Bensheim. Am Freitag hatte die Bewegung Fridays For Future (FFF) zum globalen Klimastreik aufgerufen. Mehr als 250 Demonstrationen waren dabei in ganz Deutschland angemeldet.
Unter dem Motto „Tomorrow is too late“, gingen die Demonstranten unter anderem in Darmstadt, Weinheim und Mannheim auf die Straße. Auch in Bensheim gab es eine Kundgebung.
Die prominente Aktivistin Luisa Neubauer hatte der Regierungskoalition im Bund aus SPD, Grünen und FDP vor dem globalen Klimastreik eine zu große Zögerlichkeit vorgeworfen. Auch auf ein Machtwort von Kanzler Olaf Scholz (SPD) zur Klimakrise warte man immer noch vergeblich. Nun, kurz vor dem Koalitionsgipfel der Ampelparteien, fand der globale Klimastreik statt.
Kritik an Politik und Konzernen
Ist der Streik in Deutschland eine Ansage an die Ampel-Politik der Regierung, so richtet sich die Nachricht weltweit an Konzerne, die nach Ansicht von FFF aus Profitgier agieren und dabei eine Zerstörung von Ökosystemen und des Klimas in Kauf nehmen. Dabei sei es die Verantwortung einer weltweiten „Klima-Gerechtigkeits-Bewegung“, den unzähligen Protesten beizustehen und diese zu unterstützen.
Als konkrete zu unterstützende Brandherde benennt die Bewegung beispielsweise den Widerstand gegen die East African Crude Oil Pipeline (EACOP) in Uganda und Tansania sowie den Widerstand gegen die Entwaldung und Bohren nach Öl im Amazonas-Gebiet. Der gemeinsame Nenner dieser Aktionen findet sich laut FFF in den Konzernen, die sich auf die Erschließung und das Nutzen fossiler Brennstoffe konzentrieren. Das Ziel, die weltweite Erwärmung des Klimas um eineinhalb Grad, das im Pariser Abkommen vereinbart wurde, sei mit solchen Methoden nicht vereinbar.
Autofahrer blieben gelassen
In Bensheim gingen junge Menschen unter dem Motto „#peoplenotprofit“ („Menschen, kein Profit“) auf die Straße. Die Gruppe organisiert in Bensheim seit 2019 regelmäßig Klimastreiks. Ziel sei dabei Entscheidungsträger - auf nationaler und internationaler Ebene - dazu zu bewegen, den Klimaschutz konsequent umzusetzen. Dazu liefen die Demonstrierenden durch die Bensheimer Innenstadt.
Ungefähr 400 Demonstranten waren angemeldet. Die Polizei schätzte die Teilnehmerzahl zum Start der Demonstration auf ungefähr 120 bis 150 Personen. Vor Beginn des Demonstrationszuges wurden eifrig Transparente und Schilder verteilt. „Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten noch Zeit“ oder „Es gibt keine Impfung gegen den Klimawandel“ war beispielsweise darauf zu lesen.
Vom Beauner Platz aus machten sich die Demonstranten auf den Weg Richtung Bahnhof. Dort bogen sie nach rechts auf die B 47 ab, folgten dieser ein Stück, ehe sie wieder am Parktheater einbogen und durch die Bensheimer Innenstadt zum Marktplatz liefen. Dabei riefen sie durchweg ihre Forderungen. „Nie wieder Kohle“ war ebenso zu hören wie das Verlangen nach Klima-Gerechtigkeit.
Ordner der Bewegung Fridays For Future Bewegung achteten darauf, dass nur eine Fahrbahn der Straßen benutzt wurde. Die Polizei sperrte die B 47 zwischen Bahnhof und Promenadenstraße kurzzeitig: Zehn Minuten später gab es bereits wieder freie Fahrt. Die Autofahrer nahmen es gelassen..
Am Marktplatz angekommen machten sich die Teilnehmer daran, ihre Inhalte sowie die ihrer Unterstützer wiederzugeben. Patricia Bolle von FFF machte den Anfang. Es war für sie ihre erste Rede, doch von ihrer anfangs erwähnten Aufregung war kurze Zeit später bereits nichts mehr zu spüren. Bolle ging es um eine Klarstellung der Verhältnisse. So habe auch das Verhalten einer einzelnen Person Einfluss auf den Klimawandel, der Großteil der Kohlendioxid-Emissionen komme jedoch von den Konzernen. Ihrer Meinung nach ist ein Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens wichtig, zur Lösung des Problems trage das allerdings nur bedingt bei. Es sei die Aufgabe der Politik, die Wirtschaft so zu regulieren, dass sie nicht klimaschädlich handele. Ihre Ausführungen wurden mit begeistertem Applaus der Menge quittiert.
Die Rolle der Wälder
Ebenfalls zu Wort meldete sich Horst Raupp vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Raupp wies darauf hin, dass Arbeit und Umwelt zusammengehörten. So habe sich der Ausbau erneuerbarer Energien bereits als „Job-Motor mit vielen neuen Arbeitsplätzen“ erwiesen. Zudem sei es das Ziel des DGB, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu verbinden. Der notwendige sozial-ökologische Umbau der Wirtschaft müsse aus der konsequenten Besteuerung von „Superreichen“ und großen Konzernen finanziert werden, forderte der Gewerkschaftssekretär.
Siegfried Graumann von der Greenpeace Gruppe Mannheim / Heidelberg machte bewusst, dass Wälder eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des Klimas spielen und das deren Abholzung den Klimazielen im Weg stehe.
Philipp Schönberger vom Klimabündnis Bergstraße und dem Verein Parents for Future hatte konkrete Ziele formuliert. So müsse in den Bereichen von Energie und Wärme ein Ausstieg aus Kohle und Gas erfolgen. Ein völliger Umstieg auf erneuerbare Energien sei sowohl möglich als auch vonnöten. Auch solle die Politik Verbrennerautos und Massentierhaltung verbieten und dafür sorgen, dass die Industrie klimaneutral arbeite.
Linn Christensen, vom Organisationsteam der FFF-Gruppe Bensheim, bedankte sich bei allen für die Unterstützung, ehe die Demonstration ihr Ende fand.
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