Bürgermeisterwahl

Bürgermeisterkandidat Stefan Juchems im Interview

Der unabhängige Kandidat Stefan Juchems erklärt, warum er sich um den Chefsessel im Zwingenberger Rathaus bewirbt und vor welchen Herausforderungen die Stadt steht.

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Michael Ränker und Eric Horn
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Bürgermeisterkandidat Stefan Juchems beim Gespräch mit der BA-Redaktion in seinem Wahlkampfbüro. © Thomas Neu

Zwingenberg. Am 23. Februar stehen in Zwingenberg neben den Bundestagswahlen auch die Bürgermeisterwahlen an. Stefan Juchems bewirbt sich als unabhängiger Kandidat um die Nachfolge von Holger Habich. Unterstützt wird der 52-jährige, Leiter des Referats Innenrevision im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, von der GUD und der SPD. Im folgenden Interview beantwortet Juchems die Fragen der BA-Redaktion.

Warum möchten Sie Bürgermeister in Zwingenberg werden?

Stefan Juchems: Die Antwort darauf möchte ich aus zwei Perspektiven beleuchten. Erstens wurde ich gefragt, ob ich kandidieren möchte. In einer Zeit, in der Demokratie nicht mehr selbstverständlich ist, sondern aktiv gestaltet und verteidigt werden muss, empfinde ich es als meine Verantwortung, mich einzubringen. Ich habe für mich entschieden, dass ich mich dieser Verantwortung nicht entziehen möchte. Zweitens habe ich mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt: Bin ich der Richtige für dieses Amt? Was bringe ich mit? Kann ich dieser Aufgabe gerecht werden? Ich habe mit meiner Familie, insbesondere meiner Schwester und meiner Partnerin, gesprochen, und die Reaktion war eindeutig: „Ja, du kannst das!“ Danach habe ich selbst reflektiert und festgestellt, dass meine Erfahrung aus fast 14 Jahren Verwaltungstätigkeit sehr hilfreich sein kann. Dazu kommt meine systemische Ausbildung, die es mir ermöglicht, Prozesse und Dynamiken in der Verwaltung ganzheitlich zu betrachten.

Für mich fühlt es sich gerade so an, dass ich aus vielen Seilen ein starkes Tau knüpfen kann. Bürgermeister zu sein, bedeutet in erster Linie, die Verwaltung zu leiten und die Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung umzusetzen. Hinzu kommt die Vorbereitung von Beschlussvorlagen zur Umsetzung von neuen Rechtsvorgaben. Auch die Zusammenarbeit mit dem Kreis, weiteren übergeordneten Behörden und Gremien gehört ebenso dazu wie die Akquise von Fördermitteln. Dazu braucht es klare Kommunikation, Personalführung und den Überblick über das große Ganze. Ich glaube, ich bin gut darin, zu strukturieren, Teams zu führen und zu motivieren, damit wir gemeinsam die gewünschten Ergebnisse erzielen. Und warum Zwingenberg? Weil es eine unglaublich schöne, lebendige Stadt ist! Sie vereint Historie mit Innovation, Tradition mit Dynamik. Diese Ambivalenz – das Miteinander von Alt und Neu – finde ich besonders reizvoll, und ich möchte dazu beitragen, diese Balance weiterzuentwickeln.

Sie treten als unabhängiger Kandidat an, obwohl Sie Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen sind. Warum treten Sie nicht als Grünen-Kandidat an?

Juchems: Das ist eine Frage, die mir oft gestellt wird. Die Nominierung durch eine Partei war nicht möglich, denn in Zwingenberg gibt es keinen Grünen-Ortsverband. Um zur Wahl zugelassen zu werden, habe ich 64 sogenannte Unterstützer-Unterschriften benötigt. Diese hatte ich vor allem durch die Unterstützung der GUD (Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie) und der SPD schnell zusammen. Das parteiübergreifende Engagement ist für mich ein starkes Symbol, denn am Tag der Bürgermeisterwahl findet auch die Bundestagswahl statt, bei der SPD und Grüne gegeneinander antreten. Bei der Wahl des Bürgermeisters geht es nicht um Parteipolitik, sondern um die Person, ihre Haltung, Erfahrungen und Fähigkeiten. Und auch für mich ist entscheidend: Ich kandidiere nicht für eine Partei, sondern für die Menschen in dieser Stadt. Die politischen Weichenstellungen finden im Stadtparlament statt – meine Aufgabe als Bürgermeister ist es, diese Entscheidungen in der Verwaltung umzusetzen. Ein Bürgermeister sollte unabhängig im Kopf sein, auch wenn er natürlich politische Prägungen hat. Meine Erfahrung in der Parteiarbeit hat mir ein gutes Verständnis für kommunalpolitische Prozesse vermittelt. Das hilft mir, weil ich weiß, was auf mich zukommt. Als Bürgermeister bin ich den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet – unabhängig von meiner politischen Ausrichtung.

Der Chefsessel im Zwingenberger Rathaus wartet auf einen Nachfolger. © Thomas Neu

Was macht Zwingenberg für Sie lebenswert, wo sehen Sie Stärken und Schwächen?

Juchems: Zwingenberg hat unglaublich viele Stärken und Ressourcen. Wenn man in die Stadt kommt, fällt einem natürlich zuerst die wunderschöne Altstadt ins Auge. Aber Zwingenberg ist weit mehr als das – es ist ein Ort, an dem Menschen leben, sich begegnen, Beziehungen aufbauen. Die Lebensqualität hier ist sehr hoch, und mein Ziel wäre es, sie mindestens zu erhalten – idealerweise sogar noch zu steigern. Was mir in den letzten Wochen besonders aufgefallen ist: Die Menschen hier sind offen, freundlich, lebensfroh und engagiert. Das ist nicht selbstverständlich. Ich kenne viele Orte, an denen das anders ist. Gleichzeitig sehe ich Potenzial, das weiterentwickelt werden kann. Mir geht es darum, dass die Bürgerinnen und Bürger nicht nur Ergebnisse vorgesetzt bekommen, sondern aktiv mitgestalten können. Beteiligung schafft Identifikation. Das ist wichtig für eine lebendige Stadtgesellschaft. Es gibt Themen, die ich in der Vergangenheit anders angegangen wäre.

Ob das Schwächen sind oder einfach andere Prioritäten, darüber kann man diskutieren. Das Thema Verkehr wird oft als Schwachpunkt genannt. Ich konzentriere mich nicht auf das, was schlecht läuft, sondern auf die Frage: Wie können wir es besser machen? Vielleicht ist das eine Prägung aus meinem Pflegeberuf: Man kann sich in Problemen verbeißen – oder man sucht nach Lösungen und nutzt Chancen. Ich entscheide mich für Letzteres. Mir geht es darum, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv mitgestalten können. Beteiligung schafft Identifikation.

Was sind die drei größten Herausforderungen für Zwingenberg in den nächsten Jahren?

Juchems: Eine der größten Herausforderungen ist die Klimaanpassung. Wetterextreme nehmen zu – Starkregen, Hitzeperioden, Stürme. Wir müssen als Stadt resilienter werden. Ein Beispiel ist die Wasserversorgung: Beim Bürgerentscheid 2008 haben sich die Bürgerinnen und Bürger von Zwingenberg dazu entschieden, bei der Versorgung mit Trinkwasser auch weiterhin einen eigenen Brunnen zu nutzen. Das wird bei einer Hitzeperiode sehr hilfreich sein. Ähnliches sollten wir bei der Entwicklung der Energieversorgung versuchen. Die zweite große Herausforderung ist die demografische Entwicklung. Unsere Gesellschaft wird älter, gleichzeitig fehlen Fachkräfte – besonders in Pflege und sozialen Berufen. Damit Zwingenberg lebendig bleibt, müssen wir Anreize für junge Familien schaffen: gute Kitas, attraktive Wohnangebote, Begegnungsorte für alle Generationen. Auch Geflüchtete brauchen Unterstützung, um sich hier einzuleben und Teil der Gemeinschaft zu werden. Die dritte Herausforderung sehe ich in der Art, wie wir Entscheidungen treffen. Wir müssen flexibler werden. Ich bin ein großer Freund von Pilotprojekten: Dinge ausprobieren, bewerten, nachbessern. Dabei können sich Meinungen bilden, entwickeln und in den weiteren Prozess einfließen.

Mit welchen dominierenden Themen sind die Bürgerinnen und Bürger im Wahlkampf an Sie herangetreten?

Juchems: Ein großes Thema ist die Hundewiese – ein sicherer Auslauf für Hunde, besonders angesichts der Schweinepest. Ich denke, das ist eine sinnvolle Maßnahme. Ein weiteres Thema ist die Folierung von Feldern – also Plastikabdeckungen in der Landwirtschaft. Hier gibt es Diskussionen über Ästhetik und Umweltverträglichkeit. Ich kann beide Seiten verstehen und sehe die Notwendigkeit eines Dialogs, um praktikable Lösungen zu finden. Der Straßenverkehr ist ebenfalls ein Dauerthema. Besonders an der B3 – etwa im Bereich der Schule – kommt es regelmäßig zu kritischen Situationen. Hier spüre ich den deutlichen Wunsch nach einer Veränderung. Auch unerwartet endende Radwege wurden mir gezeigt und als für alle Verkehrsteilnehmer gefährlich bewertet, vor allem der in Rodau. Was mich besonders freut, ist das starke Interesse an Bürgerbeteiligung. Viele Menschen möchten mehr mitgestalten. Genau das ist auch mein Ansatz: Politik sollte nicht über die Köpfe hinweg entscheiden, sondern gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern.

Welches dieser Themen liegt Ihnen besonders am Herzen?

Juchems: Ganz klar: Das Miteinander gestalten. Mir geht es nicht darum, einzelne Maßnahmen isoliert zu betrachten, sondern einen übergreifenden Ansatz zu verfolgen. Wo wollen wir als Stadt hin? Welche Schritte sind sinnvoll, um dieses Ziel zu erreichen? Ich denke nicht in fertigen Lösungen, sondern in Prozessen: Was bringt uns voran? Dabei ist es mir wichtig, offen zu bleiben, zuzuhören und gemeinsam mit den Menschen zu arbeiten. Das ist mein Verständnis von Politik – und das ist es, was mich antreibt.

Welche Eigenschaft bringen Sie mit, um an der Spitze der Verwaltung zu stehen?

Juchems: Ich bringe 52 Jahre Lebenserfahrung mit, darunter eine Ausbildung im Pflegeberuf, die mir viel Erfahrung im Umgang mit Menschen gegeben hat. Zudem habe ich in den letzten Jahren umfangreiche Verwaltungserfahrung gesammelt, insbesondere in der Prozessoptimierung und Qualitätssicherung innerhalb einer großen Verwaltungsbehörde. Das hat mir Einblicke in alle Bereiche der Verwaltung ermöglicht. Besonders wichtig ist mir die Bereitschaft zum Dialog – das ist eine Grundvoraussetzung, um Führungsverantwortung gerecht zu werden.

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Wie wollen Sie den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern pflegen und sie für Ihre Politik begeistern?

Juchems: Politik wird vom Parlament gemacht, meine Aufgabe ist die Umsetzung. Dabei möchte ich die Menschen beteiligen und bin ein großer Freund gemeinsamer Prozessgestaltung. Das bedeutet aber nicht, dass ich starr an bestimmten Formaten festhalte. Ich halte nichts von festen Sprechstunden. Ich richte mich lieber nach den Menschen und bin flexibel erreichbar. Außerdem ist es mir wichtig, selbst dorthin zu gehen, wo Themen entstehen. Vor Ort kann man sich ein besseres Bild machen, mit den Menschen ins Gespräch kommen und ihre Anliegen unmittelbar erfassen. Zudem bringe ich einen frischen Blick mit. Wenn man neu auf eine Situation trifft, sieht man Dinge anders und hinterfragt eingefahrene Routinen. Das kann helfen, neue Lösungen zu entwickeln.

Sie verfügen in der Stadtverordnetenversammlung nicht über eine eigene Mehrheit. Wie gehen Sie im Falle Ihrer Wahl damit um?

Juchems: Es geht nicht um Machtfragen oder festgefahrene Positionen, sondern um gemeinsames Gestalten. Wenn eine Idee überzeugt und ein gemeinsames Ziel erkennbar ist, dann ist es wichtig, den besten Weg dorthin zu finden. Ich sehe meine Rolle darin, Perspektiven zusammenzubringen und Kompromissfähigkeit zu fördern. Oft entstehen Konflikte, weil nur eine Seite betrachtet wird, beispielsweise das klassische Dilemma „Parkplätze oder Wohnbebauung“. Hier müssen wir die dahinterliegenden Bedürfnisse verstehen: Geht es um Mobilität, um Aufenthaltsqualität oder um Stadtentwicklung? Sobald man das Ziel definiert und priorisiert hat, kann man gemeinsam nach Lösungen suchen.

Jugendarbeit braucht nicht nur einen Bauwagen, sondern auch ein Konzept. Darüber besteht Einigkeit. Wie wollen Sie das Projekt zeitnah verwirklichen?

Juchems: Der Schlüssel liegt im Dialog mit den beteiligten Akteuren. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns mit allen Trägern der Jugendarbeit zusammensetzen und zunächst gemeinsame Werte und Ziele definieren. Wenn wir uns darauf verständigen, kann jeder schauen, welchen Beitrag er leisten kann – sei es im Sportverein, in der Feuerwehr oder in anderen Bereichen. Dann kann die Kommune ergänzen, was noch fehlt, damit ein rundes Konzept entsteht. Ich sehe den Bauwagen dabei als eine besondere Ressource. Seine Mobilität macht ihn flexibel einsetzbar – heute als Rückzugsort beim offenen Treff, morgen als Beratungsstelle in Rodau oder übermorgen als Anlaufpunkt bei einem Jugendfeuerwehr-Treffen. Diese Agilität sollten wir nutzen. Aber natürlich braucht es auch hauptamtliche Unterstützung, um die Jugendarbeit strategisch zu begleiten. Das ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam mit den Vereinen, Ehrenamtlichen und der Stadtverwaltung gestalten müssen.

Was kann auf kommunaler Ebene zur Energiewende und zum Klimaschutz beigetragen werden?

Juchems: Da gibt es viele Stellschrauben. Ein wichtiger Punkt ist die Wärmeplanung. Auch die Trinkwasserversorgung muss langfristig gesichert werden. Zudem müssen wir unsere Grünflächen und Hänge so gestalten, dass sie widerstandsfähiger gegen Starkregen oder Trockenheit sind. In der Energieversorgung gibt es große Potenziale. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die Überdachung des Parkplatzes an der Melibokushalle mit Solarpanels. Dadurch hätten wir zwei Vorteile: Zum einen eine Verschattung, die Autos vor Hitze schützt, und zum anderen eine nachhaltige Energiegewinnung. Eine Umsetzung über ein genossenschaftliches Modell könnte zudem Bürgerinnen und Bürger einbinden, die selbst keine Solaranlagen auf ihren Häusern installieren können. Ein weiterer Aspekt ist die Resilienz unserer Infrastruktur. All diese Maßnahmen stärken nicht nur den Klimaschutz, sondern auch unsere Krisenvorsorge und die Gemeinschaft vor Ort.

Eine kommunale Wärmeplanung für Kommunen unter 10.000 Einwohnern wird ab 2028 verpflichtend. Wie kann sich Zwingenberg jetzt schon darauf vorbereiten?

Juchems: Der erste Schritt ist, überhaupt die Entscheidung zu treffen, dass wir das Thema aktiv angehen wollen. Danach braucht es natürlich Fachwissen, denn ich bin kein Heizungsexperte oder Wärmeplaner. Das bedeutet, wir müssen ein Budget im Haushalt einplanen, um entsprechende Analysen und Planungen zu ermöglichen. Eine Überlegung wäre, ob wir uns einem größeren Verbund anschließen können – beispielsweise mit dem Kreis oder benachbarten Kommunen –, um Synergien zu nutzen. Sinnvoll wäre es, verschiedene Bereiche der Stadt individuell zu betrachten. Die Herausforderungen in der historischen Altstadt sind andere als in Rodau oder in Neubaugebieten. Die Wärmeplanung ist keine starre Vorgabe, sondern eine Orientierungshilfe für Bürgerinnen und Bürger. Mir ist dabei wichtig, dass wir diesen Prozess transparent gestalten und frühzeitig mit den Menschen in den Dialog gehen. Auch kritische Stimmen sollten wir ernst nehmen – sie sind oft wertvoll, weil sie auf Probleme hinweisen, die sonst übersehen werden könnten.

Die ehemalige Jugendherberge dient derzeit als Unterkunft für geflüchtete Menschen, der Keller der denkmalgeschützten Immobilie steht leer. © Thomas Neu

Zwingenberg hat dank seiner Rücklagen einen relativ stabilen Haushalt. Wie kann die finanzielle Situation langfristig verbessert werden, ohne die Grundsteuer zu erhöhen?

Juchems: Eine Grundsteuererhöhung will niemand, und ich sehe sie auch nicht als den ersten Lösungsansatz. Die Frage ist vielmehr: Wie können wir Einnahmen erhöhen? Gewerbesteuern sind eine Möglichkeit, aber sie sind schwer zu steuern. Es kann sein, dass wir Gewerbeflächen bereitstellen, die eigentlichen Steuerzahlungen aber an einen anderen Ort fließen, weil dort der Firmensitz ist. Zudem schwanken Gewerbesteuereinnahmen stark, wie wir in Nachbarkommunen sehen können. Deshalb sollte sich Zwingenberg nicht zu abhängig davon machen. Ein interessanter Ansatz ist, zu prüfen, wo die Stadtverwaltung selbst Einsparungen erzielen oder zusätzliche Einnahmen generieren kann. Auch Kooperationen mit anderen Kommunen könnten Effizienzsteigerungen bringen. Schließlich könnten wir auch über neue Einnahmequellen nachdenken, etwa die Erzeugung von Energie – zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden oder Parkplätzen. Natürlich muss das immer im Einklang mit Umweltverträglichkeit und wirtschaftlicher Effizienz geschehen. Da Zwingenberg kaum noch große Neubaugebiete entwickeln kann, ist eine Ausweitung der Wohnbebauung nur bedingt eine Lösung. Zudem bringt neue Bebauung auch höhere Infrastrukturkosten mit sich. Durch kluge Verwaltung und kreative Ideen lässt sich eine langfristig stabile Finanzsituation sichern.

Die Stadt hat die ehemalige Jugendherberge für einen Millionenbetrag erworben, bisher dient sie zur Unterbringung von Geflüchteten. Mittel- bis langfristig soll die denkmalgeschützte Immobilie jedoch anders genutzt werden. Wie gehen Sie das Thema an?

Juchems: Die Jugendherberge hat Zwingenberg gutgetan. Viele Menschen, die als Kinder oder Jugendliche dort übernachtet haben, erinnern sich später an den Ort und kommen vielleicht als Erwachsene zurück. Auch ich selbst nutze Jugendherbergen regelmäßig bei Chor- oder Orchesterreisen und finde sie eine großartige Möglichkeit, gemeinschaftliche Erlebnisse zu schaffen. Ich fände es daher wünschenswert, wenn das Gebäude wieder als Jugendherberge genutzt werden könnte – vielleicht mit einem besonderen Schwerpunkt, etwa Musik oder Sport. Die vorhandene Sportinfrastruktur in Zwingenberg könnte perfekt in ein solches Konzept integriert werden, so dass auch die örtlichen Vereine davon profitieren. Natürlich stellt sich die Frage, wer als Träger für eine solche Einrichtung infrage käme. Das ist eine gesonderte Diskussion. Aber grundsätzlich sehe ich in diesem Gebäude eine wertvolle Ressource, um einen Ort der Begegnung zu schaffen.

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Die Stadtverordnetenversammlung hat sich für mehr Tempo-30-Zonen auf der B3 ausgesprochen. Die Umsetzung scheiterte bisher an den übergeordneten Behörden. Wie wollen Sie die Geschwindigkeitsbegrenzung dennoch durchsetzen?

Juchems: Die Stadt ist dabei auf die Zustimmung der zuständigen Behörden angewiesen. Deshalb ist es wichtig, in den Dialog zu gehen mit der Frage: „Wie kommen wir gemeinsam zu einer guten Lösung, die von beiden Seiten akzeptiert wird?“ Was mir bereits aufgefallen ist: Ob Tempo 30 oder Tempo 40 – das ist natürlich eine Debatte wert. Aber was mir schon in einer ersten Phase reichen würde, wäre, wenn wenigstens Tempo 50 eingehalten würde. Ich werde mich gerne mit den zuständigen Behörden darüber austauschen, ob eine Tempoüberwachung leichter zustimmen können. Und dann wären wir auch gut vorbereitet, sollte das vorgegeben Tempo noch reduziert werden können.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf in Rodau?

Juchems: In Rodau ist bereits vieles gut aufgestellt. Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist der Radweg, der von Hähnlein kommend abrupt endet. Das ist ein gefährlicher Punkt, der leider bereits zu Unfällen mit Verletzungen geführt hat. Da besteht akuter Handlungsbedarf. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die Feuerwehr. Rodau braucht endlich wieder ein funktionierendes Gerätehaus. Außerdem muss das Dach des Dorfgemeinschaftshauses dringend saniert werden. Langfristig wird der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, welche weiteren Maßnahmen sinnvoll sind. Mein Eindruck aus verschiedenen Veranstaltungen ist, dass Rodau eine sehr engagierte Dorfgemeinschaft hat, die genau weiß, was sie will. Ein weiteres Thema sind die Erschließungskosten für den Klosterhof. Ich finde es wichtig, die betroffenen Bürger nicht einfach mit einem Bescheid im Briefkasten allein zu lassen. Stattdessen sollten wir den direkten Dialog suchen: Die Stadt sollte eine Informationsveranstaltung anbieten, bei der die Situation erklärt wird und gemeinsam über Lösungen gesprochen werden kann. Wichtig ist auch die Art der Kommunikation: Ein Bescheid sollte so formuliert sein, dass er von Anfang an Lösungen aufzeigt – etwa eine Ratenzahlung über einen längeren Zeitraum.

Wo sehen Sie Zwingenberg in sechs Jahren?

Juchems: Mein Wunsch ist, dass wir in sechs Jahren mindestens die Lebensqualität erhalten haben, die wir heute haben. Dass wir Lösungen gefunden haben, um unsere Stadt widerstandsfähiger zu machen. Und dass wir mit Stolz zurückblicken können und sagen: „Ja, es gab Herausforderungen, es lief nicht immer alles perfekt – aber insgesamt ist unser Zwingenberg ein lebenswerter Ort geblieben.“ Mir geht es nicht darum, in sechs Jahren ein konkretes Prestige-Objekt präsentieren zu können. Viel wichtiger ist mir, dass wir eine Stadt geschaffen haben, in der sich die Menschen wohlfühlen, in der sie sich engagieren und in der sie sich mit ihrem Zuhause identifizieren.

Was sind Ihre Lieblingsplätze in Zwingenberg und Rodau?

Juchems: Im Moment verbringe ich gerne Zeit in meinem Büro mit Blick auf das Rathaus. Wenn ich rausgehe, zieht es mich oft zur Mauer vor der Bergkirche. Dieser Ort hat für mich eine besondere Wirkung: Er erlaubt es, einerseits auf Details zu fokussieren und andererseits den Blick weit schweifen zu lassen. Das inspiriert mich, gibt mir Ruhe und neue Energie. In Rodau bin ich besonders gerne auf dem Begegnungshof der „Sonnenkinder“. Das ist ein großartiges Projekt, das ich bereits durch eigene Arbeitseinsätze unterstützen konnte. Ich habe dort tolle Menschen kennengelernt und finde es beeindruckend, was dort geschaffen wurde.

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