Gastronomie

Warum hat es das Gossini so schwer?

Das Lokal am Graben bietet beste Voraussetzungen, dennoch hat die Suche nach Pächtern zweieinhalb Jahre gedauert

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kes/ü
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bhe Heppenheim. Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis das ?Gossini? am Graben in Heppenheim neue Pächter gefunden hat. Vorn der Till auf dem Fastnachtsbrunnen. Archivbild: Astrid Wagner © Astrid Wagner

Heppenheim. Vielseitig nutzbare Räume, Biergarten, moderne Ausstattung, mitten in der Stadt gelegen und Parkplätze direkt vor der Tür: Das Gossini hat alles, was das Gastronomen-Herz begehrt. Damals, als das Gebäude noch als Vereinsheim diente, da standen die Wirte Schlange. Doch davon kann beim jüngsten Pächterwechsel keine Rede sein.

Schon im Mai 2022 hatte Adem Alsancak angekündigt, den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen abgeben zu wollen. Eine intensive Suche nach einem Nachfolger begann, doch sie blieb erfolglos. Im November teilte der Gastronom dann mit, dass Ende 2024 Schluss ist. Das Entsetzen bei den Heppenheimern war groß. Inzwischen ist klar: Es geht weiter. Die neuen Pächter heißen Benjamin Maicher und Max Papenberg. Aufatmen in der Stadtgesellschaft.

Für die lange Suche nach Pächtern gibt es einige Erklärungsansätze. Christine Friedrich hat als Leiterin der Geschäftsstelle Südhessen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) mit Sitz in Heppenheim intensive Einblicke in die Nöte der Gastronomen. „Zunächst einmal haben sich viele Betriebe nicht von der Coronapandemie erholt.“ Auch hätten sich in der Zeit viele Gäste ihr Zuhause schön eingerichtet, gingen nicht mehr so oft aus.

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Auch wegen der Wirtschaftskrise. „Die Leute haben nicht mehr so viel Geld zur Verfügung.“ Für Gastronomen bedeutet dies weniger beziehungsweise weniger verlässliche Einnahmen. „Wer viele Rechnungen bezahlen muss, scheut das Risiko.“ Neben der Pacht sind es auch kleine Dinge, die sich aufsummieren können, weiß die Expertin. „GEZ, Gema, Schulungen für Hygiene, Trinkwasseruntersuchungen – um nur ein paar Beispiele zu nennen.“ Auch Mitarbeiter wollen gefunden werden.

Hinzu komme die überbordende Bürokratie. Gastronomen müssen Putzlisten führen, Temperaturkontrollen nachweisen und dergleichen mehr. „Das kostet unheimlich viel Zeit“, sagt Friedrich. Und Zeit ist Geld, dann nämlich, wenn dafür jemand eingestellt werden muss. Ihr Fazit: „Unternehmer zu sein, wird einem nicht leicht gemacht.“

Was die Bürokratie angeht, stimmt Benjamin Maicher zu. „Der Aufwand ist sehr hoch.“ Das Einholen von Genehmigungen dauert lange und ist mühsam. Gewerbeanmeldung, Schankerlaubnis, Geschäftskontoeröffnung. „Das erschwert uns den Start.“ Doch er ist zuversichtlich, bis zur geplanten Eröffnung Mitte März alles beisammen zu haben.

Beim Thema Mitarbeiter macht sich Maicher keine Sorgen. Er bringt 25 Jahre Erfahrung in der Gastronomie mit und weiß: „Das Arbeitsumfeld muss attraktiv sein. Wir wollen den zukünftigen Mitarbeitern ein entsprechendes Paket schnüren.“ So streben sein Partner und er etwa eine Kooperation mit einem Fitnessstudio an, weitere Benefits wie Tankgutscheine sind möglich. „Wir führen gerade viele Gespräche.“ Was den Service angeht, sind die neuen Pächter schon jetzt gut aufgestellt. Noch fehlen allerdings Koch und Beikoch.

Größerer Fokus auf Events

Auch die künftige Auslastung des Gossini bereitet dem 37-Jährigen keine Kopfschmerzen. „Wir nehmen wahr, dass die Leute durchaus weggehen wollen.“ Nur fehle oft das passende Angebot. Kleine Restaurants gebe es genug, „aber da gibt es oft kein Abendgeschäft. Auch der Platz, den wir für Veranstaltungen bieten können, ist einmalig.“ Er ist überzeugt: „Heppenheim braucht das Gossini.“

Da wollen Papenberg und Maicher anknüpfen. „Wir werden uns stärker auf Events konzentrieren“, so Maicher. Wein-, Gin- oder Whiskeytastings soll es geben, auch Krimidinner oder Barkurse sind möglich. Dazu freitags eine Wein- und Bierstunde, zu der Gäste auf einen Absacker zusammenkommen und dazu eine Kleinigkeit essen können.

Mit den Verpächtern, dem Ehepaar Hans-Jürgen und Gisela Goss, ziehen die Neuen an einem Strang. „Wir sind begeistert, wie das gelaufen ist“, so Maicher. Das ehemalige Vereinsheim auch als Treffpunkt für Vereine und Gruppen zu erhalten, sei das gemeinsame Ziel – und zwar unter Aufbietung von traditioneller deutscher Küche mit internationalem Flair. Wie bisher soll auch künftig regional, frisch und saisonal gekocht werden. Diese Vorstellung hatten wohl nicht alle Interessenten geteilt, die sich das Gossini angeschaut haben. Auch daran sei wohl eine frühere Einigung gescheitert.

Maicher und Papenberg, die lange nach einer Location wie dieser gesucht haben, sind froh, dass es in Sachen Pächterwechsel keinen Schnellschuss gab. „So, wie wir das vorhaben, wird das Gossini ein Alleinstellungsmerkmal für Heppenheim.“ kes/ü

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