Bergsträßer Bündnis organisiert Kundgebung gegen Rechtsruck

Bergstraße/Region. In Deutschland sind am Samstag mehr als hunderttausend Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. Rund 35 000 Menschen versammelten sich nach Polizeiangaben in Frankfurt am Main. In Heidelberg nahmen 18 000 Menschen an einem Aufzug teil. In Weinheim kamen auf dem Windeckplatz nach Schätzungen der Stadt 1000 Teilnehmer zusammen. Die Kundgebung stand in Weinheim und vielen anderen deutschen Städten unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“. Und diesem Motto schlossen sich in Weinheim so viele Menschen an, dass die Lautsprecher nicht weit genug Leistung bringen können. „Lauter!“ riefen die hinteren Reihen immer wieder.

Correctiv-Recherche als Auslöser für die Demonstrationen gegen Rechts

Auslöser für die bundesweiten Demonstrationen war eine „Correctiv“-Recherche, dass es in Potsdam ein geheimes Treffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern gegeben hat, bei dem auch über die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland gesprochen worden sein soll. „Kein Millimeter nach rechts“, „Kunterbunt ist besser als kackbraun“ und „Jetzt 2024 entschieden für Würde, Menschlichkeit und Demokratie“ stand am Samstag in Weinheim auf den Schildern, die einige Demonstranten in die eiskalte Winterluft strecken.

Auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte dazu: "Die AfD verachtet unser modernes Deutschland".

Im Kreis Bergstraße soll am kommenden Sonntag, 28. Januar, eine weitere Protestveranstaltung folgen. Ein breites Bündnis aus über 30 Initiativen, Verbänden und Vereinen ruft zur Kundgebung „Demokratie verteidigen – Bergstraße gegen den Rechtsruck!“ auf. Die Veranstaltung findet laut einer Pressemitteilung von 15 Uhr bis 16.30 Uhr am in der Parkanlage am Landratsamt in Heppenheim statt. Ob der Platz dort reichen wird, kann auch Manfred Forell vom „Bündnis Demokratie und Zivilcourage Vielfalt. Jetzt!“ nicht einschätzen.

1400 Menschen gegen Rechts auf die Straße gegangen

Die Initiative veranstaltet die Kundgebung federführend zusammen mit dem Verein „Fabian Salars Erbe – für Toleranz und Zivilcourage e.V.“. Üblicherweise kämen rund 200 Personen zu Veranstaltungen von „Vielfalt! Jetzt!“, er hoffe jedoch, dass es am kommenden Sonntag mehr sein werden, sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Als 2018 die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch zu einem Wahlkampftermin nach Auerbach kam, seien auch schon mal 1400 Menschen gegen Rechts auf die Straße gegangen, sagt Forell. Um den Normalbürger zu aktivieren, benötige es manchmal besondere Anlässe.

Dabei kam es damals auch zu Vorwürfen und einer Anzeige wegen Körperverletzung.

„Wir wollen ein großes Bündnis der Zivilgesellschaft aufrecht erhalten“, nennt er ein wichtiges Ziel. Dass das Bündnis Demokratie und Zivilcourage Bergstraße von zahlreichen unterschiedlichen Gruppierungen unterstützt wird, empfindet Forell daher als besonders wichtig. Mit dabei sind unter anderem die Katholische und die Evangelische Kirche, Gewerkschaften, Umwelt-, Wohlfahrts- und Menschenrechtsorganisationen sowie politische Parteien. Beim jüngsten Treffen des Bündnisses vor zwei Wochen hätten Vertreter von elf verschiedenen Gruppierungen teilgenommen.

"Demokratie verteidigen - Bergstraße gegen den Rechtsruck!"

Unter dem Motto „Demokratie verteidigen – Bergstraße gegen den Rechtsruck!“ soll am kommenden Sonntag in Heppenheim laut Ankündigung „ein starkes Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Solidarität“ gesetzt werden. Geplant sind Redebeiträge von Manfred Forell, Susanne Benyr (Stadtverordnetenvorsteherin Heppenheim, CDU), Franz Beiwinkel (DBG), Fridays for Future Bensheim, Lea Würsching (Schülervertretung Goethe Gymnasium Bensheim), Hilde Kille (DGB Frauen Bergstraße), Christian Stamm (Pfarrer der Katholischen Kirche Bensheim-Zwingenberg), Aylin Erdogan (Kreisschülervertretung Bergstraße), Kristina Imhoff-Schönherr (Welcome to Bensheim) und Salome Saremi-Strogusch (Fabian Salars Erbe e.V.).

„Angesichts der bevorstehenden Wahlen und der zu befürchtenden Erfolge der AfD sind wir alle aufgefordert, jetzt öffentlich zu handeln“, sagt Manfred Forell im Aufruf zu der Kundgebung. Gemeinsam soll demnach „ein Zeichen für Solidarität, Demokratie und Vielfalt“ gesetzt werden. kel/vm/dpa