Rhein-Neckar. Es ist ziemlich genau zehn Jahre her, dass in der Pfalz erstmals eine Nosferatu-Spinne nachgewiesen wurde. Im Jahr 2015 war das. Damals noch ein absoluter Exot, hat sich die Art inzwischen fest in der Region und darüber hinaus angesiedelt. Experten bezeichnen sie inzwischen als heimisch. Der BA berichtete erstmals im Sommer 2022 über erste Sichtungen im Kreis Bergstraße. Damals häuften sich entsprechende Meldungen beim Nabu-Stadtverband Bensheim/Zwingenberg. Über soziale Medien berichteten Leser der Redaktion über Funde in Spinnen-Funde unter anderem aus Bensheim, Auerbach, Zwingenberg, Lorsch, Bürstadt und Modautal –zahlreiche Bilder inklusive. Doch schon vor dem „Hype“ um den auffällig gemusterten Achtbeiner in den Jahren 2022 und 2023 war das Tier in der Metropolregion Rhein-Neckar „deutlich weiter verbreitet, als bekannte Daten nahelegen“, sagt Zoologin Katharina Schneeberg.
Die Nosferatu-Spinne hält sich überwiegend in Häusern auf
Sie arbeitet für das Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim und hat in den vergangenen Jahren eine umfassende Datensammlung zur Nosferatu-Spinne angelegt, deren Ergebnisse nun vorliegen. Dass die Nosferatu-Spinne schon mindestens seit 2021 in großer Zahl hier gewesen ist, ist eine Haupterkenntnis ihrer Arbeit. „Grundlage hierfür ist die Erfassung der Art in der Pfalz mithilfe mehrerer Meldeaufrufe über Zeitungsartikel an die Bevölkerung“, resümiert Schneeberg. Auf die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger sei sie angewiesen gewesen, da ein klassisches Monitoring nicht möglich gewesen sei – denn die Nosferatu-Spinne kommt vorwiegend in Häusern vor.
Gerade einmal 20 Meldungen der Zoropsis spinimana, so der lateinische Name der Art, habe es im Februar 2021 in der Datenbank des Artenfinders gegeben, sagt Schneeberg. Nach den ersten Meldeaufrufen hätten sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 200 Personen gemeldet, die die Art beobachtet hatten. „Das wies auf eine deutlich weitere Verbreitung hin als angenommen.“ Durch einen Fernsehbeitrag und einen weiteren Meldeaufruf des Naturschutzbundes (Nabu) sei die Nosferatu-Spinne – die ihren Namen ihrer auffälligen, an den gleichnamigen Vampir erinnernden Musterung auf dem Leib zu verdanken hat – auch über die Region hinaus bekannt geworden. Bis November 2022 gingen so allein 2.300 Meldungen ein.
Invasionspotenzial kann weder ausgeschlossen noch bestätigt werden
Handelt es sich bei der Nosferatu-Spinne, die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet war, also um eine invasive Art? „Einige Meldende berichteten von einem Rückgang der zuvor regelmäßig beobachteten Großen Winkelspinne und Großen Zitterspinne“, berichtet Schneeberg. „Dieses Muster konnte jedoch nicht von allen Rückmeldenden bestätigt werden. Von daher kann ein Invasionspotenzial nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bestätigt werden“, sagt die Naturwissenschaftlerin.
Zoropsis spinimana
Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) war ursprünglich im Mittelmeerraum heimisch , ist mittlerweile aber auch in ganz Deutschland verbreitet.
Der Achtbeiner spinnt keine Netze, sondern fängt seine Beute laufend . Der Durchmesser kann mit Beinen bis zu acht Zentimeter betragen.
Ihren Namen hat die Spinne durch die Musterung auf dem Rücken , die im Umriss an den kahlköpfigen Vampir Nosferatu mit den dunklen Augenhöhlen erinnert.
Zoologin Katharina Schneeberg hat die Erkenntnisse aus ihrer Datensammlung zusammengefasst. In Kürze werden sie in der Zeitschrift „Mitteilungen der Pollichia“ veröffentlicht.
Aus den Erfahrungsberichten der Melderinnen und Melder ging laut Schneeberg hervor, dass häufig nach einer erstmaligen Nosferatu-Sichtung im Haus in der Folge weitere Spinnen beobachtet wurden. Ein Teil der Personen habe zudem berichtet, dass es vor dem Auftreten der Nosferatu-Spinne allgemein keinerlei Spinnen in dem jeweiligen Wohnbereich gegeben habe. „Einige“ Betroffene meldeten auch Bisse, deren Wirkung mit einem Mückenstich bis hin zu einem Wespenstich verglichen worden sei. „Die Umstände, bei denen es zu einem Biss kam, waren bei fast allen Berichten ähnlich – meist unvermittelt beim Versuch, die Spinne einzufangen oder beim versehentlichen Hineinfassen.“
„Einmal wurde mir berichtet, dass eine Spinne mit kochendem Wasser übergossen wurde“
Denn Panikmache führe letztlich dazu, dass die Spinnen getötet werden. Auf die Frage, was sie bei der Arbeit mit den Tieren am meisten überrascht habe, antwortet Schneeberg daher auch klar: „Der Umgang mancher Menschen mit Lebewesen hat mich sehr überrascht und zum Teil sprachlos gemacht. Einmal wurde mir berichtet, dass eine Spinne mit kochendem Wasser übergossen wurde.“
Hat man ein Exemplar entdeckt, sollte man die Spinne mit einem großen Glas und einem Stück Papier einfangen und ins Freie setzen, riet Werner Eck, Vorsitzender des NABU-Stadtverbands Bensheim/Zwingenberg in einem Bericht dieser Zeitung. „Diejenigen, die allerdings gegen Bienen- und Wespengift allergisch sind, sollten das anderen überlassen“, warnt der Bensheimer. Denn wenn sich die Spinne bedroht fühlt, zubeißt und ihr Gift abgibt, kann das für Allergiker gefährlich werden. In einem solchen Fall sollten Betroffene so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Bei Nicht-Allergikern sei es in der Regel beispielsweise mit dem Auflegen einer Zwiebelhälfte auf die betroffene Stelle getan.
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