Energie

Nächste Runde in der Windrad-Diskussion in Heppenheim

Stadtverordnetenversammlung bringt mit großer Mehrheit eine neue Untersuchung für Heppenheim auf den Weg.

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rid/ü
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Im Kreis Bergstraße drehen sich verhältnismäßig wenige Windräder (wie hier am Kahlberg bei Hammelbach). Eine neue Untersuchung soll nun mögliche (neue) Standorte im Heppenheimer Stadtgebiet benennen. © Kopetzky

Heppenheim. Hat Heppenheim vielleicht doch Windkraft-Potenziale – entgegen anders lautender früherer Untersuchungen? Das soll nach mehrheitlichem Willen der Stadtverordnetenversammlung eine zu beauftragende Untersuchung des Regionalverbands Rhein-Neckar im Rahmen der Offenlage des Teilregionalplans Windenergie zutage bringen. Bis zum Jahresende soll bereits ein Zwischenbericht vorliegen. Ein entsprechender Antrag der Grünen-Fraktion wurde nach langer Debatte mit 25 Ja-Stimmen angenommen. Sechs Stadtverordnete stimmten mit Nein, fünf enthielten sich der Stimme.

Grünen-Fraktionsvorsitzender Franz Beiwinkel dankte zu Beginn der Aussprache dafür, dass das Abstimmungsergebnis in den Ausschüssen so positiv und einheitlich gewesen sei, er habe mit einer Grundsatzdiskussion gerechnet. Die gab es dann aber in der Stadtverordnetenversammlung.

„Wir brauchen unbedingt auch hier vor Ort Maßnahmen zur Energiewende“, so Beiwinkel. Der Co2-Ausstoß müsse deutlich minimiert werden. Mit Hilfe von Windkraft bestehe „die Möglichkeit, ein Stück energetische Autarkie zu erlangen“. Man benötige auch Energie vor Ort zur Stabilisierung des Netzes und dürfe sich nicht auf ihren Transport über Hunderte oder Tausende Kilometer hinweg verlassen. Klaus Bitsch (CDU) unterstrich die Sinnhaftigkeit des Antrags.

Ein klares Nein zum Antrag der Grünen kam von der FDP: Man müsse sich zwar Gedanken machen, wie man die Wende zur regenerativen Energie schaffen kann, „aber momentan geschieht das auf unsinnigen Wegen“, sagte Fraktionsvorsitzender Christopher Hörst. Man müsse sich als Kreis und Stadt zunächst einmal fragen, ob man seine Hausaufgaben bereits erledigt hat – und das ist seiner Meinung nach nicht der Fall.

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Der Liberale berief sich auf das Protokoll des Treffens des Klimabündnisses Bergstraße im Oktober 2023. In diesem wird aufgeführt, dass im Kreis Bergstraße „auf den derzeit ausgewiesenen Vorranggebieten ein Potenzial von bis zu 104 Windenergieanlagen“ bestehe. Eine Zahl, die seiner Meinung nach in Widerspruch zum derzeitigen Status quo steht: Gerade einmal 16 Windräder drehen sich im gesamten Kreis. Man solle die verbleibenden knapp 90 doch einfach erst einmal bauen, und dann könne man weitersehen.

Abgesehen davon hält er die geforderte Untersuchung für obsolet. Es gebe bereits eine aus dem Jahr 2019, die die Windressourcen in und um Heppenheim bis ins Detail aufschlüssele. Dabei gebe es hier nur zwei Stellen, die windkrafttechnisch in Richtung einer Rentabilität oder zumindest bedingter Rentabilität führten: den Bombach Richtung Laudenbach sowie den Kesselberg bei Scheuerberg. Hier gebe es allerdings FFH-Gebiete, Naturmonumente, gesetzlich geschützte Biotope oder Naturschutzgebiete, die einen Windradbau auch nach erneuter Analyse verbieten würden.

Abgesehen davon argumentierte Hörst: „Wir wollen keine Windräder in Heppenheim. Sie zerstören die Kulturlandschaft und rechtfertigen nicht den Eingriff in die Natur.“ Man sei nicht prinzipiell dagegen, andernorts wäre sie jedoch bedeutend effektiver. Die Grünen würden jedes Wohn- oder Gewerbegebiet durch den Fund geschützter Arten blockieren, „bei der Windkraft aber fallen alle Hemmungen“, da könne nach Belieben gerodet werden. Eine weitere Analyse, „die es schon gibt“, zu beauftragen, empfindet Hörst als gestohlene Zeit.

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Dagegen verwahrte sich Sonja Eck (SPD) und warf der FDP entgegen: „Es ist nicht okay, mit den Ängsten der Bürger zu spielen, das finde ich unter aller Sau.“ Man habe jetzt die Chance, ohne Kosten im Rahmen des Verbands Rhein-Neckar noch einmal prüfen zu lassen, wo Windkraft möglich wäre. Diese Chance solle man ergreifen, auch weil etwa beim Kesselberg das damalige Ausschlusskriterium – dichter Buchenwald – mittlerweile weg, dieser dem Klimawandel zum Opfer gefallen sei.

LiZ-Linken-Fraktionsvorsitzende Ulrike Janßen ergänzte, dass die Technologie der Windkraftanlagen sich in den vergangenen Jahren deutlich weiter entwickelt habe und diese längst viel effizienter seien. Susanne Marx (FDP) regte an, lieber gemeinsam nach „sinnvollen Lösungen“ zu suchen und dabei mehrere Alternativen, etwa die Geothermie, im Auge zu behalten.

Jürgen Semmler (CDU) fand moderate Töne. Einerseits hätten sich die Gründe dafür, warum in Heppenheim keine Vorrangflächen ausgewiesen wurden, nicht geändert, andererseits gebe es neue Technologien, so dass Windkraft auch in der Ebene Sinn machen könne. Das Ried hatte Hörst zuvor mit Blick auf Analysen im Teilplan Erneuerbare Energien des Regierungspräsidiums Darmstadt als Standort verneint. Janßen kündigte an, den LiZ-Linken-Antrag von 2022 noch einmal zu stellen, in dem die Fraktion Untersuchungen zum Thema Geothermie beantragt hatte. rid/ü

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