Natur

Von Ringel- bis Äskulapnatter: Die Schlangen der Bergstraße

Anlässlich des Weltschlangentags informiert diese Zeitung über die hiesige Schlangenpopulation – und klärt über Vorurteile auf.

Von 
Annalena Bauer
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Die mediterrane Äskulapnatter kommt in Deutschland nur in vier Gebieten vor und hat Erkennungswert als Zeichen der Apotheker. © picture alliance / Boris Roessler/dpa

Bergstraße. Sie sind geschmeidig, geschwind und haben in der Regel einen schlechten Ruf: Schlangen. Bei vielen Menschen lösen sie Angst, sogar Panik aus. In der Bibel werden Schlangen als Verkörperung des Bösen schlechthin gezeigt. Dieses Bild eines hinterlistigen Wesens, das den Menschen schaden möchte, ist in vielen Köpfen verankert. Doch der Schein trügt. Schlangen sind friedliche und sehr interessante Tiere, die in der Natur eine entscheidende Rolle spielen.

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In vielen Kulturen gelten sie passenderweise als Zeichen für Wiedergeburt und Heilung, denn sie können als Indikatoren guter Lebensräume und eines stabilen Ökosystems gesehen werden. Dieses brauchen sie nämlich, um zu überleben. Wie zum Beispiel Greifvögel, sind auch sie Teil der Nahrungskette und regulieren die Population von Kleintieren wie Mäusen, Amphibien und Insekten.

Schlangen trifft man in der Natur eher selten

An der Bergstraße leben vor allem drei Schlangenarten, von denen keine giftig ist: die Ringelnatter, die Glattnatter und die Äskulapnatter. Die Ringelnatter, die am häufigsten vorkommt, bevorzugt feuchte Gebiete wie Gräben und Teiche und kann sogar bis zu 25 Jahre alt werden. Die Glattnatter, auch Schlingnatter genannt, ist vorrangig in Gebieten mit dichter Vegetation anzutreffen, beispielsweise in den Gebieten am Hessischen Ried.

Dank ihrer Tarnung ist sie allerdings nicht so leicht zu erkennen. Bei der Äskulapnatter handelt es sich um eine Besonderheit. Sie kommt an nur sehr wenigen Stellen in Deutschland vor und kann bis zu knapp zwei Meter groß werden. Um besser an ihre Beute zu kommen, klettert sie sogar auf Bäume. Von den heimischen Schlangenarten ist sie am meisten gefährdet, denn obwohl ihre Bestände relativ stabil sind, sind sie lokal stark begrenzt.

Schlangen in der Natur anzutreffen ist meistens schwierig, weil sie sehr scheu sind. Bringt man aber etwas Geduld mit und befindet sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort, kann man vielleicht eine Ringelnatter dabei beobachten, wie sie durch einen Teich schwimmt oder eine Glattnatter sehen, die sich an einem ruhigen Plätzchen sonnt.

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Wer im Garten einen Laub- oder Komposthaufen hat, kann auf Schlangeneier treffen. Abgelegt werden sie ausgerechnet dort, weil sie durch die Wärme von der Natur selbst ausgebrütet werden. Gerhard Eppler, ehemaliger Landesvorsitzender des NABU Hessen, rät bei einem Fund dazu, die Eier einfach wieder abzudecken und in Ruhe zu lassen. Die Kleinen würden den Brutort danach verlassen. Es sei ja auch nicht so, als würde die Schlange einem auflauern und sich dann auf einen stürzen.

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Genau dies sollte man immer im Hinterkopf behalten. Denn vielmehr sind es die Menschen, die die Tiere bedrohen. Um zu überleben, seien Schlangen, wie alle anderen Tiere auch, auf geeigneten Lebensraum angewiesen. Nicht nur die voranschreitende Zerstörung der Umwelt zugunsten von Wohnungsbau und Infrastruktur spielt dabei eine Rolle. Auch stark eingezäunte Gärten, die sonst als Teillebensräume genutzt werden könnten, seien zu isoliert und für die Tiere nur schwer zugänglich.

Schlangen in Ruhe lassen und beobachten

Oft würden die Tiere auch grundlos angegriffen, so Eppler. Auch, dass sie übersehen und überfahren werden, komme vor. Dies lasse sich aber schwer vermeiden. Trotzdem können wir mit kleinen Gesten sicherstellen, dass die Tiere nicht unnötig gefährdet werden. Beim Wandern auf den Wegen bleiben, darauf achten, dass keine Unterschlupfe zerstört werden und Verstecke erhalten oder sogar im eigenen Garten errichten.

Sollte man also auf eine Schlange treffen, gilt es, Ruhe zu bewahren, sie in Frieden zu lassen und sich einen Moment Zeit zu nehmen, um sie zu beobachten. Dann erkennt man, dass diese Überlebenskünstlerinnen gar nicht so furchterregend, sondern ziemlich faszinierend sind. Sie gehören doch zur Natur dazu, man solle sich über sie freuen, betont Eppler. 

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