Erinnerung

Der Nathan-Friedmann-Platz in Heppenheim ist eingeweiht

Er befindet sich vor dem früheren Synagogengelände und hat nun einen neuen Namen bekommen. Über den Namensgeber.

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dj/ü
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Bürgermeister Burelbach begrüßt die Gäste zur Platzeinweihung. Noch ist das neue Schild mit einem Tuch behängt. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Das frühere Synagogengelände am Starkenburgweg bekommt eine neue Adresse und damit auch die Heppenheimer Bürgerstiftung, die das Gelände pflegt.

Der Platz davor, der über eine Steintreppe hinauf zum Synagogengelände führt und Eingang zum Eisenpfad ist, hat auf Antrag des Vereines Stolpersteine jetzt den Namen Nathan-Friedmann-Platz erhalten.

Svetlana Roginsky spielt zur Einstimmung Querflöte

Nathan Friedmann war Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde in Heppenheim. An diesem Platz am Fuße des Schlossberges mit Sitzgelegenheit und Bronzeschild in Erinnerung an die Synagoge sowie Bildstock laufen Starkenburgweg, Bensheimer Weg und Herrmannstraße zusammen. Für die Einweihung des Platzes mit einem blauen Straßenschild wurden von der Stadtpolizei die Zufahrten zum Starkenburgweg gesperrt.

Auf dem Kopfsteinpflaster waren Stehtische aufgestellt und ein Mitarbeiter der Stadt schenkte Wein aus. Neben Stolperstein-Mitgliedern waren auch einige Anwohner gekommen, die von der Stadt eingeladen waren. Zur Einstimmung auf die Einweihung spielte Svetlana Roginsky auf der Querflöte das Stück „Kadish“ von Maurice Ravel. Bürgermeister Rainer Burelbach begrüßte die Gäste und dankte dem Verein Stolpersteine für den Namensvorschlag, der in den Magistrat getragen wurde. „Es war schwierig, eine Entscheidung zu treffen.

Ursprünglich wollten wir neue Straßen nicht mehr mit Personennamen versehen“, sagte Burelbach. Hinterher käme über Personen doch immer etwas raus, was zur Änderung des Straßennamens führe. Es sei selten, dass in einer bebauten Stadt Plätzen noch einmal Namen gegeben werden. Die Nachbarn bräuchten sich keine Sorgen machen, dass sie ihre Adresse ändern müssten.

Tatsächlich sei es kein richtiger Platz, sondern ein Zusammenlaufen verschiedener Straßen. Gemeinsam mit Sabine Fraune, Vorsitzende des Vereines Stolpersteine, enthüllte er das blaue Namensschild „Nathan-Friedmann-Platz“ mit dem Informationszusatz „Nathan Friedmann (1869 – 1940), Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde von 1905 - 1938“.

Einst Kantor und Vorbeter in Heppenheim

Fraune dankte der Stadt für die Umsetzung. Dies zeige, dass in Heppenheim die Gedenkarbeit gelebt werde. Nach der Enthüllung spielte Roginsky die hebräische Melodie „Zener Azuv“ des israelischen Komponisten Juri Povolotsky, die übersetzt „Trauriges Lied“ heißt. Im Jahr 1905 war Nathan Friedmann mit seiner Frau Sarah (geb. May aus Roßdorf) und den drei Söhnen Sally, Hugo und Ludwig nach Heppenheim gekommen. An der Oberrealschule unterrichtete Nathan Friedmann mit acht Wochenstunden. Auch die eigenen Kinder besuchten die Oberrealschule.

An der Synagoge wirkte Nathan Friedmann als Kantor und Vorbeter bis kurz vor ihrer Zerstörung durch Heppenheimer Bürger in der Pogromnacht des 9. Novembers 1938.

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Von seinem Haus an der Lorscher Straße 23 ging er zur Synagoge. Für die Kinder hatte er immer ein „Gutsje“ in der Tasche. Auch in Birkenau unterrichtete Friedmann von 1915 an jüdische Kinder. Nachdem es zu Streitigkeiten gekommen war, wurde der Vertrag mit der jüdischen Gemeinde in Birkenau 1920 beendet.

Bevor es zur Zerstörung der Synagoge kam, hatte Nathan Friedmann das Haus, das er nach dem Tod seiner Frau alleine bewohnte, verkauft, und zog in ein Altersheim in Frankfurt. Er starb am 27. Dezember 1940 im israelitischen Krankenhaus in Frankfurt an Bronchialkrebs und Herzschwäche. Auf dem Neuen jüdischen Friedhof in der Eckenheimer Landstraße wurde er beigesetzt. dj/ü

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