Gesundheit

So steht es um das MVZ in Heppenheim

Nachdem das Medizinische Versorgungszentrum in Lindenfels schließen soll, kommen Fragen nach dem in der Kreisstadt auf. Die Lage des MVZ Heppenheim im Überblick.

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bib/ü
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Das Medizinische Versorgungszentrum in Heppenheim ist eine Praxis für Chirurgie, Gefäßchirurgie und Proktologie. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Der Schock saß tief, als vor wenigen Wochen klar wurde, dass das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Lindenfels Ende des Jahres schließen soll.

Das MVZ ist eine von zwei Betriebseinheiten der Medizinischen Versorgungszentren am Kreiskrankenhaus Bergstraße. Die zweite Einheit ist das MVZ am Kreiskrankenhaus in Heppenheim. Wie steht es um dessen Zukunft?

Nachwuchskräfte fehlen vor allem auf dem Land

Während das MVZ in Lindenfels eine Praxis für Allgemeinmedizin ist, hat jenes in Heppenheim einen anderen Schwerpunkt. Dort geht es um Gefäßchirurgie und Labormedizin. Aufgrund der unterschiedlichen Praxisschwerpunkte und Voraussetzungen seien die beiden Praxen nicht miteinander vergleichbar, erklärt Cathrin Müller, Sprecherin des Kreiskrankenhauses. Da es sich um zwei eigenständige Praxisbetriebe handelt, ist das MVZ nicht von der Schließung in Lindenfels betroffen. Zudem ist auch generell keine Schließung geplant.

Dass das MVZ in Lindenfels schließen soll, ist für die Odenwaldkommune ein herber Schlag. Es ist derzeit die einzige Praxis für Allgemeinmedizin in der Stadt. Zwar ist man aktuell damit beschäftigt, eine Lösung für die Zukunft zu finden, doch konkrete Neuigkeiten gibt es noch nicht. Dennoch verstärkt die Entwicklung die Sorge, dass wieder einmal die medizinische Versorgung auf dem Land schlechter wird und Nachwuchskräfte nicht den Weg aufs Land finden.

Enge Budgets und Digitalisierung als Herausforderungen

Zuletzt war es auch in der Kreisstadt unruhig bezüglich der Hausarztversorgung geworden. Hausärztin Mareile Geiß schloss im Herbst 2023 ihre Praxis, die übrigen Hausärzte warnten Ende 2023 vor einem „Praxiskollaps“. Bürokratie, enge Budgets, Regresse und Digitalisierung sind große Herausforderungen im Praxisalltag und stellen immer wieder vor Probleme. Inzwischen hat sich die Situation ein wenig beruhigt. Während lange Zeit die Neuaufnahme in der Gemeinschaftspraxis von Dr. Jens Braun und Margot Siebein nicht möglich war, wurde dies nun vor einigen Wochen beendet. Ab sofort freue man sich wieder über neue Patienten, schreibt die Praxis auf ihrer Homepage.

Einen hohen Arbeitsaufwand – sei es durch Bürokratie oder hohes Patientenaufkommen – gibt es aber weiterhin. „Zeitweise besteht bei uns ein erhöhtes Anrufaufkommen, sodass Sie uns mitunter erst nach vielen Versuchen erreichen“, lautet etwa ein weiterer Hinweis auf der Webseite.

Versorgungsgrad liegt bei 83,12 Prozent

Wirft man einen Blick auf die Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), so gibt es derzeit nicht genug Hausärzte in der Kreisstadt. Die KVH rechnet mit 26.946 Einwohnern in der Kernstadt sowie den Stadtteilen. Mit Stand 1. Juli 2024 gab es 13,75 Hausärzte. Rein rechnerisch würden also 1.960 Einwohner auf einen Hausarztsitz fallen. Der Zielwert für die Anzahl an Patienten pro Hausarzt liegt für Heppenheim jedoch bei 1629. Somit versorgt ein einzelner Arzt also über 300 Patienten mehr als vorgesehen. Rechnerisch liegt der aktuelle Versorgungsgrad somit bei 83,12 Prozent.

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In der Realität sieht das natürlich alles etwas anders aus. Patienten einer Praxis kommen nicht zwangsläufig alle aus der Kommune, in der die Praxis sitzt, ebenfalls geht nicht jeder Bürger in seinem Wohnort zum Arzt.

In den benachbarten Kommunen sieht der Versorgungsgrad jedoch nicht gerade besser aus. In Lorsch etwa beträgt der rechnerische Versorgungsgrad gerade mal 65,89 Prozent, in Bensheim sind es immerhin 94,96 Prozent. bib/ü

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