Forum Kultur

Rückkehr in den Heppenheimer Kurfürstensaal

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fran/ü
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Heppenheim. Fast drei Jahre ist es nach Angaben von Martin Fraune her, dass letztmals ein Kammerkonzert von Forum Kultur an seinem angestammten Platz im Kurfürstensaal des Amtshofs stattfinden konnte. Bedingt durch den Umbau des gesamten Gebäudeensembles zu einem modernen Kulturzentrum in historischen Gemäuern wurden in den vergangenen Jahren übergangsweise die evangelische Christuskirche oder der Saalbau als Konzertstätten genutzt. Mit dem Flair des Kurfürstensaals seien beide Orte gleichwohl nicht vergleichbar, wird der Spartenchef des Vereins nicht müde zu betonen.

Umso größer ist bei Fraune, aber auch dem gesamten Vorstand um den Vorsitzenden Christoph Hussong nun die Freude, dass dem Verein der auf Vordermann gebrachte Kurfürstensaal am kommenden Freitag, 20. Januar, für ein klassisches Konzert wieder zur Verfügung steht – obwohl die Umbauarbeiten noch längst nicht abgeschlossen sind.

Wer dieser Tage am Amtshof vorbeiläuft, sieht nach wie vor in erster Linie einen abgehängten Baustellenzaun. Und auch der Blick in den Innenhof lässt nur bedingt darauf schließen, dass an diesem Ort schon in wenigen Tagen wieder ein Konzert stattfinden kann. Schutt, alte Holzbretter, ein großer Bagger sowie zahlreiche Container zeugen vielmehr von einer andauernden Bautätigkeit. Auch, dass die neue Bühne mitsamt ihren Treppenstufen bereits zweifellos als solche zu erkennen ist, kann darüber kaum hinwegtäuschen. Wie also ist es möglich, dass das kulturelle Leben schon jetzt in den Kurfürstensaal zurückkehrt, während beispielsweise der städtische Neujahrsempfang aufgrund der andauernden Arbeiten noch einmal abgesagt wurde? Die Antwort liefert Erste Stadträtin und Baudezernentin Christine Bender (SPD): „Zumindest der Saal ist bereits fertig, der Boden wurde im Dezember abgeschliffen und neu versiegelt.“ Im Zuge der Sanierungsarbeiten sei zudem ein neuer Schaltkasten installiert worden, „sodass die Leuchten jetzt dimmbar sind“, so Bender. Dies sei ein großer Wunsch auch von Forum Kultur gewesen.

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Gleichwohl müssten der Verein und seine Gäste am nächsten Samstag noch so manche Beeinträchtigung in Kauf nehmen, fügt Bender hinzu. „Das Treppenhaus wird sich noch im Rohbau befinden. Wir müssen deshalb klären, wie genau der Zugang zum Kurfürstensaal erfolgen wird“, sagt sie mit Blick auf die Sicherheit von Musikern und Besuchern. Eine Option sei der Zugang über die Mühlgasse, eine zweite „ein kurzzeitiger Eingang über die Seite“. Doch das Wichtigste sei: „Der Aufzug funktioniert.“ Dass diese Einschränkungen den Ablauf des Konzerts oder die Organisation stören könnten, glaubt Bender nicht. „Die Frage des Zugangs sollte meiner Meinung nach das geringste Problem sein. Viel wichtiger ist doch, dass der Saal überhaupt wieder genutzt werden kann.“

Dies gilt freilich nicht nur für den Saal, den Forum Kultur auf seiner Homepage für seine „ausgezeichnete Akustik“ lobt, sondern auch für den „bei Gastpianisten äußerst beliebten Steinway-Flügel“. Besagter Flügel wurde zuletzt vor dem anfallenden Staub geschützt und in den Bereich der Fraktionsräume verschoben. Am Freitag wird er jedoch wieder an seinem angestammten Platz inmitten des Festsaals stehen.

Für die Interpretinnen des Konzertes am 20. Januar eigne sich „der gewohnte Rahmen“ ideal, konstatiert Martin Fraune. „Die drei Streicherinnen Franziska Hölscher (Violine, BILD: Marco Borggreve), Tanja Tetzlaff (Cello, BILD: Neda Navaee) und Sindy Mohamed (Viola, BILD: Nikolaj Lund) sind jeweils gefragte Einzelsolistinnen und Kammermusikerinnen“, erklärt der Spartenchef. Sindy Mohamed vertritt Wen Xiao Zheng, der kurzfristig eine Verpflichtung in seinem Orchester übernehmen musste.

Fraune gewährt auch schon einen Einblick ins Konzertprogramm: Los geht’s mit einer Auswahl der sechs Präludien und Fugen für Streicher KV 404a von Wolfgang Amadeus Mozart, beendet wird der Auftritt des Streichtrios mit einem „Unikum“, wie der Musikwissenschaftler Alfred Einstein das Streichtrio KV 563 von Mozart einst genannt hat. „Damit kommen sämtliche Werke, die Mozart für ein Streichtrio geschrieben hat, zur Aufführung“, so Fraune. Mit einem Duo von Beethoven sei zudem ein für seine Besetzung signifikantes Werk zu hören. Vervollständigt wird das Programm mit einer Sonate von Maurice Ravel. fran/ü

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