Tierseuche

Die Schweinepest breitet sich auch in Heppenheim weiter aus

Mehr als 60 tote Wildschweine wurden letzte Woche im gesamten Kreisgebiet gefunden. Die Überwachung der Wildschweinpopulation und verendeten Tiere ist schwierig.

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jr/ü
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Fundort Tongruben: Allein in der vergangenen Woche wurden 17 Wildschweinkadaver im Naturschutzgebiet nördlich des Jochimsees gefunden. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Die Afrikanische Schweinepest wütet weiter, und das auch im Kreis Bergstraße und nicht zuletzt in der Kreisstadt. Wie schlimm die Situation trotz monatelanger Bemühungen um eine Begrenzung der Seuche nach wie vor ist, zeigen jüngste Funde im Naturschutzgebiet Tongruben: Hier wurden allein in der vergangenen Woche 17 Wildschweinkadaver entdeckt und durch ehrenamtlich tätige Jäger sowie Mitarbeiter der Stadt und des Veterinäramtes geborgen. Insgesamt, heißt es aus dem Rathaus, waren es in diesem Bereich zwischen Jochimsee im Süden und dem Meerbach im Norden bislang rund 40 Tiere, die der Schweinepest zum Opfer fielen.

Elektrozäune sollen Wanderung des Wildes verhindern

Wer sich in diesen Tagen rund um das rund 92 Hektar große, zwischen Heppenheim und Bensheim gelegene Naturschutzgebiet bewegt, stößt überall auf Elektrozäune, die vor allem das Schwarzwild daran hindern sollen, sich in neue Reviere aufzumachen und damit das tödliche Virus weiter zu verbreiten.

Im Naturschutzgebiet, das in längst vergangenen Jahrzehnten zum Abbau von Ton genutzt und später renaturiert wurde, herrschen prinzipiell ideale Bedingungen für die Wildschweine, die hier nicht nur ausreichend Nahrung, sondern im dichten Unterholz auch viele Möglichkeiten finden, sich zu verbergen.

Es ist deshalb nicht leicht, sich einen Überblick über die Population zu verschaffen, und noch schwerer, am Virus verendete Tiere zu finden.

Um die Kadaver in dem zum Teil schwer zugänglichen Naturschutzgebiet überhaupt zu finden, wurden nicht – wie vielleicht zu vermuten wäre – Drohnen genutzt.

Sondern, so der hauptamtliche Kreisbeigeordnete und für das Veterinäramt zuständige Dezernent Matthias Schimpf (Grüne), speziell ausgebildete Kadaversuchhunde, die bei einer gezielten Suchmaßnahme des Landes Hessen zum Einsatz kamen.

Insgesamt, so Schimpf weiter, wurden in der vergangenen Woche im Kreis mehr als 60 tote Wildschweine gefunden, geborgen und nach Lampertheim-Hüttenfeld transportiert, wo sie über die Firma SecAnim GmbH unschädlich beseitigt wurden.

Nicht jeder hält sich an Vorschriften

Die ersten Funde in Heppenheim waren laut Stadtverwaltung am 27. Dezember im Bereich Tongruben gemacht worden, andere Teile der Kreisstadt – vor allem am Schlossberg gab es in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der Wildschweinpopulation – waren bislang nicht betroffen.

Ein großes Problem bei der Eindämmung der Seuche ist nach wie vor das Verhalten mancher Menschen, die sich – ob mit oder ohne Hund – nicht an die vorgegebenen Wege halten und auch die Vorschrift, Hunde an der Leine zu führen, ignorieren.

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Wird man erwischt, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit und man muss mit einer Geldbuße rechnen.

Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, zur Kasse gebeten zu werden, offensichtlich nicht allzu groß: Laut Kreis sind die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden für die Kontrolle zuständig, und aus dem Rathaus heißt es hierzu, dass „im Zuge der Streifenfahrten“ kontrolliert werde.

Es bleibt der Appell an die Vernunft. Die Afrikanische Schweinepest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die für den Menschen zwar ungefährlich ist, von der jedoch sowohl Haus- als auch Wildschweine betroffen sind.

Die Übertragung der Krankheit von Tier zu Tier erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, durch die Aufnahme von Speiseabfällen, aber auch durch andere indirekte Übertragungswege. jr/ü

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