Heppenheim. Es ist der nächste kleine Schritt hin zur „Bahnstadt“, die Bürgermeister Rainer Burelbach für das Quartier östlich der Bahngleise vorschwebt: Der Bau von sechs Mehrfamilienhäusern auf einem an der Kalterer Straße zwischen Wiegand- und Niedermühlstraße gelegenen Grundstück, das früher Standort einer Buchbinderei war. Der Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (BUS) hat in seiner jüngsten Sitzung der zweiten Änderung des Bebauungsplans zugestimmt, im Rathaus ging es um die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit und der betroffenen Behörden sowie sonstiger Träger öffentlicher Belange.
Die Karlsruher Dr. Lickert GmbH will hier – nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt und auf einer früheren Gewerbegelände an der Kalterer Straße – 42 Wohnungen zur Verfügung stellen, sozial gefördert und vor allem für junge Familien mit kleinen Kindern gedacht. Geplant sind sechs viergeschossige Gebäude mit Flachdächern, in denen 15 Dreizimmerwohnungen mit Wohnflächen von 75 Quadratmetern, 20 Vierzimmerwohnungen mit jeweils 88 Quadratmetern sowie vier Fünfzimmerwohnungen mit 103 Quadratmetern, aber auch drei Wohnungen für Rollstuhlfahrer vorgesehen sind.
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Parallel zur Kalterer Straße sollen zwei der Häuser stehen, dahinter in Richtung Friedensstraße vier weitere. In jedem der Häuser werden sieben Wohnungen, alle mit Balkonen oder Terrassen, zur Verfügung stehen. Das Grundstück, auf dem nach dem Abbruch der alten Gewerbebauten zurzeit noch mehrere Hügel mit recyceltem Baumaterial zu finden sind, ist etwa 5000 Quadratmeter groß. Bebaut wird hiervon etwa die Hälfte der Fläche, die andere Hälfte soll so wie ein Teil der Flachdächer begrünt werden. Zur Ausstattung gehören Photovoltaik und Wärmepumpen und auch sonst sind die Häuser auf Energieeinsparung getrimmt, laut Lickert handelt es sich um die Kategorie „Effizienzhaus 40 Plus“.
Für die Bewohner sollen knapp 150 Abstellplätze für Räder (84 davon in geschlossenen Räumen), Parkplätze, auf denen das Regenwasser versickern kann, Abstellräume im Parterre (auf Unterkellerung wird aus finanziellen Gründen verzichtet) und ein Gemeinschaftsraum, in dem Platz für Familienfeiern oder Kindergeburtstage ist, zur Verfügung stehen. Gegen Lärm von den nahen Bahngleisen sollen Lärmschutzfenster helfen, außerdem die Schlafräume auf der Ostseite angelegt werden, vor der prallen Sonne sollen Alu-Rollläden schützen.
Auf einer Fläche von fünf mal fünf Metern waren Mineralöl-Rückstände entdeckt worden
Mit der Planung beauftragt ist das Ludwigshafener Planungsbüro Piske, und hier sieht man offensichtlich keine Probleme bei der Umsetzung. Auch wenn es Hinterlassenschaften der Vornutzer des Geländes gibt: Im Laufe der Jahrzehnte hatten sich hier nacheinander eine Maschinenfabrik, eine Metallwarenfabrik und die Buchbinderei angesiedelt. Eine Kontamination mit Quecksilber wurde bereits beseitigt, die Sanierung im Juni vergangenen Jahres abgeschlossen.
Eine weitere in einer Bodenanalyse nachgewiesene Verunreinigung erwies sich als räumlich stark begrenzt: Auf einer Fläche von fünf mal fünf Metern waren Mineralöl-Rückstände entdeckt worden. Dieses Areal soll jetzt bis hinunter auf Grundwasserniveau ausgebaggert werden. Ein Vorgehen, das auch den Vertreter der Grünen im BUS, Franz Beiwinkel, beruhigte, der sich nach dem Umgang mit diesem Problem erkundigt hatte.
Ein Wörtchen mitreden wird noch der Denkmalschutz, weil es rund um die künftige Baustelle eine Reihe von Häusern und Schuppen entlang der Bahnlinie gibt, die von historischer Bedeutung sein könnten. Aber auch hier erwarten die Planer keine größeren Beeinträchtigungen, ebenso wenig wie durch die Schallbelastung, die entlang der Kalterer Straße schon aufgrund des Bahnverkehrs unvermeidlich ist.
Ulrike Janßen (Fraktion LIZ/Linke), die den Bau von sozial geförderten Wohnungen begrüßt, die Art der Gestaltung aber seit der ersten Vorlage kritisiert und (unter anderem auch aus Schallschutzgründen) eine andere Verteilung der Häuser fordert, stimmte als Einzige gegen das Projekt, alle anderen Fraktionen wie in der ersten Beratungsrunde im vergangenen Jahr dafür.
Zuvor hatte Janßen noch einmal davon gesprochen, dass die künftigen Bewohner von der Stadt alleingelassen würden und „sehen müssen, wie sie klarkommen“ mit Schallbelastung „und viel zu wenig Grün“. Entlang der Kalterer Straße sind bislang vier Bäume vorgesehen, die aber, so die Vorlage, „auf die Baumpflanzungen gemäß der Stellplatzsatzung der Stadt Heppenheim angerechnet werden.“ jr/ü
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