Heppenheim. Wer hätte nicht gern weniger Bürokratie? Bei zwei – kleineren – Bauvorhaben in der Kreisstadt soll jetzt ein Weg gegangen werden, der den Bauherren einiges an Aufwand und Zeit ersparen könnte: Zum einen will Smurfit Kappa, die frühere Europakarton, am Erbachwiesenweg eine etwa 100 Quadratmeter große Halle errichten, zum anderen die Vitos gGmbH an der Ludwigstraße ein Wohnhaus zur zeitweisen Unterbringung von Ärzten und Pflegepersonal bauen.
Mithilfe einer „Klarstellungssatzung“, die im Bauausschuss mit großer Mehrheit gebilligt wurde, werden beide Projekte dem Innenbereich zugeordnet und damit Rechtsklarheit für die Areale geschaffen, die bisher auch dem Außenbereich hätten zugeordnet werden können.
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Ob Innen- oder Außenbereich vorliegt, hat gravierende Folgen für die Zulässigkeit Bauprojekten und das entsprechende Verfahren dazu. Mit den Satzungsbeschlüssen können sowohl Fabrik als auch Vitos auf einen Bebauungsplan verzichten und ihre Pläne zügig umsetzen. Wobei die kleine Smurfit Kappa-Halle, die auf dem Werksgelände südlich der Produktionshalle entstehen soll, wesentlich weniger Aufwand erfordern dürfte als das Projekt von Vitos, in das auch das Kreiskrankenhaus eingebunden ist.
An der Ludwigstraße soll – südlich an eine bestehende Häuserreihe angrenzend – ein Haus mit unterschiedlich großen Unterkünften entstehen, in dem frisch angeworbenes Klinikpersonal unterkommen kann. Das frühere Schwesternwohnheim von Vitos auf der Ostseite der Ludwigstraße wurde vor längerem abgerissen, die Personalnot der Kliniken hat inzwischen aber die Erkenntnis reifen lassen, dass die Aussicht auf eine Wohnmöglichkeit vor Ort die Entscheidung für eine Arbeitsaufnahme positiv beeinflussen kann.
Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) sprach in diesem Zusammenhang von einem „Glücksfall“ für die Stadt, hätte Vitos sein Gelände an der Ludwigstraße – das wesentlich größer ist als der jetzt betroffene Bauplatz – doch auch an einen Investor veräußern und die Stadt von der weiteren Entwicklung ausschließen können. Unterstützung für das Projekt – ein Bauantrag ist laut Burelbach vorbereitet, aber noch nicht eingereicht – kam von Jürgen Semmler (CDU), der die rechtliche Klarstellung lobte, und von Sonja Eck (SPD), die das Ganze „nicht auf die lange Bank schieben“ wollte.
Auch Franz Beiwinkel (Grüne) nannte es gut und richtig, dass die Unterkunft gebaut werde, forderte im Ausschuss aber ebenso wie Ulrike Janßen (LIZ.Linke) einen Bebauungsplan für das gesamte zwischen Ludwigstraße und Hirschhorner Straße gelegene Gebiet. Für den Erbachwiesenweg regte Janßen an, die von der Klarsetzungssatzung betroffene Fläche um einen Geländestreifen zu erweitern, und Beiwinkel sprach sich für einen Grünstreifen als optische Begrenzung zum Außenbereich aus.
Im Magistratsbericht hatte der Bürgermeister zu Beginn der Sitzung auf weitere Bauvorhaben in der Stadt hingewiesen. So wird die Werlestraße gesperrt für Umbauarbeiten am Landratsamt, in das Bahnhofsgebäude (die frühere Wartehalle) zieht ein gastronomischer Betrieb ein, und auch die Arbeiten im Amtshof nähern sich langsam, aber allmählich dem Ende. jr/ü
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