Parken

Zu wenig Parkplätze in Heppenheim

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fran/ü
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Am Mittwochvormittag konnte auf dem Graben noch geparkt werden, doch spätestens mit Beginn des großflächigen Aufbaus für die Stadtkirchweih müssen sich die Autofahrer auf ein noch knapperes Parkraumangebot in der Innenstadt einstellen. © Frank

Heppenheim. Nach zweijähriger Corona-Pause können die Heppenheimer in diesem Jahr wieder unbeschwert ihren geliebten Open-Air-Sommer genießen. Stichworte: Weinmarkt, Gassensensationen, Musikfestivals auf der Freilichtbühne und der Starkenburg, Festspiele oder die Stadtkirchweih, die am Freitagabend um 19 Uhr offiziell mit dem gemeinsamen Bieranstich durch Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), Pfarrerin Jasmin Setny und den katholischen Kaplan Valentine Ede eröffnet wird.

Doch so groß die Freude bei weiten Teilen der Bevölkerung über den wiedergewonnenen Party-Marathon im Herzen der Kreisstadt auch ist, so groß ist vielerorts der Ärger über die eingeschränkten Parkmöglichkeiten.

Autofahrer fühlen sich unsicher

Eine Kostprobe davon gibt es bereits am Mittwochvormittag, als die Aufbauarbeiten für die Stadtkirchweih am Graben gerade erst beginnen. Noch ist der Graben, der von Freitag bis Montag zur Partymeile werden soll, nicht für den Verkehr gesperrt – und auch das Parken ist noch möglich. Dennoch sorgt das rot-weiße Flatterband, das zwischen den Platanen baumelt, bei den Autofahrern schon für die eine oder andere Unsicherheit. Erschwert wird die Parkplatzsuche dadurch, dass die Parkflächen fast ausnahmslos besetzt sind.

Ein ähnliches Bild bietet sich nur wenige hundert Meter entfernt auf dem Parkhof: Auch hier sind Lücken Mangelware sowohl für Pkw als auch für Reisebusse, die dort regelmäßig halten. Kaum auszudenken, was hier in den nächsten Tagen los sein wird, wenn der Graben erst einmal gesperrt ist. Und schon der Gedanke an die bevorstehende Parkhof-Sanierung lässt in diesem Moment die Sorgenfalten auf der Stirn größer und größer werden. Kurz gesagt: Der Parkraum in Heppenheim ist äußerst knapp, nicht wenige sehnen das geplante neue Parkhaus an der Siegfriedstraße (B 460) herbei. Umso größer war zuletzt dann auch die Entrüstung, als die Stadt öffentliche Parkplätze in der Nordstadt an einen Privatmann verpachtete (wir berichteten).

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Die jüngsten Ereignisse rufen derweil die Heppenheimer Grünen auf den Plan. Schon seit vielen Jahren kritisieren Ortsverband und Fraktion den aus ihrer Sicht überhöhten Verkehr in der Stadt, der Mangel an Parkraum ist für die Grünen nichts anderes als eine logische Konsequenz.

Zwar befänden sich allein in der Heppenheimer Innenstadt rund 1700 öffentliche Stellplätze – gebührenfreie Parkplätze wie beispielsweise zwischen Gräffstraße und Erbacher Tal am Straßenrand nicht eingerechnet – , in Anbetracht der hohen Automobildichte sei es dennoch wenig erstaunlich, „dass für die Autofahrer subjektiv Parkplätze eine Mangelware darstellen“, heißt es in einer Mitteilung der Fraktion im Stadtparlament. Insbesondere dann, „wenn der Anspruch besteht, diese haben möglichst nahe am Zielort zu sein“.

17 500 Pkw in Heppenheim

Explizit rechnet der Fraktionsvorsitzende Franz Beiwinkel mit Verweis auf die Zulassungsbehörde des Kreises und das Kraftfahrtbundesamt vor: „Mit insgesamt rund 17 500 Pkw und folglich über 800 Pkw pro 1000 Einwohner über 18 Jahre liegt Heppenheim deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 686 Pkw pro 1000 Einwohner.“

Konflikt in der Nordstadt

Berechne man den Bedarf aller Heppenheimer Fahrzeuge, so summiere sich allein der für sie benötigte Platz auf die Fläche von 19 Fußballfeldern –„nicht einberechnet sind die Parkplatzbedarfe der Einpendler.“

Auch wenn der jüngste Konflikt in der Nordstadt aus Sicht der Grünen nur ein Detail darstellt, so ist er laut Beiwinkel „doch symptomatisch für die vielseitigen Erwartungen, die an den öffentlichen Raum gestellt werden“. So werde unter anderem die Bereitstellung von öffentlichen Parkplätzen vielerorts schon als „Gewohnheitsrecht“ angesehen, moniert der Fraktionsvorsitzende.

Und dieser Denkweise müsse entsprechend entgegengewirkt werden. Eine zukünftige Stadtplanung sollte deshalb – so die Sicht der Grünen – weniger auf Parkplatzbeschaffung ausgerichtet sein, sondern vielmehr „Ziele des Allgemeinwohls“ verfolgen.

Mehr Raum für Fußgänger

Anstelle zusätzlicher Parkflächen, bedürfe es neuer „Flächen mit Aufenthaltsqualität, Raum zum gefahrlosen Spielen, Platz für Begrünung, idealerweise schattenspendende Bäume oder Büsche, aber auch Flächen für Wohnungsbau“.

Und die Forderungen der Grünen gehen noch weiter: „Straßen müssen zukünftig viel mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer berücksichtigen“, Busse und Bahnen sollten künftig die Bedürfnisse nach Mobilität befriedigen.

„Dringend notwendig ist eine Schwerpunktverlagerung, weg vom Automobil“, heißt es.

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Für Beiwinkel und Co. stellt demnach auch die Elektromobilität unter dem Gesichtspunkt des Flächenbedarfes keine zukunftsträchtige Lösung dar.

„Wir erleben zur Zeit eine dramatische Energiekrise, die sich vordergründig am Gasmangel bemerkbar macht, sich letztendlich aber auf alle Energiequellen – und somit auch auf Diesel und Benzin – auswirken wird“, konstatiert der Fraktionsvorsitzende.

Nach Ansicht der Heppenheimer Grünen gibt es also viele Gründe für eine rasche Mobilitätswende – auf lokaler Ebene ebenso wie in der Bundes- und Weltpolitik. Den Autofahrern, die dieser Tage im Stadtgebiet händeringend einen freien Parkplatz suchen, hilft dies auf die Schnelle freilich nur bedingt. fran/ü

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