung gefehlt, befindet sich aber auf dem Weg der Besserung. Mitte der Woche stieg der Abwehrchef wieder ins Training ein. „Wir werden kein Risiko eingehen. Aber ich gehe davon aus, dass wir ihn am Sonntag dabei haben. Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagt Machulla.
Den Stuttgartern trauen in dieser Runde viele Experten eine Überraschung zu, nachdem die Schwaben in der vergangenen Spielzeit lange um den Klassenerhalt hatten zittern müssen. Auf dem Weg zum Ligaverbleib half ihnen im Saisonendspurt ausgerechnet ein Sieg in der Mannheimer SAP Arena. Damals zeigte Kai Häfner eine überragende Leistung – und auch in dieser Saison ist der Linkshänder der bislang überragende Mann bei den Schwaben.
Mit 75 Treffern steht er momentan auf Platz drei der Bundesliga-Torschützenliste und hatte entsprechend großen Anteil daran, dass die Mannschaft des neuen Trainers Kaufmann schon das eine oder andere überraschende Ergebnis erzielte oder manch einen Favoriten ärgerte. Bei der SG Flensburg-Handewitt holte der TVB ein 29:29, gegen Melsungen (29:31) und Lemgo (30:32) kassierten die Stuttgarter nur knappe Niederlagen und waren jeweils dicht dran am Punktgewinn.
Löwen mit Abschlussproblemen, TVB mit schwachen Keepern
Eine Parallele gibt es aber zu den Löwen: Die Schwaben belohnten sich bislang zu selten für ihre Auftritte in dieser Saison, holten erst vier Punkte. Gemessen an den gezeigten Leistungen ist das zu wenig. „Die Stuttgarter waren in fast allen Spielen immer gut dabei. Es gab wenige Begegnungen, von denen man sagen würde, dass sie da total chancenlos waren“, ist Machulla die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag aufgefallen – und ohnehin auch selbst bestens bekannt. Und zwar von seiner eigenen Mannschaft, die zu viele Torchancen auslässt.
Ein gänzlich anderes Problem als der zweifache Meister und Pokalsieger haben allerdings die Stuttgarter. An den ersten neun Spieltagen offenbarten die Schwaben eine große Schwäche an entscheidender Stelle: auf der Torwartposition. Das Duo aus Miljan Vujovic (Fangquote 23,4 Prozent) und Daniel Rebmann (17,7 Prozent) ist bislang statistisch gesehen das schwächste Bundesliga-Gespann in dieser Saison.
Am Sonntag bekommen es Vujovic und Rebmann nun mit den Löwen und entsprechend mit einer der ungefährlichsten Mannschaften im Torabschluss der bisherigen Spielzeit zu tun. Man darf gespannt sein, welche Schwäche am Ende den Ausschlag gibt.
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